Aktuelles vom Deutschen Behindertensportverband
Nachwuchsförderung: Erfolgreicher Aktionstag an der Blindenschule in Düsseldorf
Beim Sportaktionstag an der Karl-Tietenberg-Schule Düsseldorf (KTS) waren viele erschöpfte, aber vor allem strahlende Kinder zu sehen. Insgesamt 30 Schülerinnen und Schüler mit Sehbehinderung hatten die Möglichkeit, fünf Sportarten unter qualifizierter Anleitung von Trainer*innen kennenzulernen und auszuprobieren. Der Aktionstag wurde vom Behinderten- und Rehabilitationsportverband Nordrhein-Westfalen (BRSNW) und dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) in Kooperation mit der Blindenschule aus Düsseldorf durchgeführt.
Der Aktionstag der Blindenschule Düsseldorf stand ganz im Zeichen des Sports. Es kamen rund 30 Schüler*innen mit Sehbehinderung, die eine Regelschule besuchen, an die Karl-Titenberg-Schule, um neue Sportarten kennenzulernen und sich gemeinsam zu bewegen. Dabei standen den Sportler*innen fünf Disziplinen zur Auswahl: Para Schwimmen, Para Leichtathletik, Para Judo sowie Blindenfußball und Showdown.
„Die Kooperation mit dem Behindertensportverband ist eine große Bereicherung. Dadurch wurden den Kindern und Jugendlichen Sportarten nähergebracht, die sie bisher nicht kannten“, sagt Eva Maria Hassenpflug Lehrerin aus dem Gemeinsamen Lernen der KTS und ergänzt: „Die Schüler*innen haben dabei ungeahnte Stärken entdeckt, da die Sportarten auf die Behinderung zugeschnitten waren und sie damit nicht vor Barrieren standen, die sie ansonsten häufig im Sportunterricht der Regelschulen erfahren.“ Und Stärken hatten die Kinder einige zu bieten. Jeder in einer anderen Sportart. „Es ist schön zu sehen, wie die anfängliche Schüchternheit im Laufe des Tages weicht und sie sich immer mehr zutrauen. Wir wollen mit Hilfe des Sports Potenziale aufzeigen und verdeutlichen, dass die Sehbehinderung kein Hindernis darstellt“, sagt Katharina Bos, Talentscoutin des BRSNW.
Unter Anleitung von den beiden Trainerinnen Carolin Birke und Lara Drewer ging es für 15 der Kinder und Jugendlichen ins Wasser. Bei kleinen Fangspielen, dem Springen vom Startblock und Tipps zur Verbesserung der Technik war den Kids die Begeisterung deutlich anzumerken. Die Übungsleiterinnen sind als Koordinatorinnen des Projekts „Auf einer Wellenlänge – inklusiv aktiv“ tätig. Dieses hat zum Ziel, allen Menschen mit und ohne Behinderung ein sicheres Schwimmenlernen zu ermöglichen.
Im Para Judo stand den Kindern mit Denys Stetsenko, einem ukrainischen Judoka vom JC Hilden, ein aktueller Weltmeister zur Seite. Zusammen mit seiner Trainerkollegin Aurika Leskau-Dra führten sie den Nachwuchs spielerisch an die japanische Kampfkunst heran. Von Partnerübungen zur Gewöhnung des Körperkontakts arbeiteten sich die Kinder über die Fallschule vor bis hin zu ersten Formen von Kämpfen im Randori. Geschlecht, Alter und Körpergröße spielten hier keine Rolle -Es wurde sich gegenseitig angefeuert und der Jubel war umso lauter, wenn die Kleinen auch mal die Großen besiegten.
Außerdem durfte der Nachwuchs sein Können im Blindenfußball und in der Para Leichtathletik unter Beweis stellen. Mit der Leichtathletik Landestrainerin Kathrin Panitz erarbeitete die Gruppe gemeinsam und interaktiv die verschiedenen Teildisziplinen Laufen, Springen und Werfen. Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem Werfen, insbesondere mit verschiedenen Wurfgeräten, wie z.B. einem Kinderspeer oder sogenannten Pfeiffbällen, die ein akustisches Feedback geben. Auch beim Springen war eine positive Entwicklung zu beobachten. Vom Standsprung arbeiteten sich die Teilhemer*innen vor zum Sprung aus einem kleinen Anlauf. „Grundsätzlich führen wir ganz einfache Schnuppereinheiten durch, um alle Kinder mitzunehmen und Spaß am Sport zu vermitteln“, erklärt Bos und fügt hinzu: „Das Ziel ist es dann, Sie anschließend in Vereine zu vermitteln. Wenn hin und wieder auch mal ein kleines Talent dabei ist, dann freuen wir uns umso mehr.
Dies ist umso einfacher, wenn wie im Blindenfußball ein Verein vor Ort ist, der als Kooperationspartner mitwirkt, wie in diesem Fall Fortuna Düsseldorf. Geleitet wurde die Einheit vom Trainerteam der Blindenfußballmannschaft rund um Klaus Dittrich. Zunächst standen die Teilnehmer*innen vor der Herausforderung, sich mit einer Augenbinde und somit komplett ohne Sehrest auf dem Platz zu orientieren. Nach kurzer Eingewöhnungsphase folgten Dribblings- und Passübungen. Zum Schluss durften beim Torschuss einige Erfolgserlebnis gefeiert werden.
Zudem erfreute sich auch die Sportart Showdown großer Beliebtheit unter den Schüler*innen. Dabei stehen sich zwei Spieler an der jeweiligen kurzen Seite einer Platte gegenüber, die komplett von einer Seitenbande umgeben ist. Eine Mittelbande, die auf den Seitenbande steht, trennt die Spielfläche in zwei gleich große Teile. Der Ball wird also nicht wie beim Tischtennis über das Netz, sondern unter der Mittelbande möglichst flach geschlagen. Jeder Spieler verteidigt sein Tor - eine halbkreisförmige Mulde in der Platte an der kurzen Seite - und versucht, den Ball in das Tor des Gegners zu befördern, wofür es 2 Punkte gibt.
„Mein Fazit zum Sporttag fällt sehr positiv aus, wenn ich an die vielen strahlenden Gesichter der Kinder und Jugendlichen denke. Sie konnten viele neue Sportarten kennenlernen und gleichzeitig viel über ihre eigenen Stärken erfahren“, blickt Hassenpflug auf den Tag zurück. Auch Marcel Wienands, Projektkoordinator für den Blindensport des DBS, bewertet den Tag als großen Erfolg: Der Tag hat neue Maßstäbe gesetzt. 30 Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderung - und noch dazu aus der Inklusion - an einem Sporttag ist bislang in Deutschland einzigartig.“ Jetzt gehe es darum, interessierte Kinder bei der Suche passender Angebote zu unterstützen und Sie an wohnortnahe Vereine zu vermitteln. Auch Lehrerin Frau Hassenpflug hofft, dass der Sporttag eine Art Initialzündung für die Teilnehmer*innen war: „Als Ausgleich zum anstrengenden Schulalltag würde ich mir für die Schüler*innen wünschen, dass sie die nun neuen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung nutzen. Es ist toll, dass wir Lehrkräfte in Zusammenarbeit mit dem Behindertensportverband den Weg für sportinteressierte Kinder und Jugendliche mitgestalten können.“
Text: Marcel Wienands / DBS