Aktuelles vom Para Dressursport
"Die Para Dressur gehört auf die großen Turniere"
Angelika Trabert zählt seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten Para-Reiterinnen in Deutschland, mittlerweile ist sie auch Aktivensprecherin für ihre Disziplin. Nun hat die FEI ein Interview veröffentlicht, in dem die Anästhesistin verrät, wie sie ihre Rolle als Aktivensprecherin gestalten möchte und welche Hoffnungen sie für die Para Dressur hegt.
Angelika Trabert trägt eigentlich einen Doktortitel vor ihrem Namen: Die 49-Jährige ist hauptberuflich Anästhesistin – und nebenberuflich zudem Aktivensprecherin beim Weltreiterverband (FEI) für die Para Dressur. „It’s ability, not disability that counts!“ – so lautet ihr Motto. Und dieses hat sie bisher immer wieder selbst unter Beweis gestellt. Sie kam mit einer Dysmelie (Fehlbildung) beider Beine und einer Hand zur Welt und saß bereits mit sechs Jahren zum ersten Mal auf dem Pferd.
Seit 1991 vertritt sie Deutschland erfolgreich auf allen wichtigen Championaten. Zu ihren größten Erfolgen zählen sicherlich Gold bei den Paralympics 2012 in London und bei den Weltreiterspielen 2010 in Lexington. Zuletzt holte sie bei den Weltreiterspielen 2018 in Tryon Bronze mit dem deutschen Para Team und konnte diesen Erfolg auch im Einzel wiederholen.
Um sich als Aktivensprecherin für ihre Disziplin zu bewerben, musste Trabert auch ein Motivationsschreiben verfassen. „Pferde sind meine große Leidenschaft und sie helfen mir und meinen Reiterkollegen der Welt zu zeigen, dass es keine Behinderung gibt, wenn man auf einem Pferd sitzt“, beschreibt sie darin ihre Auffassung zum Sport. Im Interview mit der FEI gibt sie weitere Antworten.
FEI: Mit welchen Problemen sieht sich die Para Dressur momentan konfrontiert?
Angelika Trabert: Das größte Problem ist, dass die Para Dressur weltweit noch bekannter werden muss. Nicht alle Leute wissen von unserem Sport. Wir benötigen mehr Aufmerksamkeit, damit wir mehr Unterstützer und Sponsoren finden. In dem wir weiterhin daran arbeiten, dass die Para Dressur noch mehr Beachtung erhält und dass die Turniere noch attraktiver für das Publikum gestaltet werden, können wir dafür sorgen, dass der hohe Standard in unserem Sport erhalten bleibt. Gleichzeitig arbeiten wir daran, die Qualität in den Ländern, wo die Para Dressur aktuell im Kommen ist, noch weiter zu erhöhen. Außerdem ist für uns der Austausch mit den anderen Disziplinen wichtig– in erster Linie um ein Beispiel für gelebte Inklusion sein zu können.
FEI: Wie wollen Sie diese Probleme als Aktivensprecherin in Angriff nehmen?
Angelika Trabert: Ich glaube, dass der Para Sport wirklich miteinbezogen werden muss. Sprich, dass wir Teil großer Turniere sein sollten, Prüfungen und Vorführungen in den großen Arenen reiten sollten. Wenn wir auf den großen Turnieren vertreten wären, könnten wir alle voneinander profitieren. Ich hoffe, dass dann auch die Medien ein gesteigertes Interesse an der Para Dressur zeigen würden und so das Interesse an dem Sport steigern könnten. Das würde ihn wiederum für die Sponsoren attraktiver machen. Als erstes werde ich allerdings mit den Athleten sprechen und sie nach ihrer Meinung fragen. Ich möchte mir sicher sein, dass ich für die Mehrheit spreche. Anschließend werden wir über Strategien nachdenken müssen, mit denen wir unsere Ziele erreichen können.
FEI: Eine Aufgabe des Aktivensprechers ist es, die Kommunikation zwischen den Athleten und dem Verband zu verbessern. Was funktioniert Ihrer Meinung nach bereits gut und wo sehen Sie noch Potenzial?
Angelika Trabert: Ich habe das Gefühl, dass ich die Reiter „aufwecken“ muss, um sicherzustellen, dass ich den größtmöglichen Input bekomme. Im Moment scheint es mir noch so, als wären sich die Athleten ihrer Stimme nicht bewusst genug. Als ihre Vertreterin kann ich als ihre Stimme fungieren, wenn sie mir den nötigen Rückhalt geben. Momentan benutzen wir eine geschlossene Facebook-Gruppe, um uns auszutauschen. Außerdem wird uns das FEI-Sportforum als weitere Plattform dienen, wo wir uns treffen können, Ideen austauschen und voranbringen können.
Quelle: FEI