Aktuelles vom Para Eishockey im Deutschen Behindertensportverband
6:2 gegen Norwegen: Paralympics-Traum lebt weiter
Die deutsche Para Eishockey-Nationalmannschaft hat beim Qualifikationsturnier in Berlin den Favoriten aus Norwegen mit 6:2 besiegt und nach der bitteren Auftaktniederlage gegen Italien den Traum von den ersten Paralympics seit 2006 am Leben gehalten.
„Es war, wie ich es mir vorgestellt habe: Wir waren komplett und haben gezeigt, dass die Mannschaft intakt ist“, sagte ein zufriedener Andreas Pokorny, dessen Team die favorisierte Mannschaft aus Norwegen 6:2 besiegt hatte. Nachdem der deutsche Cheftrainer noch 24 Stunden zuvor Personalsorgen hatte, die den Traum von den Paralympics in Peking ernsthaft gefährdeten, hatten sich diese am Samstag aufgelöst: Bernhard Hering und Frank Rennhack, die coronabedingt bei der Auftakt-Pleite gegen Italien schmerzlich vermisst wurden, konnten sich freitesten und durften somit spielen.
Frühe Führung im ersten Drittel
Entsprechend selbstbewusst startete das deutsche Team und ging durch Tore von Jörg Wedde (4.) und Felix Schrader (11.) im ersten Drittel 2:0 in Führung. Doch im zweiten Abschnitt glich Norwegen binnen 68 Sekunden Spielzeit aus: Erst hatte Loyd Remi Solberg (26.) gescort, dann Torjäger Ola Oiseth (28.) - und das, obwohl es dazwischen eine lange Verletzungsunterbrechung gegeben hatte und Norwegens Martin Skolbekken abtransportiert werden musste (27.). Die Deutschen zeigten sich von dem Ausgleich aber nicht allzu irritiert und Bernhard Hering erzielte nur 19 Sekunden nach dem 2:2 das 3:2 (28.) - ein wichtiger Treffer, wie Pokorny sagt: „Beim Ausgleich kommt natürlich immer Nervosität rein, aber wir mussten einfach ruhig weiterspielen und haben dann die Chancen genutzt und verdient den Sieg eingefahren.“
Hinten hielt „Hexer“ Kunst, vorne traf Schrader
Und wie: Das deutsche Team blieb geduldig und schaffte es gleichzeitig, die Fans im Eisstadion am Glockenturm mitzunehmen. Simon Kunst im deutschen Tor zeichnete sich immer wieder aus, entschärfte gefährliche Schüsse und kam auf insgesamt zehn Paraden. „Wir wissen, dass er uns als Hexer im Spiel halten kann, das hat er schon öfters gezeigt“, sagte Mitspieler Frank Rennhack später. Felix Schrader machte mit seinen Treffern zwei bis vier dann alles klar (32., 36., 37.) und freute sich: „Man ist mega stolz auf diese Leistung, aber ohne das Team im Hintergrund, das für die Tore mitverantwortlich ist, wäre das Ganze nicht möglich gewesen. Wir können sehr stolz sein. Es war ein Pflichtsieg, denn ohne den hätten wir keine wirkliche Chance mehr gehabt, uns für die Paralympics zu qualifizieren. Gestern hingen die Köpfe etwas herunter, aber wir haben hart gekämpft und es geschafft.“
„Ohne weitere Siege gibt es kein Ticket“
Mit einem Sieg und einer Niederlage rückt Deutschland auf Rang drei der Tabelle vor, die besten zwei Teams qualifizieren sich für Peking. „Man kann schon sagen, dass unsere ersten beiden Gegner die Besten waren und jetzt können wir positiv gestimmt in die nächsten Spiele starten“, sagte Schrader, fügte aber hinzu: „Die Marschroute ist ganz einfach: Wir müssen alle weiteren Spiele gewinnen, denn ohne weitere Siege gibt es kein Ticket.“
Auch Pokorny warnte, blickte aber dennoch optimistisch in Richtung Sonntagabend, wenn um 18.30 Uhr das bisher sieglose, aber defensivstarke Japan wartet: „Es sind fünf Finalspiele und jeder kämpft um sein Leben, aber wenn wir mit dem Schwung jetzt die Leistung wieder abrufen, können wir morgen hoffentlich den Sieg bestätigen.“
Slowakei und Italien mit zwei Siegen
Am Vormittag hatte die Slowakei gegen Japan 3:0 gewonnen und war erneut ohne Gegentor geblieben. Damit steht am Sonntag um 11.30 Uhr ein echtes Topspiel auf dem Plan, wenn die Slowaken auf die ebenfalls verlustpunktfreien Italiener treffen. Italien war am Samstag schon im zweiten Drittel 5:1 gegen Schweden in Führung gegangen, musste dann aber bis zuletzt zittern: Neun Sekunden vor Schluss verkürzte Schweden noch auf 5:4, dabei blieb es aber. Die Schweden spielen am Sonntag um 15.30 Uhr auf Norwegen. Der Eintritt im Eisstadion P09 in Berlin-Charlottenburg ist für alle Spiele bei Nachweis von 2G+ frei.