Aktuelles vom Para Ski nordisch
Starke Bilanz beim Heimweltcup
Acht Podestplätze für das deutsche Team – Anja Wicker verpasst im Biathlon über die Mitteldistanz den Sieg nur knapp – Martin Fleig war erfolgreichster Deutscher
Zum Abschluss einer für die deutsche Mannschaft erfreulichen Weltcup-Woche in Finsterau (Bayerischer Wald) haben Anja Wicker und Martin Fleig die Medaillen sieben und acht für das Team eingeheimst. Im Biathlon über die Mitteldistanz (10/12,5 Kilometer) wurde Wicker hauchdünn hinter Svetlana Konovalova (Russland) Zweite, Fleig kam in seinem Rennen auf Platz drei. Andrea Eskau und Vivian Hösch komplettierten mit zwei vierten Rängen das gute Tagesergebnis.
Wicker fehlte bei den Frauen sitzend nicht viel zu ihrem ersten Weltcup-Sieg in dieser Saison. Unter den Augen einer Delegation ihres Vereins MTV Stuttgart musste sich die 24-Jährige nach einer einwandfreien Schießleistung nur um 2,4 Sekunden geschlagen geben – für sie kein Grund zum Ärger. „Beim Heimweltcup zweimal aufs Podium zu fahren, stellt mich absolut zufrieden‟, resümierte sie.
Sogar noch einmal mehr auf dem Treppchen war Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg), der in einer von Russland und der Ukraine dominierten Wettkampfwoche die deutschen Fahnen in allen drei Biathlon-Rennen erfolgreich vertrat – sogar so erfolgreich, dass er im finalen Rennen über die Mitteldistanz erstmals in seiner Karriere das rote Leibchen des Führenden im Gesamtweltcup trug. Das hätte ihn beinahe beflügelt, da Fleig bis zum vierten Schießen mit weißer Weste und starker Laufleistung in aussichtsreicher Position lag. Dann jedoch zerstörten vier Fehler jegliche Siegchance. „Ich habe keine Ahnung, was da passiert ist‟, sagte der fassungslose 26-Jährige direkt nach dem Rennen. Einige Stunden später bei der Siegerehrung sah die Welt schon wieder anders aus. Eine Erklärung für das Missgeschick hatte Fleig zwar immer noch nicht, aber der dritte Platz hinter Grigory Murygin und Roman Petushkov (beide Russland) nach zuvor zweimal Silber beweist, dass Fleig inzwischen ein fester Maßstab innerhalb der Weltspitze ist.
Das darf Andrea Eskau schon seit vielen Jahren behaupten. Bei ihrem einzigen Biathlon-Auftritt in dieser Saison kam die Bergheimerin auf Platz vier – der Fokus liegt schließlich auf den Sommer-Paralympics in Rio de Janeiro mit dem Handbike. Eskau ließ sich am Schießstand viel Zeit, vermied aber den Gang in die Strafrunde. Auf der Strecke merkte man der Athletin des USC Magdeburg einen Tag nach ihrem guten dritten Platz im Langlauf-Sprint an, dass sie noch immer von einer Bronchitis geschwächt ist.
Ebenfalls eine einwandfreie Schießleistung lieferte Vivian Hösch (Ring der Körperbehinderten Freiburg) bei den Frauen mit Sehbehinderung ab. Dass es trotzdem „nur‟ zum vierten Rang reichte, lag am Wettkampfsystem, das die läuferisch etwas stärkere Konkurrenz begünstigt. „Die Schneebedingungen waren sehr wechselhaft. Damit habe ich mich schwer getan.‟ Das Resultat nach zwei Bronzemedaillen unter der Woche bewerteten sie und ihr Guide Florian Schillinger (SV Baiersbronn) angesichts der weniger geliebten Distanz trotzdem positiv.
Mit acht Podesplatzierungen und weiteren guten Leistungen fiel die Bilanz des deutschen Teams von Bundestrainer Ralf Rombach insgesamt sehr zufriedenstellend aus. „Wir haben so viele Medaillen geschafft wie seit Jahren nicht mehr im Weltcup. Ein Sieg wäre noch schön gewesen, doch den haben wir zweimal knapp verpasst. Allerdings sind wir weiter auf einem guten Weg, die Leistungen stimmen und wir können gerade bei den Sitzschlittenfahrern sehr gut mitmischen“, sagte Rombach, der auch den Ausrichter lobte. Denn organisatorisch war es eine gelungene Veranstaltung im Bayerischen Wald. Der SV Finsterau sorgte mit seinen über 200 Helferinnen und Helfern für beste Bedingungen. „Trotz der anfangs schwierigen Wetterbedingungen haben sie einen Riesenjob gemacht“, so Rombach. Schirmherrin der Veranstaltung war die mehrfache Paralympicssiegerin und heutige Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung Verena Bentele.
Bereits in gut zwei Wochen geht es im finnischen Vuokatti weiter. Beim Weltcup-Saisonfinale gibt es für Martin Fleig noch die Chance, sich das verlorene rote Trikot des Gesamtweltcupführenden zurückzuerobern. Bundestrainer Rombach: „Das wird ein harter Kampf, doch es ist nicht völlig unmöglich.“
Weitere Informationen stehen auf www.nordski.de. Alle Resultate vom Weltcup gibt es auf www.paralympic.org/nordic-skiing/calendar-results.