Aktuelles vom Para Kanu
Parakanuten gewinnen drei Medaillen bei EM
Sehr zufriedene Gesichter gab es am Wochenende im deutschen Parakanu-Team. Alle drei Starter, Ivo Kilian vom Halleschen KC 54, Edina Müller (Hamburger KC) und Tom Kierey (KCB Berlin) standen bei den Europameisterschaften in Moskau auf dem Podest.
Ivo Kilian machte am Freitag den Anfang mit seinem Sieg im Va´a in der Startklasse VL2. „Mit Gold habe ich nicht gerechnet. Ich dachte vor dem Finale, ’ne Medaille wäre schön, also Dritter oder vielleicht auch Zweiter, denn bislang war mein spanischer Freund Javier Reja immer vorn. Hier habe ich ihn nun zum ersten Mal geschlagen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man weiß, dass man sich steigern kann“, sagte der 39-jähirge sehr zufrieden nach seinem überzeugenden Sieg vor Javier Reja (Spanien) und Guiseppe di Lelo (Italien).
Am Samstag bei den Finalrennen der paralympischen Bootsklasse Kajak konnte Ivo Kilian seine Leistung von der Weltmeisterschaft in Duisburg noch steigern. Nachdem er in Duisburg noch Neunter war, konnte er jetzt abschließend sagen: „Auch wenn man beide Disziplinen V1 und K1 nicht vergleichen kann, ist doch der Sieg für die grundsätzliche Motivation Richtung Rio von Vorteil. Mit dem vierten Platz im K1 bin ich zufrieden. Er zeigt mir, dass ich aus dem Training heraus im Mittelfeld mitfahren kann. Der Plan für die Vorbereitung auf Rio geht bislang auf.“ Die Leistungen bei diesem erfolgreichen Doppelstart sind um so höher zu bewerten, da Ivo Kilian das harte Training neben seinem Vollzeit-Job als IT-Techniker stemmt.
Mit einem deutlichen Vorsprung sicherte sich Edina Müller den Sieg in der KL 1, vor den Fahrerinnen aus Russland und Polen. Die Sporttherapeutin aus Hamburg konnte sich trotz der Abwesenheit ihrer stärksten Konkurrentin, Jeanette Chippington aus Großbritannien, über ihren ersten Europameistertitel freuen: „Mich freut es riesig, dass ich beim letzten großen Wettkampf vor Rio zum ersten Mal den EM-Titel erringen konnte, und das auch in einer guten Zeit. Das gibt mir ein sehr gutes Gefühl für die weitere Vorbereitung. Zwar fehlte hier mit Großbritannien und der Ukraine ein Teil der internationalen Konkurrenz, dennoch gibt mir der Sieg Selbstvertrauen auf dem Weg nach Rio. Wir werden jetzt schauen, woran wir in den kommenden elf Wochen noch arbeiten müssen, vielleicht am Start noch etwas feilen. Grundsätzlich aber werden wir unseren Weg so weiter gehen, um in Rio auf dem Punkt fit zu sein. Bislang war er ja erfolgreich.“ Die 32-jährige Rollstuhlfahrerin wird dann ihre erste Einzelmedaille bei den Paralympics angehen, nachdem sie schon Gold mit dem Rollstuhlbasketballteam in London gewonnen hat.
Der Weltmeister von Duisburg, Tom Kierey, äußerte sich nach dem Gewinn der Silbermedaille durchaus zufrieden mit dem Ergebnis: „Ich bin mit dem zweiten Platz sehr zufrieden. Es war ein sehr schönes Rennen, der Russe war heute einfach schneller. Für ihn ist es die Heim-EM, von daher wird er auch besonders motiviert gewesen sein. Wir sind die EM ja aus dem vollen Training heraus gefahren, dafür ist das Ergebnis völlig in Ordnung. Mit dieser Ausgangsposition bin ich in der Vorbereitung auf Rio absolut im grünen Bereich.“ Die Konkurrenz im schnellsten aller Parakanu-Rennen, dem der Männer in der KL 3, ist so eng, dass nur wenige Zentimeter über Sieg oder Platzierung entscheiden. Es gewann Leonid Krylow (Russland) mit 196 Tausendstel Sekunden Vorsprung vor Tom Kierey (Deutschland) und Marin Farineaux (Frankreich).
Ronny Waßmuth, der Ressortleiter Parakanu im Deutschen Kanuverband, äußerte sich nach diesem hervorragenden Abschneiden der deutschen Parakanuten, so: „Alle drei deutschen Athleten haben gezeigt, dass sie zurecht zur Weltspitze gehören. Edina Müller konnte sich erneut steigern und fuhr in einer eigenen Klasse. Tom Kiereys Fokus liegt eindeutig auf Rio und der zweite Platz ist nicht als Niederlage zu bewerten. Doppelstarter Ivo Kilian überzeugte mit dem Titel im V1. Umso positiver ist die Entwicklung im K1 zu bewerten. Mit nur einer Zehntel an der Medaille vorbei, könnte er in Rio für eine Überraschung sorgen.“
Denn natürlich richten sich alle Blicke bereits auf die ersten paralympischen Kanurennen der Geschichte in Rio. Dort werden alle drei deutschen Athleten im Kajak über die 200m an den Start gehen. Die Vorbereitungen laufen hervorragend, wie die Ergebnisse von Moskau zeigen.
Quelle: Christel Schlisio