Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
Zwei Gold- und zwei Silbermedaillen bei Para Radsport-WM
Die deutschen Para Radsportler*innen sichern sich an Tag vier der WM gleich vier Medaillen
Maike Hausberger und Pierre Senska gewannen die Straßenrennen ihrer Startklassen bei den Weltmeisterschaften im Para Radsport im portugiesischen Cascais. Hausberger verteidigte damit ihren Titel von 2019, für Senska war es bereits der siebte Weltmeistertitel im Straßenrennen. Denise Schindler und Kerstin Brachtendorf gewannen jeweils Silber.
Die Startklassen C2 und C3 der Frauen starteten gemeinsam, mit Maike Hausberger (C2) und Denise Schindler (C3) waren zwei starke deutsche Athletinnen dabei. Schon früh im sieben Runden (insgesamt 58,5 Kilometer) langen Rennen teilte sich das Feld auf dem anspruchsvollen Kurs auf, und es bildete sich eine Fünfergruppe, in der sowohl Hausberger als auch Schindler vertreten waren. Auf der vierten Runde griff Schindler gemeinsam mit der Schwedin Anna Beck an, und Beck gewann schließlich knapp den Sprint. Hausberger fuhr mit den beiden anderen Fahrerinnen weiter und gewann dort den Sprint um den Titel der Klasse C2.
„Die letzten Monate waren für mich nicht leicht, und ich hätte nicht mit so einem Ergebnis gerechnet“, sagte Maike Hausberger nach dem Rennen. „Wir waren in der Gruppe mit fünf Leuten, davon zwei C2er und drei C3er, das war schon hart, weil die C3er ganz schön drücken und wir im Wind ja trotzdem mitarbeiten müssen, aber es hat echt gut funktioniert. Irgendwann sind Denise und Anna Beck weggefahren und wir haben dann hinten zu dritt weitergearbeitet, am Ende konnte ich die Schweizerin im Zielsprint noch überholen. Ich kannte sie nicht richtig, und sie sah schon stark aus auf dem Rad, aber ich wusste, dass ich im Sprint stark bin und habe mir im Rennen immer wieder gesagt, denke nicht über das Ziel nach, bevor du nicht auf der Zielgeraden bist. Ich bin immer noch sprachlos, es war ein sehr schöner Abschluss der WM.“
Denise Schindler sagte: „Wir hatten von Anfang an sehr hohes Tempo, an jedem Anstieg eine Attacke, und auch in den Flachstücken war immer sehr hoher Druck drauf. Anna Beck und ich konnten uns in der vierten Runde abzusetzen und haben einen Vorsprung von dreieinhalb Minuten herausgefahren. Wir sind gemeinsam zur Ziellinie, und im Schlusssprint hatte Anna dann den Reifen vorne. Aber ich bin total happy, wir haben das Rennen gerockt, waren die Ausreißergruppe und haben in einem megaharten Rennen ein Zeichen gesetzt.“
Im Rennen der Kategorie C1 der Männer über acht Runden (67,2 Kilometer) gewann Pierre Senska den Sprint einer kleinen Gruppe, Michael Teuber wurde Vierter.
„Michael Teuber und ich waren zuerst in einer Spitzengruppe mit dem Spanier Ten“, erzählte Senska. Dann kam noch der Russe Astashov dazu, und es lief auf einen Sprint hinaus. Es war ein hartes Rennen und der längste Sprint meines Lebens, der ging 350 Meter vor dem Ziel los, und am Ende waren es zwei Zentimeter Unterschied. Ich bin überglücklich über den Weltmeistertitel.“
Nach Silber im Zeitfahren gewann Kerstin Brachtendorf auch im Straßenrennen der Klasse C5 der Frauen die Silbermedaille. Über acht Runden gefahren, setzte Brachtendorf die entscheidende Attacke und arbeitete dann mit der Britin Sarah Storey zusammen; im Sprint war Storey knapp vorne.
„Das Straßenrennen ist immer eine Wundertüte, da weiß man nie, was passiert. Es ist wieder eine Silbermedaille, die sich wie Gold anfühlt. Nach meiner Attacke hat sich eine vierköpfige Spitzengruppe gebildet. Sarah und ich haben zusammengearbeitet, das war auch eine Ehre für mich, die anderen beiden hingen wirklich nur hinten und hätten auch nichts machen können. Die Italienerin haben wir auf der letzten Runde noch distanziert, damit war mein oberstes Ziel einer Medaille erreicht. Ich bin mehr als zufrieden mit Silber, denke aber auch schon daran, dass ich Sarah Storey einmal im Sprint schlagen kann.“
Im Straßenrennen der Klasse C3 der Männer gab es einen Massensprint, hier wurde Steffen Warias Vierter. Matthias Schindler belegte den zehnten Platz.
„Trotz des Sturzes im Zeitfahren hatte ich keine Beschwerden, da hat unser medizinisches Team einen super Job gemacht“, sagte Warias. „Es war ein komisches Rennen, alle Attacken wurden schnell neutralisiert, und am Ende lief es auf einen Sprint hinaus. Ich war nicht schlecht, manchmal fehlt einfach das Quäntchen Glück. Ich nehme aus den zwei Rennen das Positive mit, jetzt geht es in die Vorbereitung auf Tokio.“
Bundestrainer Tobias Bachsteffel war mit dem vierten Wettkampftag vollends zufrieden: „Zwei Weltmeistertitel, zweimal Silber – das war heute alles top!“
Insgesamt hat das deutsche Team damit 14 Medaillen geholt – dreimal Gold, sechsmal Silber und fünfmal Bronze. Am Sonntag, 13. Juni, gehen die Weltmeisterschaften mit den Straßenrennen der Dreiradfahrer und Handbiker zu Ende.
Weitere Informationen und Ergebnisse rund um die WM im Para Radsport gibt es unter https://www.uci.org/para-cycling.
Das deutsche Team für die WM:
Kerstin Brachtendorf (49 / BPRSV e.V. / Mendig), Angelika Dreock-Käser (54 / BPRSV e.V. / Bremervörde), Andrea Eskau (50 / USC Magdeburg / Apolda), Maike Hausberger (26 / BPRSV e.V. / Trier), Maximilian Jäger (21 / BPRSV e.V. / Bad Kissingen), Bernd Jeffré (57 / Gymnastik-Club 1965 Nendorf e.V. / Kiel), Jana Majunke (30 / BPRSV e.V. / Cottbus), Vico Merklein (43 / Gymnastik-Club 1965 Nendorf e.V. / Berlin), Matthias Schindler (39 / BSV München & RV Union 1886 Nürnberg e.V. / Regensburg), Steffen Warias (36 / BSV München / Tübingen), Denise Schindler (35 / BPRSV e.V. / Chemnitz), Pierre Senska (32 / BPRSV e.V. / Berlin), Michael Teuber (53 / BSV München / Tegernsee), Tobias Vetter (39 / BSV München / Gera), Annika Zeyen (36 / SSF Bonn / Bonn).