Aktuelles vom Para Eishockey im Deutschen Behindertensportverband
Para Eishockey B-WM 2019 Berlin: Sebastian Disveld im Interview
Die deutsche Para Eishockey Nationalmannschaft steht in den Startlöchern - nur noch wenige Tage bis zur Heim-WM. Vom 17. bis 22. November 2019 kämpfen sie gemeinsam mit den Teams aus China, Großbritannien, Polen, Russland und Slowakei in Berlin um den Wiederaufstieg in den A-Pool. Kurz vorher stand zu guter Letzt der Kapitän der Deutschen, Bas Disveld, unseren Fragen Rede und Antwort.
Bitte stell dich kurz in ein paar Sätzen vor!
Mein Name ist Bas Disveld und ich bin am 1. März 1976 in Zeven zur Welt gekommen. Ich wohne in Achim bei Bremen. Meine Frau heißt Silke Disveld und ich habe einen Sohn. Und dann ist da noch unsere Dogge Umbra.
Seit wann spielst du Para Eishockey und wie hast du von der Sportart erfahren?
Ich bin zweimal an zwei verschiedenen Orten in der gleichen Woche angesprochen worden, ob ich mir nicht vorstellen könne, Para Eishockey zu spielen. Da habe ich mir gedacht: Das muss ich wohl mal ausprobieren – und seitdem, also 2001, bin ich dabei.
Seit wann bist du in der deutschen Nationalmannschaft?
Zwei Anläufe habe ich gebraucht, um mich in der Nationalmannschaft zu etablieren. Das war gleich am Anfang meiner Karriere im Jahr 2002, doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich andere Pläne. Dann folgte 2005 der zweite Versuch kurz vor den Paralympics. Seitdem bin ich durchgehend dabei.
Wieso ist es für den Para Sport wichtig, mehr Öffentlichkeit zu bekommen?
Es ist wichtig, damit gezeigt wird, dass es nicht nur „Behindertensport“ ist. Unser Sport ist in den vergangenen Jahren viel schneller und professioneller geworden und dadurch auch spannender und ansehnlicher. Gerade auch im Para Eishockey ist das ganz deutlich zu sehen.
Was macht deiner Meinung nach den Para Sport aus?
Ich würde das nicht auf Para Sport beschränken, allgemein ist Sport für eine Menschen wichtig, egal ob man es nur für sich macht oder in einem Team. Sport gibt dem Körper viel zurück und mental ebenso. Es gibt vielleicht eine Sache, die im Para Sport anders ist, da man sich mit seiner Behinderung aktiv auseinandersetzen muss in einer Sportart, die man gerne machen möchte.
Was war der schönste Moment in deiner sportlichen Karriere?
Bei den Paralympics in Turin 2006 dabei gewesen zu sein und dort sogar um die Bronzemedaille kämpfen zu dürfen. Und der Wiederaufstieg in den A-Pool.
Und was war der Wichtigste?
Der Aufstieg in den A-Pool, weil das doch schon eine Belohnung war für die harte Arbeit in den Jahren zuvor.
Was sind deine nächsten Ziele?
Mein Ziel ist es, die jungen Spieler in unserer Mannschaft so lange wie möglich zu unterstützen, damit sie ihre Ziele erreichen – und ich hoffe für sie, dass es große Ziele sind.
Was bedeutet es dir, mit der Mannschaft auf dem Eis zu stehen?
Mit so einer Mannschaft wie jetzt bedeutet mir das sehr viel, weil man einfach sieht, dass die jungen Spieler gut ausgebildet sind und sie das Spiel jetzt auch selbst machen und lesen. Das führt dazu, dass wir ein homogenes Team sind.
Seit wann bist du Kapitän der Nationalmannschaft und was bedeutet es dir?
Ich glaube seit zwei, drei Jahren. Die Bedeutung ist gewachsen, für so ein Team der Kapitän zu sein. Das schon eine sehr coole Aufgabe, aber die Erwartung an sich selbst steigt damit auch.
Du sagst über dich, dass du nie ein Naturtalent warst. Wie hast du es dennoch geschafft so erfolgreich zu sein?
Dafür benötigt man die Ehrlichkeit, sich selbst zu kritisieren und immer wieder nach Lösungen zu suchen, um weiter an sich zu arbeiten und besser zu werden. Auch im Falle von Niederlagen, wie dem Abstieg oder der knapp verpassten Paralympics-Qualifikation, muss man sich immer wieder neu motivieren und wieder neu starten können – ohne dabei schwächer zu werden, sondern stärker.
Wie sieht ein normaler Tagesablauf bei dir aus?
In der Saison stehe ich morgens auf und da gibt es nur Sport in meinem Kopf. Auch wenn ich arbeiten muss, plane ich schon, was ich alles machen muss, was ich esse und trinke, um anschließend in der „Muckibude“ gute Leistung zu bringen und was ich danach auf dem Eis umsetzen möchte, um mich zu verbessern. Und so rattert das die ganze Saison.
Wer ist euer größter Konkurrent bei der B-WM 2019? Wie siehst du die Chancen für euch?
Jede Nation, die nach Berlin kommt, ist ein großer Konkurrent, weil es eben nur zwei Plätze für den Aufstieg gibt. Alle haben den Plan, den anderen Nationen die Punkte wegzunehmen und jeder Punkt ist entscheidend. Es gibt natürlich mit Russland einen großen Favoriten, die können schon sehr gut Eishockey zocken, aber die kochen auch nur mit Wasser. Der deutschen Para Eishockey-Nationalmannschaft wurde es noch nie leicht gemacht, Erfolg zu haben. Unsere Chancen standen schon häufig gut, doch leider fehlt uns immer noch das Quäntchen Glück. Wir bekommen dann oft von den anderen Nationen zu hören, dass wir die bessere Mannschaft gewesen seien, uns aber das Glück gefehlt hätte. Doch jetzt spielen wir im eigenen Land und hoffen, dass der Heimvorteil unser Glück ist.
Wie siehst du eure Chancen an den nächsten Paralympischen Spielen teilzunehmen?
Wenn wir das Ticket nicht mit dem ersten Versuch bekommen, dann bin ich mir angesichts unserer jungen Mannschaft sicher, dass wir es im zweiten Anlauf schaffen werden. Das Ticket für die Paralympics 2022 in Peking ist dieses Mal für uns.
Was machst du, wenn du nicht auf dem Eis zu finden bist?
Außerhalb der Eishockey-Saison treibe ich viele andere Sportarten, auch mit meiner Familie zusammen. Meine andere Leidenschaft sind meine „alten“ Autos.
Was ist deine Lieblingseissorte?
Ich bin absolut ein Leckermäulchen, aber Eis ist irgendwie nicht mein Ding. Wenn ich mal Eis esse, gebe ich häufig die Hälfte meinem Sohn ab.