Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
Para Radsport: Teuber gewinnt 38. WM-Medaille, Hausberger Bronze
Am vorletzten Wettkampftag der Para Radsport-Weltmeisterschaften in Glasgow und Dumfries (Schottland) haben die deutschen Zweiradfahrer*innen zwei Medaillen gewonnen. Die bei dieser WM überragende Maike Hausberger (C2) freute sich über die Bronzemedaille. Einmal mehr überzeugte auch der 55-jährige Michael Teuber. Er holte nach Silber im Zeitfahren diesmal Bronze im C1-Straßenrennen. Pierre Senska stürzte im Zielsprint durch den Stoß eines Kontrahenten.
Michael Teuber, fünfmaliger Paralympics-Goldmedaillengewinner, legt die Messlatte im Para Radsport immer höher. Der Ausnahmeathlet nimmt von der laufenden Straßen-WM in Dumfries eine Silber- und eine Bronzemedaille mit. Es sind die WM-Edelmetalle 37 und 38 für den Mann aus Tegernsee. „Dass die Form stimmt, haben wir beim Zeitfahren schon gesehen. Ich hatte eine richtig gute WM-Vorbereitung. Im Straßenrennen war ich zwischendurch an der Grenze meiner Kräfte. Ich bin aber immer wieder zurückgekommen. Gegen Ende hatte ich das Gefühl, dass noch was geht“, sagte Teuber. Mit Blick auf die nähere Zukunft und die Paralympics 2024 in Paris ist er positiv gestimmt: „Es geht vor jeder Saison von Null los, der Sport macht mir aber immer noch Spaß. Mit den Erfolgen im Rücken schlage ich jetzt den Kurs auf Paris ein. Und es würde mich natürlich sehr freuen, wenn ich noch mal zu Spielen fahren könnte." Zuletzt war es ihm 2017 gelungen, zwei WM-Medaillen zu gewinnen. An diesem Samstag hatte das Edelmetall den faden Beigeschmack, dass Teamkollege Pierre Senska stürzte. Teuber erlebte das hautnah, er war mit Senska und dem Brasilianer Carlos Gomes Soares auf der Zielgeraden: „Im Schlusssprint ging es um den dritten Platz. Ich habe das Tempo mit voller Kraft angezogen. Dann sind Pierre und der Brasilianer aus meinem Windschatten rausgefahren. Er hat Pierre zweimal gedrückt. Dann hat es nur noch gekracht“, berichtete Teuber.
Bittere Momente waren das für Senska, der durch den Rempler wenige Meter vor der Ziellinie in die Bande krachte. Die deutsche Teamärztin Anja Hirschmüller eilte zur Unfallstelle. Senska konnte immerhin noch selbständig aufstehen. Er trug sein demoliertes Fahrrad über die Ziellinie und wurde als Fünfter gewertet. Es liegt nun im Ermessen des Internationalen Radsport-Verbands (UCI), ihn im Nachhinein noch als Viertplatzierten zu werten. Der 35-jährige Berliner musste anschließend im Krankenhaus behandelt werden. „Es ist einfach nur unverständlich und unsportlich, was er da getan hat. Das wäre sonst auf jeden Fall die Bronzemedaille geworden“, sagte Senska und fügte an: „Jetzt kann ich froh sein, dass nur das Schlüsselbein gebrochen ist. Wer weiß, was hätte passieren können.“
Im Frauenrennen der C2-Klasse über 62,4 Kilometer ging Maike Hausberger (28 / Trier / BPRSV Cottbus) am Samstagabend an den Start. Vier Medaillen hatte sie bis dato auf der Bahn und der Straße gesammelt. Nach Zeitfahr-Gold ließ sie im Straßenrennen nach gut zwei Stunden den dritten Platz folgen. Hausberger beendet damit eine WM, die kaum besser für sie hätte laufen können – mit Weltmeistertiteln im Zeitfahren (Straße) und im Scratch (Bahn) und insgesamt fünf Medaillen. Zudem fuhr Kerstin Brachtendorf (C5) nach ihrem vierten Rang im Zeitfahren erneut auf Platz vier. Nachwuchsfahrerin Vanessa Laws (C4) belegte Rang acht.
Zweiradfahrer Steffen Warias, der in der C3-Klasse hätte starten sollen, fiel aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig für das Rennen aus. Teamkollege und Zeitfahr-Weltmeister Matthias Schindler (C3) landete derweil auf dem neunten Platz. Ebenfalls mit zwei neunten Plätzen beendet Thomas Schäfer (C4) diese WM.
Nach dem elften von insgesamt zwölf Wettkampftagen auf der Bahn und der Straße bei der Para Radsport-WM in Glasgow und Dumfries hat das deutsche Team von Bundestrainer Gregor Lang bisher fünfmal Gold, sechsmal Silber und siebenmal Bronze auf dem Medaillenkonto. Weiter geht es am Sonntag mit dem letzten Wettkampf, dem Team Relay der Handbiker*innen in Glasgow.
Weitere Informationen gibt es auf der Veranstaltungs-Webseite.
Hier finden Sie Zeitpläne und Ergebnisse.
Der deutsche Kader für die Para Radsport-WM:
Straße:
Kerstin Brachtendorf (51 / Mending / BRSV Cottbus), Julia Dierkesmann (56 / Merzhausen / GC Nendorf), Angelika Dreock-Käser (47 / Bremervörde / BPRSV Cottbus), Andrea Eskau (52 / Apolda / USC Magdeburg), Maike Hausberger (28 / Trier / BPRSV Cottbus), Johannes Herter (39 / Lemgo / RSV Tempoliema), Maximilian Jäger (23 / Bad Kissingen /BPRSV Cottbus), Vanessa Laws (19 / Ludwigsfelde / BPRSV Cottbus), Jana Majunke (32 / Cottbus / BPRSV Cottbus), Vico Merklein (45 / Berlin / GC Nendorf), Thomas Schäfer (42 / Wernigerode / BPRSV Cottbus), Manuel Scheichl (41 / Rottenmünster / BVS München), Matthias Schindler (41 / Regensburg / RV Union 1886 Nürnberg), Pierre Senska (35 / Berlin / BPRSV Cottbus), Michael Teuber (55 / Tegernsee / BSV München), Steffen Warias (38 / Allschwil / BSV München), Annika Zeyen (38 / Hennef / SSF Bonn)
Die deutschen Medaillengewinner*innen:
Gold: Maike Hausberger (Bahn; C2 / Scratch & Straße; C2 / Zeitfahren), Maximilian Jäger (Straße; T2 / Zeitfahren), Matthias Schindler (Straße; C3 / Zeitfahren), Annika Zeyen (Straße; H3 / Straßenrennen)
Silber: Thomas Ulbricht/Robert Förstemann (Bahn; Tandem / Sprint), Pierre Senska (Bahn; C1 / Scratch), Annika Zeyen (Straße; H3 / Zeitfahren), Andrea Eskau (Straße; H5 / Zeitfahren), Angelika Dreock-Käser (Straße; T2 / Zeitfahren), Michael Teuber (Straße; C1 / Zeitfahren)
Bronze: Thomas Ulbricht/Robert Förstemann (Bahn; Tandem / 1000 Meter), Maike Hausberger (Bahn; C2 / Omnium & Bahn; C2 / Zeitfahren & Straße; C2 / Straßenrennen), Maximilian Jäger (Straße; T2 / Straßenrennen), Jana Majunke (Straße; T2 / Straßenrennen), Vico Merklein (Straße; H3 / Straßenrennen), Andrea Eskau (Straße; H5 / Straßenrennen), Michael Teuber (Straße; C1 / Straßenrennen)
Text: Jessica Balleer / DBS