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Boccia-WM: Gute Leistungen, doch die Ziele verpasst

Thomas Knoth im Duell mit dem späteren Vizeweltmeister Kazuki Takahashi
Thomas Knoth im Duell mit dem späteren Vizeweltmeister Kazuki Takahashi

Mit wertvollen Erfahrungen und Erkenntnissen, doch ohne den erhofften Einzug in die K.o.-Runde ist das deutsche Team von den Boccia-Weltmeisterschaften in Peking zurückgekehrt. Thomas Knoth und Boris Nicolai zeigten zwar gute Leistungen, mussten sich jedoch der starken internationalen Konkurrenz teils knapp geschlagen geben. Damit platzte auch der Traum von einer Paralympics-Teilnahme endgültig. 130 Athletinnen und Athleten aus mehr als 30 Nationen duellierten sich im imposanten Sportkomplex der Paralympics 2008.

Mit Boris Nicolai (Gersweiler/Saarland) und Thomas Knoth (Bad Kreuznach/Rheinland-Pfalz) hatten sich nur zwei deutsche Sportler begehrte Startplätze für die Weltmeisterschaften gesichert. Rampenspieler Knoth startete bei seiner WM-Premiere famos ins Turnier, führte nach zwei Runden mit 3:0 gegen den Schweden Christoffer Haghdal, unterlag jedoch nach einer verpatzten vierten Runde (0:4) mit 3:5. Boris Nicolai lag gegen den topgesetzten Koreaner Seo zunächst mit 0:2 zurück, kämpfte sich aber wieder heran und schaffte den Ausgleich zum 2:2. Im Tie-Break musste er sich dann allerdings knapp geschlagen geben. "Von der Spielweise her war es ein sehr hoffnungsvoller Auftakt, zumal es für Thomas Knoth das erste und für Boris Nicolai auch erst das zweite große internationale Turnier. Gute Leistungen, knappe Niederlagen", sagt Cheftrainer Jürgen Erdmann-Feix.

Am zweiten Tag zerplatzten die Boccia-Träume
Boris Nicolai bei der Boccia-WM
Eine knappe Niederlage musste Boris Nicolai (l.) einstecken

Am zweiten Tag konnten die beiden deutschen Athleten nicht an diese Leistungen anknüpfen und mussten ernüchternde Niederlagen einstecken. Boris Nicolai verlor mit 0:13 gegen Lokalmatador und Geheimfavorit Zheng aus China. "Im Nachhinein wäre wohl eine defensivere Taktik für die Endplatzierung besser gewesen, aber es ging bereits um Weiterkommen, da musste er alles probieren", berichtet Erdmann-Feix. Zheng wurde später knapp geschlagener Vizeweltmeister.

Thomas Knoth führte im Spiel gegen Antonio Leme aus Brasilien wieder 1:0. Doch dann verließ ihn das Glück. Einige knappe Entscheidungen und ungenaue "Legebälle" brachten ihn auf die Verliererstraße. Vor der letzten Runde hieß es 1:4. Am Ende war der Frust des bevorstehenden Ausscheidens zu groß, um die Konzentration voll aufrechtzuerhalten, so dass die Niederlage mit 1:8 zu hoch ausfiel. Aufgrund der Gruppenkonstellation waren beide Spieler damit ausgeschieden.

Boris Nicolai wollte wenigstens noch einen Sieg gegen Steve Wilson aus Bermuda, doch sein Gegner schockte ihn mit einem perfekten Nachwurf an den Jack. 0:1 der Stand nach Runde 1. Zudem glückte Wilson mit dem letzten Ball in Runde zwei ein spektakulärer Kletterball. Er zog auf 5:0 davon. In Runde 4 keimte noch einmal Hoffnung auf, doch am Ende waren höchstens vier Punkte möglich. Nicolai spielte eine gute Drei-Punkte-Runde zum Endstand von 3:5.

Wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt
Das deutsche Team um CheftrainerJürgen Erdmann-Feix, ThomasKnoth, Assistentin Doris Heinlein, BorisNicolai und Assistent Edmund Minas
Das deutsche Team um CheftrainerJürgen Erdmann-Feix, ThomasKnoth, Doris Heinlein, BorisNicolai und Edmund Minas

Thomas Knoths letzter Gegner war der Japaner Kazuki Takahashi, der durch zwei Siege bereits das Achtelfinale erreicht hatte, aber natürlich Gruppenerster werden wollte. Es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe. Der deutsche Rampenspieler verlor die ersten beiden Sätze knapp mit 0:1, führte dann in der dritten Runde mit zwei Punkten, als seiner ansonsten hervorragenden Assistentin Doris Heinlein ein bitterer Fehler unterlief. Beim Ballauslösen stand sie mit der Ferse auf der Außenlinie. Die Folge: zwei Strafbälle. Letztlich schaffte der Japaner dadurch drei Punkte und gewann die dritte Runde deutlich. Die letzte Runde sicherte sich Kloth zum Endstand von 1:5 gegen den späteren Vizeweltmeister.

Leider wurde das erste Ziel, die Teilnahme an der K.o.-Runde, nicht erreicht. Auch die minimale Hoffnung auf die Paralympics-Qualifikation ist für deutschen Boccia-Spieler nun endgültig passé. Cheftrainer Erdmann-Feix: "Trotz der Enttäuschung werden unsere beiden Topspieler mit den wertvollen Erfahrungen und Erkenntnissen weiter kämpfen, damit das Quäntchen Können und Glück zu einem internationalen Erfolg demnächst gelingt."