Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
Para Radsport-WM: Tandem rast zu Bronze
Lange mussten sie zittern, dann durfte das Duo jubeln: Pilot Robert Förstemann und der sehbehinderte Thomas Ulbricht sind bei den Para Radsport-Weltmeisterschaften im schottischen Glasgow im Zeitfahren über einen Kilometer auf Rang drei gefahren. Damit haben sie die Bronzemedaille aus dem Vorjahr verteidigt. Maike Hausberger belegte in der Verfolgung im kleinen Finale den vierten Platz – und war nicht nur mit ihrer Leistung sehr happy.
In der Qualifikation am Mittag war Robert Förstemann (37 / Greiz / PSV Rostock) und Thomas Ulbricht (38 / Salzwedel / PSC Berlin) mit Platz sechs eine Punktlandung gelungen – in einem zu kleinen Gang. Im Finale musste das deutsche Duo im bestens gefüllten Velodrom in Glasgow somit vorlegen und steigerte sich deutlich: 1:01,180 Minuten stand nach 1000 Metern auf der Anzeigetafel. Doch was diese Zeit wert sein würde, sollten erst die Leistungen der Konkurrenz zeigen. „Wir wussten, dass wir schneller fahren werden als in der Qualifikation. Allerdings waren abends die Bedingungen schwieriger und die Bahn langsamer“, berichtete Förstemann. Das niederländische Duo, frischgebackene Weltrekordler über 4000 Meter, blieb mit knapp zwei Zehnteln hinter den Deutschen; auch das französische Tandem konnte Förstemann und Ulbricht nicht verdrängen. Dann gingen die Australier auf die Bahn und es war klar: Bleiben sie ebenfalls hinter den Deutschen, ist Bronze sicher. Als sie die Ziellinie passierten, brandete Jubel auf beim deutschen Power-Express. Wie bei der WM im Vorjahr schafften es die beiden aufs Treppchen. Da die britischen Tandems ihre Favoritenrolle unterstrichen, blieb es bei Platz drei.
„Wir haben wieder Bronze gewonnen und das Ergebnis aus dem vergangenen Jahr bestätigt. Wir wären gerne noch schneller gewesen, aber für die Bedingungen ist die Zeit super“, betonte Robert Förstemann und lieferte den Grund für diese Einschätzung gleich hinterher: „Wir waren erstmals unter einer Sekunde hinter den Briten. Das zeigt: Der Rückstand schmilzt, es geht voran – und wir wollen noch schneller werden.“ Klingt nach einer Kampfansage für die Paralympics in Paris in gut einem Jahr. Doch zunächst geht es für das Duo am Sonntag weiter mit der Qualifikation auf der nicht-paralympischen Sprint-Strecke.
Direkt im Anschluss an das Tandem startete die zweite deutsche Medaillenhoffnung des dritten Wettkampftages. Maike Hausberger (28 / Trier / BPRSV Cottbus) hatte sich in der Verfolgung über 3000 Meter für das kleine Finale qualifiziert und kämpfte in der Startklasse C2 um Bronze. Im Duell mit der Australierin Amanda Reid legte die 28-Jährige vom BPRSV aus Cottbus schnell los und lag bis zur Hälfte des Rennens vorne. Dann jedoch drehte die Australierin auf, während bei Hausberger die Kräfte schwanden. Das Ergebnis: Platz vier, mit deutlicher persönlicher Bestzeit wohlgemerkt. „Vor ein paar Jahren wäre ich mit dieser Zeit Weltmeisterin geworden. Mit meiner Leistung bin ich mega zufrieden und total happy, ich war sieben Sekunden schneller als bei meiner bisherigen Bestzeit. Der Plan war, schnell zu beginnen – hinten raus haben leider die Kräfte nicht gereicht“, sagte Hausberger, die schon am Sonntag im Zeitfahren über 500 Meter den nächsten Angriff auf das Treppchen starten will. Mit fünf Renntagen in zehn Wettkampftagen hat die gebürtige Triererin volles Programm auf Bahn und Straße. Als Belastung sieht sie das nicht. „Mir macht hier jedes Rennen einen großen Spaß, es ist ein Riesenerlebnis. In so einer vollen Halle bin ich noch nie gefahren. Das ist total cool und die Stimmung ist super“, berichtet Maike Hausberger.
Zudem fuhr Vanessa Laws (19 / Ludwigsfelde / BPRSV Cottbus) im Scratch-Rennen der Klasse C4 ebenso auf den achten Platz wie schon in der Verfolgung über 3000 Meter am Mittwoch. Auf Rang sieben landete am heutigen Nachmittag Manuel Korber im Zeitfahren über 1000 Meter (C3) und verpasste damit nur knapp das Finale der besten Sechs. Bereits am Mittwoch wurde Pierre Senska mit starker Zeit in der Verfolgung Sechster (C1), während Jakob Klinge im Scratch-Rennen (C5) am Donnerstagabend auf Platz acht ins Ziel kam.
Nach dem dritten von insgesamt zwölf Wettkampftagen auf der Bahn und der Straße bei den Para Radsport-Weltmeisterschaften in Glasgow hat das deutsche Team von Bundestrainer Gregor Lang bisher einmal Bronze von Robert Förstemann und Thomas Ulbricht auf dem Medaillenkonto. Weitere Highlights am Wochenende aus deutscher Sicht sind die Scratch-Rennen mit Manuel Korber (C3) sowie Fabian Döring und Thomas Schäfer (C4) und das Zeitfahren über 500 Meter mit Maike Hausberger (C2). Große Teile der Wettkämpfe auf der Bahn werden live auf Eurosport übertragen.
Weitere Informationen gibt es auf der Veranstaltungs-Webseite.
Hier finden Sie Zeitpläne und Ergebnisse.
Text: Kevin Müller / DBS
Der deutsche Kader für die Para Radsport-WM:
Bahn:
Fabian Döring (37 / Freiburg / RV Concordia Reute), Robert Förstemann (37 / Greiz / PSV Rostock), Maike Hausberger (28 / Trier / BPRSV Cottbus), Jakob Klinge (26 / Erlangen / RC Herpersdorf), Manuel Korber (34 / Mallersdorf / BSV München), Vanessa Laws (19 / Ludwigsfelde / BPRSV Cottbus), Thomas Schäfer (42 / Wernigerode / BPRSV Cottbus), Pierre Senska (35 / Berlin / BPRSV Cottbus), Thomas Ulbricht (38 / Salzwedel / PSC Berlin)
Straße:
Kerstin Brachtendorf (51 / Mending / BRSV Cottbus), Julia Dierkesmann (56 / Merzhausen / GC Nendorf), Angelika Dreock-Käser (47 / Bremervörde / BPRSV Cottbus), Andrea Eskau (52 / Apolda / USC Magdeburg), Maike Hausberger (28 / Trier / BPRSV Cottbus), Johannes Herter (39 / Lemgo / RSV Tempoliema), Maximilian Jäger (23 / Bad Kissingen /BPRSV Cottbus), Vanessa Laws (19 / Ludwigsfelde / BPRSV Cottbus), Jana Majunke (32 / Cottbus / BPRSV Cottbus), Vico Merklein (45 / Berlin / GC Nendorf), Thomas Schäfer (42 / Wernigerode / BPRSV Cottbus), Manuel Scheichl (41 / Rottenmünster / BVS München), Matthias Schindler (41 / Regensburg / RV Union 1886 Nürnberg), Benno Schmidt (57 / Gießen / TSV Bayer 04 Leverkusen), Pierre Senska (35 / Berlin / BPRSV Cottbus), Michael Teuber (55 / Tegernsee / BSV München), Steffen Warias (38 / Allschwil / BSV München), Annika Zeyen (38 / Hennef / SSF Bonn)