Aktuelles vom Deutschen Behindertensportverband
Bist du behindert? Ja – und eine Bereicherung!
Menschen mit Behinderungen können großartige Leistungen vollbringen – im Alltag wie im Sport. Die ganz große Bühne dafür bieten die Paralympics, die am 28. August in Paris eröffnet werden. 4400 Athletinnen und Athleten aus aller Welt zeigen in 22 Sportarten ihr beeindruckendes Können. Doch im Alltag sowie im Sprachgebrauch wird die Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderungen – häufig unbewusst – herabgewürdigt. Viel zu häufig hört man in der Öffentlichkeit die Floskel „Bist du behindert!?“ – als Synonym dafür, dass man etwas nicht kann, nicht versteht oder nicht weiß. Dem möchte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) mit selbstbewussten Motiven entgegenwirken.
„Alter, bist du behindert?“ – steht in einer Sprechblase neben dem unterschenkelamputierten Weitspringer Markus Rehm, der durch die Luft fliegt. Die Antwort: „Ja – und bei den Paralympics will ich am 4. September so weit springen wie nie zuvor!“ Weitere Motive dieser Art gibt es mit Rollstuhlfechter Maurice Schmidt, Rollstuhlbasketballer Nico Dreimüller oder mit Gina Böttcher (Para Schwimmen), Stephanie Grebe (Para Tischtennis) und Boris Nicolai (Para Boccia). „Wir haben uns bewusst für diese durchaus provokante Herangehensweise entschieden, um den häufig abwertenden Ausspruch „Bist du behindert“ zu konterkarieren und den ein oder anderen Nadelstich zu setzen hin zu einem anderen Umgang mit dem Wort Behinderung – und somit auch mit Menschen mit Behinderungen“, erklärt DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher und fügt an: „Wir wollen und können selbstbewusst auftreten. Die Athletinnen und Athleten des Team Deutschland Paralympics sind Leuchttürme, die mit ihrer (Lebens)Geschichte und ihren unglaublichen Leistungen begeistern. Sie haben das Potenzial, auch Barrieren in den Köpfen aufzulösen.“
Die Paralympics sollen dabei nur der Startschuss einer längerfristigen Kampagne sein. Neben dem Leistungssport sollen auch weitere Bereiche des Sports von Menschen mit Behinderungen mit einfließen. „Beeindrucken können freilich nicht nur die Top-Athlet*innen, sondern auch die Vielzahl an Menschen mit Behinderungen, die im Breitensport aktiv sind – in aller Regel abseits der Kameras und Zuschauertribünen“, betont Friedhelm Julius Beucher. Nach und nach solle dazu beigetragen werden, für mehr Respekt zu sensibilisieren. Schließlich leben in Deutschland nach Angaben des statistischen Bundesamtes fast acht Millionen Menschen mit einer schweren Behinderung, noch weitaus mehr haben eine Beeinträchtigung. Beucher: „Als Gesellschaft sollten wir alle gemeinsam dafür kämpfen, dass das Wort ,behindert‘ nicht gleichgesetzt wird mit Unvermögen oder Ahnungslosigkeit. Menschen mit Behinderungen sind wertvoll – und eine Bereicherung für unsere Gesellschaft.“