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Para Ski nordisch: Fehlerfrei auf Platz zwei
Mit einer fehlerfreien Vorstellung am Schießstand hat Clara Klug sich mit ihrem Guide Martin Härtl Platz zwei über die Biathlon-Langdistanz beim Heim-Weltcup in Oberried gesichert. Auch Vivian Hösch und Marco Maier, der erstmal über die Langdistanz an den Start ging, überzeugten mit null Fehlern am Schießstand.
Zweites Rennen, zweites Podium: Clara Klug vom PSV München zeigt sich beim Biathlon-Weltcup des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) von Oberried in starker Verfassung. Nach Platz drei im Nacht-Sprint am Donnerstag lief sie am Samstag über die lange Distanz von 12,5 Kilometer auf Rang zwei hinter der souveränen Siegerin Mikhalina Lysova. Aufschlaggebend war eine starke Schießleistung.
Wie die Russin, die wegen der Doping-Enthüllungen des McLaren-Reports im Nordic-Center Notschrei nur unter neutraler Flagge starten darf, leistete sich die 23-jährige Deutsche null Fehler. „Vom Gefühl her habe ich am Schießstand sehr lange gebraucht. Aber die Sicherheit hatte für mich Priorität“, sagte die doppelte Vize-Weltmeisterin im Para-Biathlon von 2017, die mit ihrem Guide Martin Härtl (SK Nesselwang) einen komfortablen Vorsprung auf Lysovas Landsfrau Elena Remizova auf Rang drei herauslief. „Claras Renneinteilung war klug“, lobte Härtl nach dem Zieleinlauf süffisant.
Ebenfalls fehlerfrei blieben Vivian Hösch (Ring der Körperbehinderten Freiburg) und Marco Maier (SK Nesselwang). Für die Lokalmatadorin bedeutete das bei den Frauen mit Sehbehinderung den fünften Rang. „Das Schießen war super, aber das Laufen zäh. Ich bin von Runde zu Runde langsamer geworden“, sagte Hösch. Ihr Guide Florian Schillinger zeigte Verständnis: „Das waren heute nicht Vivians Bedingungen.“ Bei nicht gerade winterlichen Temperaturen war der Schnee sehr weich.
Der 18-jährige Maier lief in der stehenden Konkurrenz in seinem ersten Rennen über die 15-Kilometer-Distanz auf Platz zehn. „Am Ende des letzten Bergs dachte ich, ich falle um“, gab er zu Protokoll. Läuferisch war der Unterschied zum überlegenen französischen Sieger Benjamin Daviet gewaltig, aber auch für Maier galt: „Null Fehler zu schießen war das Wichtigste.“ Zumal: Es war eine Premiere in seiner jungen Karriere.
Bester Deutscher in dieser Klasse wurde Alexander Ehler vom SV Kirchzarten als Achter. Der Emmendinger hätte sich sogar noch zwei Ränge weiter vorn platzieren können, hätte er den letzten von 20 Schüssen nicht daneben gesetzt. „Ich wollte zu schnell weiter. Da war ich zu unkonzentriert“, ärgerte sich der 48-jährige Routinier. Steffen Lehmker (WSV Clausthal-Zellerfeld) musste nach der dritten Runde mit Magenkrämpfen aussteigen. Er ist bereits das vierte deutsche Opfer mit diesen Symptomen beim Oberrieder Weltcup.
Der Frankenberger Patrik Fogarasi (SV Kirchzarten) konnte in der sitzenden Konkurrenz gar nicht erst an den Start gehen – er allerdings wegen einer verschleppten Grippe. So blieb es dort bei zwei deutschen Startern: Anja Wicker (MTV Stuttgart) und Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg). Mit zwei Schießfehlern wurde Martin Fleig Siebter, Anja Wicker landete mit einem Fehler auf Rang sieben.
"Wir schauen nach vorne und bewahren die Ruhe"
Vier Ausfälle wegen Magen-Darm-Infektionen hatte das Nordic Paraski Team Deutschland im Verlauf der Weltcup-Tage schon hinnehmen müssen. Am letzten Tag erwischte es dann auch Clara Klug, die auf den Start über die Mitteldistanz verzichten musste. Die einzige deutsche Vertreterin, Vivian Hösch aus Freiburg (mit ihrem Guide Florian Schillinger vom SV Baiersbronn), landete mit einem Schießfehler wie schon über die lange Distanz am Samstag auf dem fünften Platz. „Der eine Fehler hat besonders gewurmt, aber es lief insgesamt etwas unrund am Schießstand. Ansonsten war das Rennen in Ordnung“, sagte sie.
Je einen Patzer leisteten sich auch die beiden Sitzski-Athleten Anja Wicker und Martin Fleig. Dem 28-jährigen Lokalmatador unterlief beim letzten Schießen ein unglücklicher Repetierfehler. „Das hätte nicht sein müssen.“ Am Ende landete er auf Rang fünf.
Läuferisch aber machte der noch immer von den Folgen seiner Viruserkrankung geschwächte Gundelfinger einen weiteren Schritt in die richtige Richtung. „Ich habe noch immer nicht die Form, die ich brauche, aber noch ist Zeit, daran zu arbeiten.“ Seine Teamkameradin Anja Wicker wurde beim Triumph von Oksana Masters (USA) Achte.
Die beiden deutschen Starter in der stehenden Konkurrenz waren derweil nach den allgemeinen Anstrengungen der Woche platt. „Ich bin einfach nur kaputt“, sagte Alexander Ehler nach seinem neunten Platz. Zweimal musste der Emmendinger dabei in die Strafrunde, einmal weniger als Marco Maier, der 16. wurde.
Der deutsche Bundestrainer Ralf Rombach sprach nach dem finalen Zieleinlauf von einer „durch und durch schwierigen Woche“ und kündigte im Hinblick auf die Vorbereitungen auf die Paralympischen Spiele an: „Wir schauen nach vorne und bewahren die Ruhe.“ Fünf Wochen bleiben ihm für die Aufbauarbeit, dann hebt der Flieger nach Pyeongchang ab. Das Team reiste direkt vom Weltcup weiter in ein knapp zweiwöchiges Trainingslager im norditalienischen Livigno. Am Dienstag entscheidet die Nominierungskommission des Deutschen Behindertensportverbands über das Aufgebot für die Spiele, bereits am Montag will das Internationale Paralympische Komitee bekanntgeben, ob und in welchem Rahmen russische Athleten beim Saisonhöhepunkt mitmischen können.
Für den Veranstalter SC Oberried hatte Rombach ein Lob übrig. „Man kann den Ehrenamtlichen dieses kleinen Vereins nicht genug danken für das, was sie geleistet haben. Ich hoffe, es wird in vier Jahren hier wieder einen Weltcup vor den Paralympischen Spielen geben“, sagte er.
Quelle: Ben Schieler