Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
Erster WM-Titel für Merklein, Gold auch für Eskau
In der letzten Zeitfahrsession der Weltmeisterschaft der Para Radsportler im niederländischen Emmen gab es zwei weitere Goldmedaillen für die deutschen Handbiker. Sowohl Vico Merklein als auch Andrea Eskau konnten sich über das Weltmeistertrikot mit Regenbogenstreifen freuen. Für Merklein war es nach vier Silbermedaillen der erste Weltmeistertitel.
Alle Handbikewettbewerbe mit deutscher Beteiligung führten über einen Rundkurs, der zweimal zu absolvieren war, die Gesamtstrecke war also 20,8 Kilometer. Vico Merklein war einer der Favoriten in der Klasse H3 der Männer, die mit 38 Startern sehr stark besetzt war. Als der 42-jährige Berliner ins Ziel kam, leuchtete eine neue Bestzeit auf: 29:49,20 Minuten. Damit blieb Merklein als Einziger seiner Klasse unter 30 Minuten und gewann nach der paralympischen Goldmedaille 2016 zum ersten Mal eine Weltmeisterschaft.
„Nach dreizehn Jahren, es ist noch nicht wirklich angekommen“, war Merklein überglücklich. „Ich hatte heute ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, es war nicht die Topleistung. Ich bin dieses Jahr von der Wattzahl schon besser gewesen. Aber das Bike ist gerollt, das ist das Wichtige, und ich habe die hohen Geschwindigkeiten auf der Uhr gesehen. Ich wollte keine Zwischenzeiten, das bringt mich selbst durcheinander, im Zeitfahren geht es nur um meine Leistung, alles andere ist egal. Am Anfang ist es wichtig, zu arbeiten, und der Erfolg kommt zum Schluss.“ Bei der Siegerehrung war Merklein äußerlich sehr ruhig und freute sich von innen: „Ich habe so viel gearbeitet dieses Jahr und so viel entbehrt. Meine Freundin hat gesagt, so viel trainiert hätte ich zuletzt 2016. Und wenn sich diese harte Arbeit am Ende auszahlt, dann ist alles super.“
Auch Andrea Eskau war in ihrer Klasse H5 unschlagbar. Auf ihrem neu entwickelten Handbike als Letzte auf die Strecke gegangen, überholte die 49-Jährige bis auf die spätere Zweitplatzierte alle Konkurrentinnen und stoppte die Uhr nach 34:47,48 Minuten - 28 Sekunden schneller als Oksana Masters aus den USA. Eskau war umso glücklicher über den Titelgewinn, als sie sich einen Tag vor dem Rennen eine Erkältung eingefangen hatte. „Ich war in der ganzen Vorbereitung leider sehr krank und durfte nicht damit rechnen, dass ich nochmals Weltmeisterin werden kann“, sagte Eskau. „In diesem Jahr zu gewinnen, ist besonders toll. Das neue Sportgerät ist ausgesprochen schnell, das war ein sowohl ein moralischer als auch ein technischer Vorteil. Es war heute der erste Renneinsatz damit, die Entwicklung hat insbesondere die Ingenieure von Toyota viel Zeit und Nerven gekostet. Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen, denn ich wollte mich sauber für Tokio qualifizieren. Eine Goldmedaille ist quasi die Eintrittskarte, und ich bin unglaublich glücklich.“
Mariusz Frankowski erreichte in der Klasse H2 einen guten vierten Platz, Annika Zeyen wurde bei ihrem ersten WM-Zeitfahren Sechste der Klasse H3. In der Klasse H4 belegte Bernd Jeffré in einem engen Rennen den achten Platz, Dražen Borić kam unter den 38 Startern der Klasse H3 auf Platz 20. Am Samstag treten die Zweiradfahrer sowie das Tandem im Straßenrennen an.