Aktuelles aus dem Behindertensport

Alle Parteien sind sportlich

Wahlhearing des DOSB in Berlin

Der Sport kann sich auch weiterhin einer breiten politischen Unterstützung sicher sein. Das ist ein Ergebnis des Wahlhearings des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit Spitzenpolitikern aller fünf Bundestagsfraktionen in Berlin. Auch das Thema Inklusion kam zur Sprache.

Volker Kauder, CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender, Thomas Oppermann, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Brüderle, FDP-Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat seiner Partei, Gregor Gysi, Fraktionsvorsitzender und Mitglied des Spitzenteams von Die Linke, und Jürgen Trittin, Bündnis 90/Die Grünen-Fraktionsvorsitzender und deren Spitzenkandidat, waren der Einladung des DOSB gefolgt, gut 14 Wochen vor der Bundestagswahl unter der Moderation von Johannes B. Kerner auf Fragen des Sports Rede und Antwort zu stehen. Im Haus des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes verfolgten die rund 150 Gäste – unter den Spitzenvertretern der 98 Mitgliedsorganisationen des DOSB war auch der Deutsche Behindertensportverband (DSB) – „engagierte und sachkundige Diskussion", wie DOSB-Präsident Thomas Bach sagte. „Die Mitglieder wägen nun Ihre Argumente",  ergänzte er.

Einig war sich die Runde, dass ausreichende Spitzensportförderung nötig sei. "Ich glaube, dass man das mit einem transparenten Verfahren gut hinbekommt", sagte Jürgen Trittin. Wobei man auch von anderen lernen könne. "Zum Beispiel haben die Briten das ganz gut gemacht." Auch bei der CDU/CSU habe der Spitzensport "alle Sympathie", sagte Volker Kauder: "Er motiviert junge Menschen, am Breitensport teilzunehmen." Boris Becker und die Entwicklung im Tennis sei nur ein Beispiel von vielen. "Wir geben schon viel für den Spitzensport", ergänzte er. "Aber ich sehe, dass da noch Wünsche offen sind, und ich will das jetzt nicht mit einem Nein entscheiden." Auch Gregor Gysi hält Leistungssport "für wichtig". Man müsse ermöglichen, dass Kinder und Jugendliche Breitensport treiben können. "Und die werden angespornt durch Leistungssport. Das ist doch klar."

Rainer Brüderle sagte, bei der Förderung sei nicht nur staatliches Geld wichtig. "Für mich ist ein Euro, der eigenständig gegeben wird, mindestens so wichtig", sagte er und wies darauf hin, was der Bund auch beim Thema Duale Karriere über Bundeswehr oder Bundespolizei fördere. "Das muss man auch in Betracht ziehen, dem Sportler einen gesicherten Weg zu bieten", sagte er.

Konsens herrschte auch darin, dem Sport eine vernünftige Infrastruktur bereitzustellen. Thomas Oppermann wies darauf hin, dass dies im Breitensport immer schwieriger werde. "Die Kommunen haben dabei riesige Probleme", sagte er. "Wir müssen aufpassen, dass wir da nicht unterschiedliche Voraussetzungen schaffen. Wahrscheinlich müsse sich der Bund auch hier vorsichtig engagieren. "Nur mit Vorbildern ist den Jugendlichen nicht geholfen, sie brauchen auch die Möglichkeit, Sport zu treiben." Volker Kauder nannte die ganz unterschiedlichen Bedingungen in der Infrastruktur hin: "In Baden-Württemberg sind die Bedingungen hervorragend", sagte er, wies aber auch auf Reibungen in der Diskussion zwischen Bund und Ländern hin. "Eines sei klar", sagte er: "Die Länder können nicht immer darauf bestehen, etwas  allein machen zu wollen, aber beim Bezahlen ist der Bund dabei. In einigen Fragen haben wir da erhebliche Defizite."

Brüderle ergänzte, Breitensport sei nicht nur Fundus für Spitzensport, sondern er sei auch Prävention, für die Gesundheit ebenso wie gesamtgesellschaftlich im Sozialverhalten. Oppermann erwähnte in diesem Zusammenhang das neue Präventionsgesetz. Er sei "enttäuscht", sagte er, "dass versäumt wurde, die hochklassigen Angebote des Sports besser zur Geltung zu bringen".

Auch die Bedeutung des Ehrenamts traf in der Runde auf einhellige Zustimmung. "Selbstverständlich wollen wir das Ehrenamt weiter fördern", sagte Gysi und wies wie seine Bundestagskollegen darauf hin, dass sich einiges getan habe, beispielsweise mit dem Gesetz zum Bürokratieabbau, mit der Erhöhung der Übungsleiter- und Ehrenamtspauschalen. "Wir erkennen an: Ohne das Ehrenamt kann der Sport nicht so existieren", sagte Kauder.

Alle fünf Vertreter befürworteten eine harte Gangart gegen Doping. Oppermann plädierte noch einmal für den SPD-Gesetzentwurf, der in der vorigen Woche im Sportausschuss des Bundestages keine Mehrheit gefunden hatte. "Es gibt eine Schwelle, wo wir mit Sportgerichtsbarkeit nicht mehr hinkommen", sagte er. "Wir wollen Besitzstrafbarkeit auch bei geringen Mengen." Brüderle befürwortete einen parteiübergreifenden Ansatz. "Wirksamstes Mittel ist die Sperre", sagte er. "Beim Strafrecht habe ich Sorge, dass es sich über Jahre hinzieht." Dem stimmte auch Kauder zu. Gysi fand "Sportgerichte wichtig, weil sie schnell eingreifen können", wie er sagte. "Die Machenschaften der Hintermänner muss die Strafjustiz verfolgen." Trittin wies darüber hinaus auf die gemeinsame Verantwortung hin, dass die Entwicklung des Dopings auch bei Breitensport-Radrennen oder Cityläufen nicht um sich greife.

Beim Thema Inklusion im Sport sei zwingendste Voraussetzung, dass die Sportstätten zugänglich seien. Auch darin war sich die Runde einig. Das solle sogar gesetzlich festgeschrieben werden. Insgesamt, so stellte Jürgen Trittin fest, seien in diesem Thema die Sportvereine vielfach weiter als der Rest der Gesellschaft. "Der Sport zieht hier eher die Gesellschaft mit", sagte er.

Quelle: Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)