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Aufgalopp mit Bonus
Anja Wicker überzeugt beim Para Weltcup in Finnland mit zwei dritten und einem vierten Platz im Langlauf bei den Frauen sitzend. Auch Marco Maier und Clara Klug sind erfolgreich.
Max Weidner musste kräftig durchpusten. „Das war megaanstrengend, ich habe mich sehr schinden und durchbeißen müssen“, sagte der 31-Jährige vom WSV-DJK Rastbüchl nach seinem Skating-Rennen über die lange Distanz von 20 Kilometern beim Para Weltcup in Vuokatti. Das Resultat der Tortur: ein siebter Platz bei den Männern stehend, mit „gewaltigem Rückstand“ zwar zur Weltspitze, wie Weidner selbst urteilte, aber dennoch aller Ehren wert. Das fand auch der Bundestrainer: „Für einen Mann in seinem erst zweiten Weltcup-Jahr, der beruflich stark eingespannt ist und überwiegend nur nach Feierabend trainieren kann, hat Max sich gut geschlagen. Mehr ist nicht zu machen“, sagt Ralf Rombach – und präzisiert: „Noch nicht.“
Zwei achte Plätze im Klassik-Langlauf über 12,5 Kilometer und im Skating-Sprint vervollständigen die Bilanz des Neureichenauers Weidner in Finnland, der zwei Erkenntnisse mit in die Heimat nehmen wird. Erstens: die unter Profibedingungen trainierenden Russen – allen voran Vladislav Lekomtsev, Rushan Minnegulov und Vitalii Malyshev – laufen weiter in einer eigenen Welt. Und zweitens: Er selbst bleibt in der Entwicklung keinesfalls stehen und genießt jeden Auftritt – selbst wenn er sich schinden muss.
Für den einzigen anwesenden reinen Langlauf-Spezialisten im deutschen Aufgebot wird es beim Weltcup in Vuokatti keine weiteren Rennen mehr geben – die restliche Zeit im Norden will er zum Trainieren nutzen. „Möglichst viele Schneekilometer machen“, lautet die Devise. Außerdem stellt er sich als Skitester in den Dienst der Teamkameraden. Deren Blick fokussiert auf die beiden abschließenden Biathlon-Rennen, die bisherigen Langlauf-Wettkämpfe waren für alle nur ein Aufgalopp.
Wicker trotzt allen Widrigkeiten
Allerdings ein Aufgalopp mit Bonus, vor allem für Anja Wicker. In Abwesenheit der beiden dominierenden US-Amerikanerinnen Oksana Masters und Kendall Gretsch zeigt die 29-Jährige vom MTV Stuttgart, wozu sie allen Widrigkeiten zum Trotz läuferisch in der Lage ist. Die Fußprobleme, die sie im Februar kaum trainieren ließen, die Strecken in Vuokatti, die ihren russischen Konkurrentinnen eher zupass kommen – beides kein Hindernis. Wickers Bilanz: Platz vier über die 7,5 Kilometer und jeweils Platz drei im Sprint am Samstag und die fünf Kilometer am Dienstag, dort mit lediglich einem Zehntel Abstand auf die Zweitplatzierte Natalia Kocherova aus Russland. Der Sieg ging in allen drei Rennen an deren Mannschaftskollegin Marta Zainullina.
„Wahnsinn, dass es heute so knapp auf Platz zwei war. Aber es ist sehr cool, wenn es so eng ist“, sagte Wicker und fügte lachend hinzu. „Auf den Strecken hier kannst und musst du dich richtig verausgaben, da heißt es irgendwann nur noch Vollgas geben. Aber so langsam fange ich an, das zu mögen.“
Auch für andere Deutsche hielten die Langlauf-Auftritte erfreuliche Erfolgserlebnisse parat. Clara Klug vom PSV München und ihr Guide Martin Härtl schalteten bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung im Sprint-Halbfinale in einem packenden Finish die russische Top-Athletin Vera Khlyzova aus. „Ziemlich genial“, fand das Klug, die letztlich Vierte wurde. Einen ähnlich couragierten Eindruck hinterließ Marco Maier vom SV Kirchzarten, der sich in seinem Halbfinale bei den Männern stehend an die Fersen von Vladislav Lekomtsev und Rushan Minnegulov heftete und seinen zweiten Finaleinzug in Folge bei einem Langlauf-Sprint in dieser Saison feierte. „Dort hat mir dann die Luft gefehlt“, berichtet er.
Im Sprint landete der 21-Jährige letztlich auf Rang sechs, über die 7,5 Kilometer am Dienstag wurde der in Freiburg lebende Allgäuer Zehnter, zwei Plätze hinter seinem Kirchzartener Vereinskameraden Alexander Ehler, der zuletzt immer wieder gesundheitlich angeschlagen war. „Ich weiß jetzt, woran ich im Sommer arbeiten muss“, sagt Maier. Seine Langlauf-Auftritte in Vuokatti ordnete er genauso ein wie Clara Klug, die den Sprint zur Schwachstellen-Analyse nutzte, und wie Vivian Hösch (ebenfalls SV Kirchzarten). Nach Platz sieben im Skating über die 15 Kilometer am Montag bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung sagte Hösch: „Das Rennen war gut, um ins Wettkampfgeschehen einzusteigen. Ich habe gesehen, dass es vorangeht und dass gleichzeitig noch viel Arbeit vor mir liegt.“
Nun ist der Aufgalopp zu Ende. Am Donnerstag geht es mit dem Biathlon-Sprint in Vuokatti weiter.
Weitere Informationen stehen auf www.nordski.de und www.paralympic.org/nordic-skiing.
Quelle: Nordic Para Ski Team