Aktuelles vom Rollstuhlbasketball im Deutschen Behindertensportverband
„Hunger auf den Titel“ – Rollstuhlbasketballer des RSV Lahn-Dill zurück auf dem Meister-Thron
Der RSV Lahn-Dill hat seine überragende Saison gekrönt und nach dem Pokalsieg auch die deutsche Meisterschaft gewonnen. Die Wetzlarer feierten vor mehr als 2000 Zuschauern in der Buderus Arena einen verdienten 76:66-Erfolg im zweiten Playoff-Finalspiel über die RSB Thuringia Bulls und holten sich im Duell mit ihrem Dauerrivalen nach zwei Erfolgen in der Serie „Best of Three“ den Meistertitel zurück. Topscorer war Mendel Op den Orth mit 24 Punkten. Für die Bulls erzielte Aliaksandr Halouski die meisten Zähler (17). Die erste Partie der Final-Serie hatte der RSV in Thüringen mit 61:57 für sich entschieden.
„Das war ein verdienter Sieg für uns. Ich bin sehr glücklich und unglaublich stolz. Die Mannschaft hat mit viel Leidenschaft gekämpft und sich als echte Einheit erwiesen“, schwärmte Cheftrainerin Janet Zeltinger über die Leistung ihrer Schützlinge und hob als Grundstein des Erfolges auf dem Weg zur 15. deutschen Meisterschaft den „besonderen Teamgeist“ hervor.
Dem Wetzlarer Rollstuhlbasketball-Bundesligisten gelang dabei eine nahezu perfekte Saison mit einer überragenden Bilanz von 33 Pflichtspielsiegen bei nur einer Niederlage (im zweiten Halbfinale gegen Hannover) – besser geht es kaum. „Das war ein überragendes Jahr für uns. Die Mannschaft hat sich wunderbar entwickelt und in dieser Spielzeit gemeinsam einen tollen Weg bestritten. Auf und neben dem Feld herrschten eine wunderbare Harmonie und ein toller Austausch. Wir haben viel voneinander gelernt und alle haben unabhängig von ihren Einsatzzeiten mitgezogen. Ein solches Team coachen zu dürfen, ist etwas Besonderes“, betonte Zeltinger. „Wir hatten diesen Hunger, uns den Titel zurückzuholen.“
Tatsächlich trafen mit dem RSV Lahn-Dill und den Thuringia Bulls die beiden dominierenden Mannschaften der vergangenen Jahre aufeinander, die Rollstuhlbasketball auf Top-Niveau boten. Diesmal mit dem besseren Ende für das Team aus Wetzlar, das sich nach dem Erfolg in Thüringen vor eigenem Publikum die Meisterschaft nicht mehr nehmen lassen wollte. Bereits zur Halbzeit sprachen die statistischen Werte (38:24) eindeutig für die Mittelhessen, die dank einer starken Defensivleistung die Bulls bei einer nur rund 41-prozentigen Trefferquote hielten, mit 21 zu 12 das Rebound-Verhältnis dominierten und bei 15 eigenen Assists zudem Geschlossenheit demonstrierten. Auch im dritten Viertel blieb der RSV dominant, wartete geduldig auf seine Chancen und zeigte sich auch von der Freiwurflinie souverän. So konnte Jannik Blair mit seinem Team den Vorsprung über 47:30 (25.) bis zum Ende des Viertels bis auf 19 Punkte ausbauen.
Exakt mit dem gleichen Vorsprung ging es auch eine Woche zuvor im ersten Final-Duell in den Schlussabschnitt, in dem die Bulls die Partie fast noch drehen konnten. Der RSV Lahn-Dill war somit gewarnt vor dem Endspurt der Gäste, die bis zuletzt ihre allerletzte Chance auf die Titelverteidigung suchten. Und so schmolz der sichere Vorsprung erneut über 60:46 (32.) und einem Dreier des Spaniers Jordi Ruiz zunächst bis auf 64:55 (35.) zusammen. Doch in Reihen des RSV wurde niemand nervös – und über die langen Center Matthias Güntner und Mendel Op den Orth konnte auch die aggressive Ganzfeld-Verteidigung der Thüringer den Hausherren nichts mehr anhaben. Mit zwei Auszeiten in den letzten 120 Sekunden beruhigte Janet Zeltinger zudem die Situation, so dass die Zuschauer bereits Minuten vor dem Ende mit Standing Ovations ihr Team über die Ziellinie begleiteten.
Im Anschluss brachen in der Buderus Arena alle Dämme. Unterbrochen wurde die Meisterfeier zwischendurch nur von der emotionalen Verabschiedung der drei scheidenden Spieler*innen Tomas Klein, Mendel op den Orth und Catharina Weiß, die danach allerdings mit ihrem Team die sieben Kilogramm schwere Meisterschaftstrophäe entgegennahmen.
Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.
Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier / DBS