Aktuelles vom Goalball im Deutschen Behindertensportverband
Nations Cup: Herren in guter Form, Frauen kämpferisch
Der fünfte Goalball-Nations-Cup hat das geboten, was er im Vorfeld versprach: hochklassiger Goalball in der Hauptstadt. Die deutschen Herren präsentierten sich in guter Form und landeten bei der Generalprobe für die im Dezember stattfindenden Weltmeisterschaften auf Rang vier. Deutschlands Goalballerinnen zeigten sich kämpferisch und sammelten wertvolle Erfahrungen gegen die starke Konkurrenz.
Eine der größten Überraschungen des Turniers war, dass der Weltmeister und Paralympics-Sieger aus Brasilien in der Vorrunde gleich zwei empfindliche Niederlagen einstecken musste und bereits in der Gruppenphase ausschied. Eine Situation, die es im internationalen Herren-Goalball lange nicht gab. Das ungewohnte Resultat: Brasilien steht nicht auf dem Podium. Bei den Herren sicherte sich die Türkei den ersten Platz mit einem Tor fünf Sekunden vor Schluss gegen Europameister Litauen. Bei den Damen setzte sich Israel im Finale gegen die USA durch.
Herren in guter Verfassung
Die deutschen Herren waren beim WM-Härtetest in einer guten Verfassung. Erst vor knapp vier Wochen hatte das Trainerteam rund um Bundestrainer Stefan Weil die Abwehrformation umgestellt, die sich beim Nations Cup bereits auf einem hohen Niveau zeigte. In der Vorrunde gewann das Team alle fünf Spiele und schloss die Gruppe folgerichtig auf Platz eins ab.
Nach Siegen gegen Frankreich (10:5), Schweden (12:2), Kanada (11:2), Spanien (8:3) und den USA (12:10) traf das deutsche Team im Halbfinale auf Europameister Litauen. Lange Zeit sah es gut aus für die Schützlinge von Stefan Weil, doch die deutschen Goalballer konnten die knappe Führung nicht über die Zeit bringen und unterlagen somit mit 4:7. Durch die Verletzung von Michael Dennis wurde das deutsche Team zusätzlich geschwächt. Auch Thomas Steiger zog sich bereits im Spiel gegen Schweden eine Verletzung an der linken Hand zu und Oliver Hörauf reiste krankheitsbedingt erst einen Tag später an. Dennoch wollten die Athleten nach der Halbfinal-Niederlage unbedingt den dritten Platz erreichen und zeigten im kleinen Finale gegen die USA eine starke Leistung. Am Ende passierten dem Team in der Abwehr jedoch zu viele individuelle Fehler, sodass die USA das Spiel drehte und für sich entschied.
Bundestrainer Weil zeigte sich dennoch zufrieden: „Wenn man überlegt, wo wir noch vor vier Wochen mit unserer Abwehr gestanden haben, war das ein sehr großer Schritt in die richtige Richtung. Die Feinheiten müssen wir nun in den nächsten zwei Monaten einstudieren und dann blicken wir optimistisch auf die WM.“
Damen kämpferisch
Die deutschen Damen zeigten über das gesamte Turnier eine kämpferische Leistung. Zwar konnten die Spielerinnen von Jessica Bahr keines ihrer Spiele gegen die favorisierte Konkurrenz gewinnen, hatten sich aber zum Ziel gesetzt, die „Großen“ zu ärgern – und dies ist teilweise auch gelungen. Eine klare Niederlage setzte es gegen Kanada (1:7), doch gegen Großbritannien (2:4) und insbesondere den späteren Turniersieger Israel (4:5) entwickelten sich sehr enge Spiele, in denen die deutschen Goalballerinnen engagiert und entschlossen verteidigten und zeigten, dass sie in den letzten Jahren seit dem Umbruch viel gelernt haben. Nach Platz vier in der Gruppe ging es im Viertelfinale gegen die Mannschaft aus den USA, die in Tokio die Silbermedaille gewonnen hatte. Gegen das erfolgreichste Team der Paralympics-Historie im Frauen-Goalball hatte das Team von Jessica Bahr aber keine Chance und unterlag mit 0:6, gab sich aber auch hier zu keinem Zeitpunkt auf. Fest steht: Die deutschen Damen haben sich in einem Starterfeld voller WM-Mannschaften teuer verkauft.
Vor den Augen des Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Dennis Buchner, lieferten sich die Teams packende Partien und ein spannendes Turnier. Entsprechend begeistert war auch Buchner: „Ich freue mich sehr darüber, dass wir ein so hochklassiges Turnier hier in Berlin haben mit Spielen auf hohem Niveau. Darüber hinaus begrüße ich es auch, dass wir lokal gesehen inzwischen eine eigene Goalball-Mannschaft bei den Füchsen Berlinhaben.“
Text: Michael Dennis / BSB