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Para Biathlon-WM: Siegesserien und Selbstvertrauen
Trotz nicht optimaler Vorbereitung blickt das vierzehnköpfige deutsche Team der am Mittwoch beginnenden Para Biathlon-WM in Prince George (Kanada) erwartungsfroh entgegen. Die Frauen mit Sehbeeinträchtigung hoffen in den vier Wettbewerben vom 6. bis 10. März auf weitere Dreifacherfolge, doch die Konkurrenz dürfte stärker sein als zuletzt. Direkt im Anschluss an die WM steigt am gleichen Ort das Weltcup-Finale.
Besser ging es nicht: Drei Para Biathlon-Rennen standen Anfang Februar in Martell (Südtirol) auf dem Programm, dreimal gab es bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung das identische Ergebnis. Gold ging an Linn Kazmaier und ihren Guide Florian Baumann, Silber an Leonie Walter und Christian Krasman, Bronze an Johanna Recktenwald und Pirmin Strecker. Die jungen deutschen Biathletinnen dominierten das Geschehen und setzten die Messlatte hoch. Die Frage steht im Raum: Setzt sich die Siegesserie bei der WM fort?
Bundestrainer Ralf Rombach würde das naturgemäß freuen, erwarten tut er es nicht. Rombach hat mehrere Konkurrentinnen auf dem Zettel, die darauf brennen, seinem Trio die Suppe zu versalzen. Da ist die läuferisch starke Österreicherin Carina Edlinger, die dafür allerdings ihre Schießleistungen stabilisieren müsste. Da ist möglicherweise die mehrfache Weltmeisterin und Paralympics-Siegerin Oksana Shyshkova aus der Ukraine, die beim Weltcup pausierte, bei der WM aber vermutlich am Start ist. Und da ist die chinesische Mannschaft, die sich bei den größeren Events seit den Paralympics 2022 in Peking nicht gezeigt hat, nun jedoch für die WM gemeldet hat. „Es wird in Prince George für Linn, Leonie und Johanna mit Sicherheit kein Selbstläufer“, sagt Rombach.
Sein Vertrauen in Leistungsstärke und Selbstbewusstsein seiner Starterinnen ist davon unbeeindruckt. Gerade die 17-jährige Kazmaier zeige regelmäßig, dass sie, wenn es darauf ankommt, stets eine Schippe drauflegen könne. „Sie schießt gut und schnell und aktiviert in den Rennen immer noch weitere Reserven.“ Leonie Walter hinterließ im Training zuletzt einen guten Eindruck und Johanna Recktenwald dürfte allein die Erinnerung an Prince George beflügeln. Vor fünf Jahren holte die Saarländerin in Kanada ihre erste WM-Medaille – Bronze im Biathlon-Rennen über 12,5 Kilometer.
Hartnäckige Erkältung stoppt Marco Maier
An jene Weltmeisterschaften hat auch der Bundestrainer sehr positive Erinnerung – sowohl an die Resultate seiner Schützlinge als auch an die „nette, familiäre Atmosphäre“. Nach der Anreise am Freitag über Vancouver besichtigte die deutsche Mannschaft am Samstag erstmals die Strecken in der tief verschneiten Landschaft bei knackigen Temperaturen. Derartige Bedingungen gab es daheim zuletzt nicht. Ein als maßgeblicher Teil der Vorbereitung geplanter Grundlagenblock im Schwarzwald litt unter dem Schneemangel.
„Es lief nicht alles nach Plan. Das Wetter war zuletzt nicht unser Freund“, berichtet Rombach. So auch beim finalen Testwettkampf im Trainingslager in Goms (Schweiz), der unter schwierigen Verhältnissen stattfand. Und die Witterungsbedingungen waren nicht das einzige Manko: Marco Maier, der bei der WM 2023 in Östersund (Schweden) dreimal Gold im Langlauf und Biathlon in der Klasse der stehenden Männer holte, erkältete sich und musste längere Zeit komplett aussetzen. Zwar trat der 24-Jährige im Gegensatz zu seinem ebenfalls erkrankten Teamkollegen Steffen Lehmker die Reise nach Kanada an. Wie weit ihn die Trainingspause zurückgeworfen hat, bleibt jedoch abzuwarten. Im fitten Zustand würde er sicherlich zu den Mitfavoriten zählen. Doch wie fit ist er? „Ich kann es nicht richtig einschätzen. Ich muss erst wieder ein Skigefühl entwickeln und dann von Tag zu Tag schauen“, sagt Maier.
Die weiteren deutschen Medaillenhoffnungen ruhen auf Anja Wicker bei den Frauen sitzend und Nico Messinger bei den Männern mit Sehbeeinträchtigung. Auch die mehrfache Paralympics-Siegerin Andrea Eskau gehört dem deutschen Aufgebot an, ebenso WM-Debütant Lennart Volkert. Fest steht: Die Vorfreude bei allen Athletinnen und Athleten ist riesig. Vier WM-Rennen stehen bis Sonntag an. Direkt im Anschluss absolviert die Weltspitze kommende Woche ebenfalls in Prince George das Weltcup-Finale.
Weitere Informationen und Ergebnisse gibt es auf der Veranstaltungs-Webseite.
Text: Benjamin Schieler / DBS
Das deutsche Aufgebot für die Para Biathlon-WM (Name, Alter, Geburtsort, Verein):
Frauen mit Sehbeeinträchtigung: Linn Kazmaier (17 / Nürtingen / SZ Römerstein, Guide: Florian Baumann / 22 / Nürtingen / SZ Uhingen), Johanna Recktenwald (22 / St. Wendel / Biathlon-Team Saarland, Guide: Pirmin Strecker / 21 / Freiburg / SV Kirchzarten), Leonie Walter (20 / Freiburg / SC St. Peter, Guide: Christian Krasman / 22 / Stühlingen / Ski-Club Schönwald)
Frauen sitzend: Andrea Eskau (52 / Apolda / USC Magdeburg), Anja Wicker (32 / Stuttgart / MTV Stuttgart)
Männer mit Sehbeeinträchtigung: Nico Messinger (29 / Freiburg / Ring der Körperbehinderten Freiburg, Guide: Robin Wunderle / 25 / Freiburg / SC Todtnau), Lennart Volkert (20 / Berlin / PSV München, Guide: Nils Kolb / 21 / Freiburg / SV Kirchzarten)
Männer stehend: Alexander Ehler (54 / Leninogorsk (KAZ) / SV Kirchzarten), Marco Maier (24 / Oberstdorf / SV Kirchzarten)
Der Zeitplan für Prince George:
Mittwoch 6. März: Sprint (7,5 km)
Donnerstag, 7. März: Einzelrennen (12,5 km)
Samstag, 9. März: Verfolgungsrennen (2,4 km für sitzende Klasse, 3,6 km für stehende Klassen)
Sonntag, 10. März: Team-Sprint (4 x 0,8 km für sitzende Klasse, 4 x 1,2 km für stehende Klassen)