Aktuelles vom Rollstuhlbasketball im Deutschen Behindertensportverband
Rollstuhlbasketball: Thuringia Bulls zum sechsten Mal Deutscher Meister
„Diese Finalserie war ein großartiges Beispiel dafür, was der Rollstuhlbasketball zu bieten hat. Es wurde schnell, intensiv und mit Leidenschaft gespielt“, resümierte Janet Zeltinger, deren Gefühlswelt nach dem verlorenen Endspiel zwischen Trauer und Zufriedenheit über die Leistung hin- und herschwankte. Die Cheftrainerin des RSV Lahn-Dill fand nach drei spannenden und hochklassigen Finalduellen, in denen sich die beiden Top-Teams alles abverlangten, nur lobende Worte für ihre Schützlinge – auch wenn sie es mit ihrem Team nicht schaffte, den Meistertitel aus dem Vorjahr zu verteidigen. „Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft. Sie hat mit so viel Herz gespielt, allen Widrigkeiten getrotzt und wirklich alles gegeben. Man kann nicht mehr von diesem Team erwarten, als es selbst an diesem Wochenende gegeben hat.“
Tatsächlich trafen mit den Thuringia Bulls und dem RSV Lahn-Dill zwei Weltklasse-Mannschaften aufeinander, die Rollstuhlbasketball auf Top-Niveau boten – und schließlich in den Thüringern einen verdienten Sieger fanden, der sich seine sechste Deutsche Meisterschaft allerdings hart erkämpfen musste. Entsprechend ausgelassen war der Jubel der „Bullen“, die sich vor 550 Zuschauern in eigener Halle feiern ließen und nach einem packenden 76:65 (38:32)-Erfolg gegen den Dauerrivalen die Meister-Krone aufsetzen durften. Topscorer war Gäste-Spieler Reo Fujimoto mit 23 Punkten. Für die Bulls erzielte Jordi Ruiz Jorda die meisten Zähler (20).
„Es gibt nichts Schöneres, als zu Hause um den Titel zu spielen und diesen Moment zu genießen“, betonte Bulls-Trainer Michael Engel, dessen Freude über den Gewinn der Meisterschaft umso größer war, nachdem sein Team tags zuvor das zweite Playoff-Spiel verloren hatte. Nach einem deutlichen 81:53 im ersten Aufeinandertreffen in Wetzlar hatten es die neuen Meister auf dem Weg zum Titel mit der 63:67-Niederlage noch einmal spannend gemacht. Der 1:1-Ausgleich in der Finalserie hielt die Hoffnungen des RSV Lahn-Dill auf eine Titelverteidigung am Leben, der trotz seiner Personalsorgen und ohne seinen Weltmeister Simon Brown eine beeindruckende Moral zeigte und die Bulls in das entscheidende dritte Spiel zwang. „Man muss Lahn-Dill ein großes Kompliment aussprechen. Das Team hat sehr guten Basketball gezeigt, sehr aggressiv, 120 Prozent abgerufen, und wir haben gerade offensiv nicht die richtigen Lösungen gefunden“, kommentierte Engel die Niederlage.
Der Coach forderte für das letzte Duell eine deutliche Steigerung seiner Mannschaft und sollte belohnt werden. Das Spiel blieb zwar bis zum 71:65 in der Schlussminute offen. Doch die Bulls, die im Halbfinale die Wiesbadener Rhine River Rhinos bezwungen hatten, nutzten in dieser Phase ihre Chancen von der Freiwurflinie souverän und nahmen schließlich verdient die knapp acht Kilogramm schwere Meisterschaftstrophäe entgegen. „Ich gratuliere den Thuringia Bulls zu einer verdienten Deutschen Meisterschaft“, betonte auch RSV-Trainerin Zeltinger, für deren Mannschaft die Saison allerdings noch nicht beendet ist.
Am 5. Mai kommt es im Halbfinale des Champions Cup in Nimwegen erneut zum Aufeinandertreffen mit den Thuringia Bulls. Dann soll es auf internationaler Ebene eine Revanche geben. Dem Sieger winkt am 6. Mai der nächste Titel.
Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.