Aktuelles vom Deutschen Behindertensportverband
DRS Verbandstag bestätigt Vorstand
Großer Vertrauensbeweis für Ulf Mehrens und seine Vorstandskollegen Jean-Marc Clément und Uwe Bartmann: Im Rahmen des ordentlichen Verbandstages des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes e.V. (DRS) 2017 bestätigten die Mitglieder den Vorstand für eine weitere Amtsperiode. Zudem ist Willi Lemke neuer Ehrenpräsident des DRS.
Die Delegierten der DRS-Mitgliedsvereine haben sich im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn zusammengefunden, um diverse Gremien und Ämter, allen voran den DRS-Vorstand für die nächste vier Jahre zu wählen. Zahlreiche Ehrengäste aus Sport und Politik unterstrichen mit ihrem Besuch des Verbandstages die langjährige Bedeutung des DRS, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert.
Dr. Klaus Kinkel, Außenminister a.D. und langjähriger DRS-Ehrenpräsident, betonte die Faszination, die vom Behindertensport ausgeht und erinnerte sich an harte Verhandlungen mit politischen Entscheidern sowie Kostenträgern, als das Wort „Inklusion“ noch gar nicht existierte. Nicht zuletzt durch die unermüdliche Arbeit des DRS sei der Behindertensport weiter in die Mitte der Gesellschaft gerückt.
Auch die ehemalige Rekord-Nationalspielerin im Rollstuhlbasketball Annika Zeyen, die nach ihrer beispielhaften Basketballkarriere inzwischen als Rennrollstuhl-Athletin im Spitzensport aktiv ist, brachte ihre enge Verbundenheit mit dem DRS zum Ausdruck: „In der Kinder- und Jugendabteilung des DRS (“rollikids“, Anm. d. Red.) kam ich nach meinem Reitunfall das erste Mal überhaupt mit dem Rollstuhlsport in Berührung. Wenige Jahre später war ich bereits Teil der RBB-Nationalmannschaft der Damen und habe mit diesem Team Orte auf der ganzen Welt bereist, beeindruckende Menschen kennengelernt und außergewöhnliche Erfahrungen gesammelt, die mein Leben für immer prägen werden. Als Fahnenträgerin die deutsche Mannschaft bei den Paralympics 2016 in Rio anführen zu dürfen, war hierbei sicherlich eines der größten Highlights eines jeden Sportlers."
Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportbundes (DBS), unterstrich in der Talkrunde die dringende Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit im Behindertensport und bedauerte in diesem Kontext sehr die Nicht-Übertragung der Para-Leichtathletik-WM 2017 in London der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten, obwohl eine Berichterstattung im Vorfeld angekündigt wurde. Der Behindertensport müsse sich trotz wachsenden öffentlichen Interesses weiterhin zu großen Teilen selbst um seine Aufmerksamkeit kümmern.
Ulf Mehrens bedankte sich nach den Gremienwahlen für das in ihn und seine Vorstandskollegen geschenkte Vertrauen und verdeutlichte, dass der Verband trotz vieler Erfolge weiterhin vor großen Herausforderungen stehe: „Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht, aber eines unserer Hauptziele bleibt, dass jeder Rollstuhlsport-Interessierte im Umkreis von 50 Kilometern das passende Angebot findet. Fernab von Ballungsgebieten sind wir immer noch weit entfernt von einem flächendeckenden Breitensport-Angebot für alle Menschen mit Behinderungen,“ bilanzierte Mehrens seine Vorstandsarbeit seit 1995.
Willi Lemke ist neuer Ehrenpräsident
Der ehemalige Erfolgsmanager des Fußball-Bundesligisten SV Werder Bremen und frühere Senator für Bildung und Wissenschaft der Hansestadt Bremen hielt zuletzt das Ehrenamt des UN-Sonderberaters für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden inne. Für sein langjähriges Engagement im Behindertensport wurde der studierte Erziehungs- und Sportwissenschaftler 2014 vom Deutschen Behindertensportverband mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet. Als neuer Ehrenpräsident des DRS vertieft er nun seine Aktivitäten im Behindertensport und folgt seiner Begeisterung für den Rollstuhlsport.
Seinen engen Bezug zum Rollstuhlsport erhielt Lemke bereits während seiner Zeit als Manager bei Werder Bremen. Damals wurde er von einer Nationalspielerin im Rollstuhlbasketball eingeladen, den Sport bei einer Trainingseinheit kennenzulernen. »Ich war beeindruckt von der Dynamik und Schnelligkeit des Sports, dem Geschick und der Koordination, die er den Spielern abverlangt«, so Lemke.
Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen war ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit als UN-Sonderberater während seiner Amtszeit 2008 – 2016. In dieser Funktion förderte er nicht nur die Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen internationalen Verbänden, Ländern, Wissenschaft, Politik und Medien, sondern rief zudem auch die Youth Leadership Camps ins Leben, welche jungen Leuten aus der ganzen Welt die Rolle des Sports in Hinblick auf Integration, Entwicklung, Frieden und eine inklusivere Gesellschaft vermitteln. Bei den stattgefundenen Fortbildungs-Camps konnten die insgesamt 760 Teilnehmer unter anderem einen Tag lang Rollstuhlsportarten ausprobieren und so selbst Erfahrungen im Rollstuhl sammeln und lernen, den Sport als Werkzeug für Bildung, soziale Inklusion, gegenseitiges Verständnis und Frieden zu nutzen.
Die Ziele der letzten Jahre möchte er auch in seiner Funktion als Ehrenpräsident des DRS weiter verfolgen, sich für die Belange und Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen einsetzen und seine Expertisen und exzellenten Kontakte in Politik und Sport nutzen, um nachhaltige Möglichkeiten der Teilhabe und inklusive Strukturen zu fördern.
»Inklusion kann nicht verordnet werden. Inklusion muss in das Bewusstsein eines jeden Einzelnen gebracht und von der Gesellschaft akzeptiert werden. Dies ist ein langfristiger Prozess, der viel Aufklärungsarbeit, Kommunikation, Ausbildung und natürlich auch Geld kostet. In meiner Funktion als Ehrenpräsident möchte ich diesen Prozess vorantreiben, Aufklärungsarbeit leisten, den Dialog zu Entscheidungsträgern gezielt unterstützen, unser Netzwerk ausbauen und gemeinsam mit dem Verband nachhaltige inklusive Aktivitäten und Initiativen schaffen.«
Ehrenpreise für langjährige Mitarbeiter und Sportler
Im Rahmen der 40-Jahr-Feierlichkeiten wurden darüber hinaus Personen geehrt, die sich in besonderer Weise um den Rollstuhlsport verdient gemacht haben oder durch herausragende sportliche Leistungen in Erscheinung getreten sind: Dr. Gertrude Krombholz wurde für ihre Aufbauarbeit rund um die Sportart „Rollstuhltanz“ ausgezeichnet, Manfred Ewig erhielt eine Würdigung als „Hüter des umfangreichsten Archivs im Rollstuhlsport“. Albrecht Hung, der bereits in den 80er-Jahren 800 km von Hamburg bis München mit dem Rollstuhl zurücklegte und damit auf großes mediales Interesse stieß, wurde für seine Pionierarbeit in der Außendarstellung des Rollstuhlsports geehrt.
Mit Ehrenpreisen bedacht wurden auch langjährige Mitarbeiter des DRS, die in ihren Abteilungen viele Jahre erfolgreiche Aufbauarbeit geleistet haben: Dr. Horst Strohkendl (DRS-Lehrwart & „Chef-Ausbilder“) Eugen Hoch (ehem. Leitung paralympisches Boccia), Ira Ziegler (seit 2007 Leitung Rollstuhlfechten) sowie Gregor Pleßmann, der bereits seit 1996 das DRS-Verbandsmagazin „Sport & Mobilität mit Rollstuhl“ gestaltet und veröffentlicht. Mit dem „Sportler-Ehrenpreis 2017“ wurde die Rollstuhlbasketballerin Gesche Schünemann ausgezeichnet, die in diesem Jahr nach zehn erfolgreichen Jahren als Nationalspielerin und mehrfache Goldmedaillengewinnerin (u.a. Paralympics London 2012) ihre Profikarriere beendete.
Quelle: DRS