Aktuelles vom Para Ski nordisch
Ein weiterer Schritt nach vorn
Die deutschen Para Skilangläufer und Para Biathleten kehren mit zwei Siegen und zahlreichen Podiumsplatzierungen vom ersten Weltcup im finnischen Vuokatti zurück.
Spät in der Nacht hat sich die deutsche Para Ski nordisch Nationalmannschaft auf den Weg zurück vom ersten Weltcup der Saison im finnischen Vuokatti nach Deutschland gemacht. Im Gepäck hatte das Team um Bundestrainer Ralf Rombach zwei Siege durch Clara Klug (PSV München), viele weitere Podestplatzierungen und eine Menge Selbstvertrauen.
„Vor der Weltmeisterschaft muss ich noch einiges arbeiten, aber prinzipiell waren das jetzt schon sehr gute Ergebnisse“, sagte Andrea Eskau (USC Magdeburg) – ein Satz, der auf ihre eigene Leistung bezogen war, aber stellvertretend gelten kann für viele Teammitglieder.
Die 47-jährige Elsdorferin war in Vuokatti ein weiteres Mal fleißigste deutsche Medaillensammlerin und in jedem Rennen auf dem Podest. Drei zweite und drei dritte Plätze stehen für die Para Sportlerin des Jahres zu Buche. Vor allem mit der Schießgenauigkeit und der Schießgeschwindigkeit zeigte sich Eskau zufrieden. Die zweite Deutsche in der sitzenden Konkurrenz bei den Frauen, Anja Wicker (MTV Stuttgart), holte mit Platz drei im Biathlon über die mittlere Distanz ihr bestes Resultat, war aber auch in den anderen Rennen in Schlagdistanz. „Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich wieder an meine Grenzen gehen kann“, sagt sie.
Ebenfalls im Biathlon über die Mitteldistanz schrammte Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg) nur hauchdünn am Sieg vorbei. Der Südkoreaner Eui Hyun Shin war 0,3 Sekunden schneller als er. Daniel Cnossen (USA) folgte mit 11,6 Sekunden Abstand auf Platz drei. „Das war das knappste Rennen meiner Karriere“, staunte der Gundelfinger. Im Biathlon-Sprint wurde der 29-Jährige Dritter, im Langlauf kam er zweimal auf Rang vier. „Meine Laufleistung ist noch nicht optimal. Aber das kann man im Dezember auch nicht erwarten“, bilanziert Fleig.
Alex Ehler will eigentlich „immer gewinnen“
In der stehenden Klasse, die sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern sehr stark besetzt ist und eine hohe Leistungsdichte aufweist, verpassten die deutschen Starter zwar Top-3-Resultate, präsentierten sich aber mehr als ordentlich. Das gilt besonders für Alexander Ehler (SV Kirchzarten), der in jedem seiner sechs Rennen mindestens Sechster wurde. „Als Sportler willst du immer gewinnen“, kommentierte er mit der ihm eigenen Lakonie. Aber die kurzen Abstände zur Weltspitze stimmten ihn zuversichtlich. So sieht auch Steffen Lehmker (WSV Clausthal-Zellerfeld) die Lage, den beim Schießen „ein paar Komplikationen“ zurückwarfen, der aber nie schlechter als Siebter war und die WM-Qualifikation in seinem ersten Rennen unter Dach und Fach brachte. „Das war mein Ziel.“
Zwei Nachwuchskräfte vom SV Kirchzarten, die 14-jährige Ekaterina Kauffmann und Marco Maier, der am Donnerstag seinen 19. Geburtstag feierte, untermauerten ebenfalls ihr Potenzial. Kauffmann zeigte im Klassik-Langlauf über die mittlere Distanz eine völlig unbekümmerte Leistung und wurde starke Neunte, den Klassik-Sprint musste sie krankheitsbedingt absagen. „Das war schade. Da hätte Katja noch mal einiges zeigen können“, sagt der Bundestrainer Ralf Rombach, der auch bei Marco Maier erfreut feststellte: „Er hat einen Schritt nach vorn gemacht.“ Der Allgäuer, für den Vuokatti der Wiedereinstieg in den Weltcup nach mehr als zweieinhalbjähriger Pause Pause war, sprach von „einem guten Saisonstart“, will beim nächsten Weltcup im Januar im schwedischen Östersund aber „noch weiter vorn reinlaufen“. Platz neun im erstmals ausgetragenen Biathlon-Format Class Start am Mittwoch war sein Topresultat in Finnland.
Clara Klug: Erst krank, dann siegreich
In jenem Verfolgungsrennen schnappte sich Clara Klug ihren zweiten Sieg innerhalb der Weltcup-Woche. Zuvor hatte sie bei den Frauen mit Sehbehinderung gemeinsam mit ihrem Guide Martin Härtl bereits am Dienstag im Biathlon-Sprint triumphiert. „Ihr konsequentes, systematisches Training zahlt sich aus“, lobte Bundestrainer Rombach und freute sich darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit Klug Oksana Shyshkova hinter sich gelassen hatte. Die Ukrainerin ist die dominierende Athletin der vergangenen beiden Jahre.
Die Leistung der Münchnerin ist noch mal höher einzuschätzen, da sie pünktlich zum Beginn des Weltcups eine Erkältung erwischt hatte und sie die ersten Auftritte absagen musste. „Das hätte nicht sein müssen, aber wir ziehen unsere Lehre daraus“, kündigte die 24-Jährige an. Ihr erging es ähnlich wie Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg), den ebenfalls zunächst ein hartnäckiger Schnupfen ausgebremst hatte, der anschließend jedoch mit Platz vier im Langlauf-Sprint zeigte, wozu er fähig ist. „Das war natürlich ein Supertag. Beim Biathlon lief es am Schießstand aber noch nicht richtig gut und auch läuferisch habe ich noch Reserven“, sagte der 24-Jährige, der erneut von seinem Guide Lutz Klausmann begleitet wurde.
Auszeichnen konnten sich auch zwei Newcomerinnen bei den Frauen mit Sehbehinderung. Leonie Walter vom Skiclub St. Peter (mit Guide Frank Wagner) und Johanna Recktenwald vom Biathlon Team Saarland (mit Guide Simon Schmidt) knackten und bestätigten wie gewünscht die C-Kader-Norm. „Das war hart erkämpft“, sagte die 17-jährige Recktenwald, die am Schießstand 38 von 40 Schüsse ins Ziel brachte. Auch die 14-jährige Walter durfte angesichts der Abstände zur Spitze kundtun: „Bei mir lief es gut.“
„Alles in allem können wir mit dem Leistungsstand gut leben“, sagt der Bundestrainer Ralf Rombach, der seine Athletinnen und Athleten nun in eine Weihnachtspause schickt. Totalentspannung ist aber nicht angesagt. Bereits am 9. Januar reist das deutsche Team nach Östersund zum nächsten Weltcup. „2018 war ein cooles Jahr. Jetzt schauen wir mal, was 2019 bringt“, sagt Clara Klug.
Quelle: Ben Schieler