Aktuelles vom Rollstuhlbasketball im Deutschen Behindertensportverband
Rollstuhlbasketball-Qualifikationsturnier: „Ein Mix aus Begeisterung, Vorfreude und Demut“
Am Mittwoch flog die Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Herren von Frankfurt nach Frankreich, genauer gesagt nach Nizza an die Côte d’Azur. Ab Freitag steigt im nahegelegenen Antibes das Repechage-Turnier, das erstmals als Qualifikationsmodus für die Paralympischen Spiele in Paris dient. Die Entscheidung fällt am 15. April. Ein Blick auf die deutsche Mannschaft und deren Gruppengegner.
Im Land der Spiele für die Paralympics qualifizieren – das ist das Ziel der deutschen Rollstuhlbasketball-Herren und Nationalcoach Michael Engel, der im Dezember 2023 die Nachfolge von Nicolai Zeltinger antrat. „Die Vorfreude ist groß. Wir sind fokussiert, wachsam und uns der Herausforderung bewusst. Auf der anderen Seite herrscht eine große Begeisterung, da wir uns für ein tolles Ereignis qualifizieren können. Es ist nicht so, dass wir gegen den Abstieg spielen. Wir empfinden einen Mix aus Begeisterung, Vorfreude und Demut“, erklärt Engel.
Bei der Generalprobe, dem Osterturnier in Blankenberge, zogen die deutschen Rollstuhlbasketballer nach einem Sieg im Halbfinale gegen Italien ins Endspiel ein, mussten sich dort jedoch den bereits für die Paralympics qualifizierten Australier nach der besten Turnierleistung knapp mit 48:52 geschlagen geben. Anschließend feilte das Team bei einem Lehrgang in Wetzlar weiter an der Form. „Die Mannschaft ist intakt und will sich jeden Tag verbessern. Wir arbeiten an unserer Spielidee und die Spieler glauben daran.“ Nun steht die wichtige Station im französischen Antibes an.
Der Schwere der Herausforderung ist sich das deutsche Team vor dem Repechage-Turnier (12. bis 15. April) bewusst. Das Teilnehmerfeld bei den Paralympics in Paris 2024 wurde auf acht Mannschaften reduziert, im Gegensatz zu den letzten Paralympics in Tokio 2021, bei denen sowohl bei den Herren als auch bei den Damen noch zwölf Nationen teilnahmen. Die Qualifikation ist somit deutlich anspruchsvoller geworden. Herren-Bundestrainer Michael Engel ist sogar der Meinung, dass theoretisch alle acht Nationen bei den Spielen in Paris Medaillenchancen haben – je nachdem, wer sich in Antibes durchsetzt. Noch sind vier Tickets zu vergeben. Das sind die deutschen Gegner.
12. April um 13.15 Uhr: Deutschland - Kolumbien
Bundestrainer Michael Engel lobt Kolumbien als eine der Überraschungsmannschaften der letzten Monate, die sich bei den panamerikanischen Spielen bis ins Finale gekämpft hat. „Die Kolumbianer spielen mit viel Herz, sind variabel und können sowohl groß als auch klein spielen. Ihre unterschiedlichen Verteidigungsvarianten machen sie zu einem starken Gegner“, sagt Engel. Besondere Aufmerksamkeit gilt Kolumbiens Schlüsselspieler Jhon Hernandez, der seit Jahren internationales Top-Niveau zeigt.
13. April um 15.30 Uhr: Deutschland – Marokko
„Marokko ist Afrikameister und eine Mannschaft, die sehr gut organisiert ist“, sagt Engel. Der Kern der marokkanischen Mannschaft spielt seit vielen Jahren zusammen. Sein Team dürfe diesen Gegner keinesfalls unterschätzen, betont er, denn eine gut organisierte Mannschaft sei immer gefährlich. Dennoch dürfte die Favoritenrolle auf Seiten Deutschlands liegen.
14. April um 18 Uhr: Deutschland – Italien
Beim Osterturnier in Blankenberge besiegte Deutschland die Italiener mit 72:63. Dennoch warnt Engel vor der Qualität des italienischen Teams. Besonders Sabri Bedzeti gebe der Mannschaft enorm viel Energie, daher ist es wichtig, „ihn unter Kontrolle halten“. Auch die beiden 1,5-Punkte-Spieler Francesco Santorelli und Ahmed Raourahi erfordern eine enge Verteidigung. Italien kann auch aus der Distanz gefährlich sein – vor allem Giulio Maria Papi, den Engel als einen der besten Werfer Europas bezeichnet. „Die Italiener spielen mit viel Feuer und Energie, setzen uns unter Druck. Wir müssen ruhig bleiben und die richtigen Entscheidungen treffen“, konstatiert der Bundestrainer.
15. April: Finalspiel: Deutschland – Kanada/Niederlande/Iran/Frankreich
Die Entscheidung, ob sich die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Herren für die Paralympischen Spiele qualifiziert, fällt definitiv erst am 15. April. Denn selbst drei Siege gegen Kolumbien, Marokko und Italien reichen nicht aus, wenn Deutschland im „Finale“ ums Paris-Ticket am Gegner aus der Überkreuzgruppe scheitert. Jede der acht Nationen kann mit einem Sieg an diesem Tag die Qualifikation für die Paralympics noch erreichen, selbst wenn in der Gruppenphase ein, zwei oder drei Spiele verloren gehen.
„The winner takes it all“ – so lässt sich der Modus zusammenfassen. Bis zum Finaltag gilt es für die deutsche Mannschaft, sich eine gute Ausgangsposition zu schaffen, um möglichst als Gruppenerster gegen den Vierten der Überkreuzgruppe anzutreten und mit einem Sieg die ersehnte Qualifikation zu feiern. Im Land der Spiele soll unbedingt das Ticket für die „Road to Paris“ her.
Weitere Informationen und Ergebnisse gibt es auf der Turnier-Webseite.
Text: Nikolas Pfannenmüller, Ergänzungen DBS
Das deutsche Aufgebot für das Qualifikations-Turnier:
Jens-Eike Albrecht (32 / Rotenburg (Fulda) / RSB Thuringia Bulls), Thomas Böhme (32 / Bayreuth / RSV Lahn-Dill), Alexander Budde (23 / Winsen (Luhe) / Hannover United), Nico Dreimüller (26 / Frankfurt a. M. / Rhine River Rhinos), Lukas Glossner (24 / Bergen / RBB München Iguanas), Matthias Güntner (25 / Neuwied / RSV Lahn-Dill), Jan Haller (35 / Gehrden / Hannover United), Aliaksandr Halouski (36 / Minsk (Belarus) / RSB Thuringia Bulls), Tobias Hell (23 / Räckelwitz / Hannover United), Thomas Reier (23 / Köln 99ers), Julian Lammering (20 / BBC Münsterland), Jan Sadler (30 / Burgwedel / Hannover United)