Aktuelles vom Para Ski nordisch
Ski nordisch: Lust auf Medaillenjubel in der Heimat
Die deutschen Biathleten und Langläufer reisen voller Vorfreude und Selbstbewusstsein zur Heim-Weltmeisterschaft nach Finsterau
Das finale Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft Ski nordisch vor der Heim-WM in Finsterau, die am kommenden Freitag (10. Februar) eröffnet wird, ist buchstäblich ins Wasser gefallen. „Ich bin jetzt schon eine Weile dabei, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, berichtet der Sitzskiathlet Martin Fleig über den Dauerregen, der das Trainingslager am Notschrei bei Freiburg unmöglich machte.
Doch die deutsche Nationalmannschaft der Langläufer und Biathleten mit Behinderung hat aus der Not eine Tugend gemacht – und brach einfach früher als geplant in den Bayerischen Wald auf, um sich dort bei stabilen Bedingungen den letzten Feinschliff vor den Wettkämpfen zu holen. Bereits seit vergangenen Sonntag ist der Tross in Finsterau, am kommenden Samstag soll es zum Auftakt beim Biathlon über die mittlere Distanz (Frauen 10 Kilometer, Männer 12,5 Kilometer) die ersten Medaillen geben. Die aussichtsreichste deutsche Titelkandidatin ist Andrea Eskau (USC Magdeburg). Die 45-Jährige gewann bei der WM vor zwei Jahren in Cable (USA) alle drei Langlauf-Rennen der sitzenden Konkurrenz und zeigte sich zuletzt auch beim Weltcup in der Ukraine in bestechender Form. „An diese Leistungen will ich anknüpfen“, betont sie.
In Abwesenheit der wegen Dopingvergehen gesperrten russischen Nationalmannschaft dürfte sich Eskau in allen sechs Einzelrennen packende Duelle mit Oksana Masters (USA) liefern. Aber auch Anja Wicker (MTV Stuttgart) möchte im Biathlon bei der Medaillenvergabe ein Wörtchen mitreden. „Das Schießen muss passen, dann ist das Podium mein Ziel“, sagt die 25-Jährige, die ihre Grundstimmung als „angespannt, aber positiv“ bezeichnet.
Für Wicker und ihre Mannschaftskameraden ist die WM im eigenen Land die große Chance, sich in der Öffentlichkeit sowie vor Freunden und Bekannten zu präsentieren. Vorfreude und Nervosität halten sich bei den Athleten die Waage. „Wir sind alle sehr fokussiert“, verspricht Bundestrainer Rombach. Bei den Männern im Schlitten zählt Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg) zu den Kandidaten auf vordere Platzierungen, womöglich auch auf einen WM-Titel. In der Ukraine holte der 27-Jährige Gundelfinger jüngst seinen zweiten Weltcup-Sieg im Biathlon, trotz einer vorhergehenden Erkältung. Die ist inzwischen ausgestanden und Fleig gibt zu: „Mir läuft es kalt den Rücken herunter, wenn ich Szenarien für diese WM durchspiele.“ Sein persönliches Ziel gleicht dem von Anja Wicker: es zumindest einmal aufs Podium schaffen.
Das möchte auch Clara Klug vom PSV München, schließlich bekommen Medaillengewinner neben dem ersehnten Edelmetall noch das WM-Maskottchen Filu (kurz für Finsterauer Luchs) als Stofftier geschenkt. „Eines davon will ich unbedingt mit nach Hause nehmen“, sagt die 22-Jährige schmunzelnd, die mit ihrem Trainer und Guide Martin Härtl (SK Nesselwang) im Feld der Sehbehinderten startet und sich zuletzt immer näher an die Weltspitze herangearbeitet hat. „Vor zwei Jahren in Cable war ich das Küken, jetzt sieht es anders aus“, sagt Klug, die in den drei Biathlon-Rennen und im Langlauf-Sprint angreifen möchte. Ihre Mannschaftsgefährtin Vivian Hösch (Ring der Körperbehinderten Freiburg) wird derweil nicht zu ihren Konkurrentinnen gehören. Die 25-Jährige wird nach einer verschleppten Krankheit nicht rechtzeitig fit und musste kurzfristig absagen.
Steffen Lehmker (SV Kirchzarten) in der Startklasse Herren stehend und der Sehbehinderte Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg, mit Guide Christian Winker/SSV Spaichingen) komplettieren das deutsche Teilnehmerfeld. Beide peilen im Einzel jeweils Plätze unter den besten Acht der Welt an. Zumal: Lehmker hat sich gerade erst von einer hartnäckigen Zerrung erholt, Messinger wurde Anfang des Jahres von einer Erkältung ausgebremst. Die ist glücklicherweise inzwischen auskuriert. „Es geht wieder bergauf“, sagt der 22-Jährige. Die WM in Finsterau kann kommen – es ist eine wichtige Standortbestimmung 13 Monate vor den Paralympics in PyeongChang. Und die Vorfreude auf das Highlight in der Heimat steigt.