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RSV Lahn-Dill gewinnt Deutsche Meisterschaft
"Wir haben unser gesamtes Basketball-Herz in die Waagschale geworfen"
In einem dramatischen zweiten Playoff-Finalspiel hat der RSV Lahn-Dill die Deutsche Meisterschaft zurück nach Mittelhessen geholt. Fünf Jahre nach dem letzten Titelgewinn triumphierten die Wetzlarer bei den RSB Thuringia Bulls in einem intensiven Schlagabtausch knapp mit 64:63 und sorgten nach dem 66:55-Heimsieg in Spiel 1 so für das 2:0 in der „best-of-three“ Serie.
Der Titelgewinn 2022 ist dabei nach fünf Jahren nicht nur die sehnsüchtig erhoffte Rückkehr der fast sieben Kilogramm schweren Meisterschaftstrophäe, sondern auch die kämpferisch eindrucksvolle Rückkehr eines Teams, das in Partie Nummer zwei bereits fast aussichtslos zurücklag. Spätestens beim 47:31 (27.) sahen die Thüringer Gastgeber*innen wie der sichere Sieger aus, der dann in einem alles entscheidenden dritten Endspiel nur 24 Stunden später, den psychologischen Vorteil auf seiner Seite gehabt hätte.
Doch mit einer beeindruckenden Moral und Energieleistung merkte man allen Wetzlarer Spieler*innen an, dass sie sich die Chance auf den Titel 2022 nicht nehmen lassen wollten. In den letzten Wochen und Monaten haben die beiden Kapitäne Simon Brown und Thomas Böhme mit ihren Teamkolleg*innen einem Corona-Ausbruch im Kader ebenso getrotzt wie einer schwierigen Trainingssituation, nun wollte man sich für diese Hartnäckigkeit auch belohnen.
Dem 47:31 (27.) durch RSB-Topscorer Aliaksandr Halouski folgte postwendend eine RSV-Auszeit, aus der der Gast entschlossen zurück auf das thüringische Parkett kam, auf dem er seit fünf Jahren nicht ein Spiel mehr gewinnen konnte. Zwar boten die die Lahn-Diller*innen, wie bereits in Spiel eins in der Buderus Arena, eine taktisch wie mental starke Defensivleistung, doch erst jetzt sollte auch die nötige Fortune in der Offensive dazukommen. Thomas Böhme war es, der mit einem Dreier einen 14:2-Lauf abschloss und sein Team nur vier Minuten später auf 49:45 (31.) heranbrachte.
Ihm ließ sein scheidender Teamkollege Hiroaki Kozai einen weiteren Dreier zum 51:48 (32.) folgen, ehe sich die hohe Intensität im Spiel für die Bulls negativ bemerkbar machte. Nachdem bereits Joakim Linden und Vahid Gholomazad hoch foulbelastet waren, kassierte in der 36. Spielminute Center Halouski sein fünftes Foul und war fortan zum Zuschauen verurteilt. Bis sich die Thüringer*innen in einer folgenden Auszeit (37.) wieder neu sortieren konnten, hatte der RSV Lahn-Dill dieses Momentum bereits eiskalt ausgenutzt und durch Brian Bell das 57:57 erzwungen.
Nun wogte die Partie hin und her, doch nach einer 26:10-Aufholjagd spielte der RSV Lahn-Dill inzwischen mit viel Selbstvertrauen, erzielte durch Tommy Böhme den nächsten Dreier zum 60:57 (38.), ehe ein sehenswertes Drei-Punkte-Spiel durch Brian Bell sogar das 63:59 (39.) bedeutete. Doch auch die Thuringia Bulls schlugen noch einmal zurück und glichen durch Center Gholomazad vier Sekunden vor der Schlusssirene zum 63:63 aus. RSV-Cheftrainerin Janet Zeltinger nahm eine taktische Auszeit, die gleichbedeutend mit einem Einwurf in der Hälfte der Thüringer war. Und tatsächlich gelang es in den verbleibenden wenigen Sekunden Kapitän Böhme noch einmal in Wurfposition zu bringen, die mit einem Foul an dem Nationalspieler endete. Exakt 1,8 Sekunden vor der Schlusssirene hielt der 30-Järhige nun die Meisterschaftsentscheidung in den Händen. Freiwurf Nummer eins verfehlte noch sein Ziel, ehe der zweite Versuch nervenstark das 64:63 und damit den Sieg bedeutete.
Was folgte war die vielumjubelte Übergabe der Meisterschaftstrophäe durch den Vorsitzenden der DRS-Kommission Spielbetrieb Marcus Jach (Bad Honnef) und Ligaleiter Michael Schell (Bonn) an den nun 14-maligen deutschen Rekordmeister RSV Lahn-Dill. „Wir haben einen unglaublich intensiven Kampf beider Seiten gesehen, bei dem wir unser gesamtes Basketball-Herz in die Waagschale geworfen haben. Es ist fantastisch zu sehen, wie wir unseren Weg in dieser Saison gegangen sind und ich bin unfassbar stolz auf diese Mannschaft. Nun wollen wir in den nächsten Tagen und Wochen diesen Erfolg genießen“, so Cheftrainerin Zeltinger.
Thüringen: Aliaksandr Halouski (20/2 Dreier), Vahid Gholomazad (14), Joakim Linden (12), André Bienk (6), Jordi Ruiz (6), Jens Eike Albrecht (5), Dylan Fischbach, Karlis Podnieks, Jitske Visser, Hubert Hager (n.e.), Marie Kier (n.e.).
Lahn-Dill: Hiroaki Kozai (24/2), Thomas Böhme (22/3), Brian Bell (10), Reo Fujimoto (8), Quinten Zantinge, Jannik Blair, Simon Brown, Dominik Mosler, Catharina Weiß, Mark Beissert (n.e.), Peyman Mizan (n.e.).