Aktuelles von den Ehrungen
Para Sportler*in des Jahres 2021: Para Schwimmerin Semechin krönt turbulentes Jahr
Para Schwimmerin Elena Semechin (geb. Krawzow), Para Tischtennisspieler Valentin Baus sowie die Rollstuhlbasketball Damen werden im Aktuellen Sportstudio als Gewinner*innen der Wahl geehrt
Nach Gold bei den Paralympics in Tokio, der Hochzeit mit ihrem Trainer, einer erfolgreichen Operation am Kopf und der feierlichen Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts trägt Para Schwimmerin Elena Semechin (geb. Krawzow) nun auch den Titel Para Sportlerin des Jahres 2021. Bei den Männern freut sich Para Tischtennis-Ass Valentin Baus über die Auszeichnung. Der Düsseldorfer hatte sich im Finale der Paralympischen Spiele in Tokio furios zu Gold gekämpft. Para Team des Jahres wurde die Rollstuhlbasketball Damen-Nationalmannschaft, die in Tokio den vierten Rang belegte. Die Auszeichnung des diesjährigen Nachwuchspreises wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet, die Verleihung des diesjährigen Ehrenpreises des Deutschen Behindertensportverbandes in 2022 nachgeholt.
Verzichten mussten die Preisträger*innen auf den Applaus geladener Gäste: Die Gala-Veranstaltung in der Düsseldorfer Rheinterrasse musste der Deutsche Behindertensportverband aufgrund der Corona-Pandemie schweren Herzens absagen. Eine würdige Ehrung steht den Gewinner*innen der Hauptkategorien dennoch bevor: Schon heute Abend werden Elena Semechin, Valentin Baus, die Rollstuhlbasketballerinnen Mareike Miller und Laura Fürst stellvertretend für ihr Team sowie DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher im Aktuellen Sportstudio des ZDF gastieren – so eine große Abordnung des Para Sports hat es in der traditionsreichen Sportsendung wohl noch nie gegeben.
Wie bewegt kann ein einziges Sportjahr nur sein? Das dürften sich zahlreiche Para Athlet*innen in den vergangenen Monaten gefragt haben. Nachdem das Jahr 2020 ganz im Zeichen der Corona-Pandemie gestanden hatte, konnten nun immerhin unter Auflagen wieder Siege, Rekorde und Gänsehaut-Momente des Para Sports gefeiert werden. Vor allem dank der Paralympischen Spiele in Tokio gab es weltweite Aufmerksamkeit für den Sport von Menschen mit Behinderung. Die Athlet*innen des Team Deutschland Paralympics glänzten nicht nur mit außergewöhnlichen Leistungen und persönlichen Bestleistungen. Herausragend war das sympathische Auftreten der Delegation. Auch dies belohnte die Öffentlichkeit mit einer regen Teilnahme an der Online-Wahl der Para Sportler*innen des Jahres 2021: Die fast 9000 abgegebenen Stimmen stehen für die zweithöchste Wahlbeteiligung seit Bestehen – mehr gab’s nur bei der Wahl der Para Sportler*innen des Jahrzehnts im Vorjahr. Neben den Stimmen der Online-Wahl flossen die Wertungen eines zehnköpfigen Expertengremiums zu gleichen Teilen ins Ergebnis mit ein.
„Es war für den deutschen Sport ein schwieriges und schlimmes Jahr, insbesondere für den Behindertensport. Wir waren froh, dass zumindest für unsere Kaderathletinnen und -athleten ein geregeltes Training organisiert werden konnte, damit die Vorbereitung auf die verschobenen Paralympics einigermaßen professionell gelingen konnte. Wir stellen fest, dass eine weltweite Explosion im paralympischen Sport quantitativ wie qualitativ stattgefunden hat, trotzdem haben wir uns mit einigen uneinholbaren Leistungen vorne platziert. Wir haben in Tokio Nachholbedarf aufgezeigt bekommen, vor allem mit Blick auf den Nachwuchs. Nur mit einer breiteren Basis können wir ein größeres Team Deutschland Paralympics zu den Spielen entsenden, nur mit weiterer Professionalisierung bleiben wir konkurrenzfähig. Große Erfolge haben wir dennoch gefeiert – das hat uns bei der Ehrung der Para Sportler*innen des Jahres vor die Qual der Wahl gestellt“, sagt DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher. „Einmal mehr war unser Team D Paralympics ein sympathischer Weltbotschafter. Dass alle 275 deutschen Teilnehmenden gesund aus Tokio zurückgekehrt sind, ist zudem eine besondere Form der Erfolgsausbeute.“
Turniere, internationale Meisterschaften – und als Saisonhöhepunkt die Paralympics: Ein spannendes, intensives und erfolgreiches Sportjahr 2021 neigt sich dem Ende entgegen. Die deutschen Athlet*innen sammelten insgesamt 43 Medaillen für das Team Deutschland Paralympics. Erkennbar ist, dass mitreißende Momente in Tokio auch bei der Wahl der Para Sportler*innen des Jahres eine Rolle spielten.
Die Plätze eins bis drei jeder Kategorie können sich über Prämien in Höhe von insgesamt 18.000 Euro von der Sparkassen-Finanzgruppe freuen – während die jeweiligen Sieger 3000 Euro erhalten, bekommen die Zweit- und Drittplatzierten jeweils 2000 bzw. 1000 Euro. Die am Rande des Aktuellen Sportstudios verliehenen Preise wurden von Toyota gestiftet.
Para Sportlerin: Elena Semechin (28, Berliner Schwimmteam, Para Schwimmen)
Eine Siegerin und ein „Krawt-Paket“ in jeder Lebenslage: Elena Semechin setzte sich im Kopf-an-Kopf-Rennen unter den nominierten Para Sportlerinnen durch – und das nach einem außerordentlich turbulenten Jahr. In Tokio komplettierte die Para Schwimmerin noch unter dem Namen Elena Krawzow ihren goldenen Medaillensatz: nach EM- und WM-Gold holte sie die Goldmedaille bei den Paralympics. Es folgte die Hochzeit mit Freund und Trainer Phillip Semechin. Anfang November verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihr sogar die höchste deutsche Auszeichnung im Sport, das Silberne Lorbeerblatt. Dass dies möglich war, gleicht einem kleinen Wunder. Denn wenige Tage zuvor hatte sie sich einer riskanten Hirntumor-OP unterziehen müssen. Ihr Erfolgshunger ist trotzdem nicht gestillt: Semechin träumt bereits vom nächsten Gold – bei der WM 2022. „Was für ein Jahr: Endlich bin ich Paralympics-Siegerin geworden, endlich habe ich meinen Traummann geheiratet, zum Glück wurde mein Gehirntumor erfolgreich entfernt und nun auch noch die Krönung, dass ich zur Para Sportlerin des Jahres gewählt worden bin. Nach diesen turbulenten Monaten mit vielen Aufs und Abs bin ich sehr froh und dankbar, dass ich diese Auszeichnung erstmals erhalten habe. Für mich ist es auch eine Anerkennung für unsere harte, jahrelange Arbeit“, sagt die 28-jährige Semechin und fügt an: „Ich bin einfach ein Glückspilz.“ Para Leichtathletin Lindy Ave (HSG Uni Greifswald), die in Tokio Weltrekord-Gold über 400 Meter und Bronze über 100 Meter gewann, belegte Rang zwei. Dritte wurde die Bonnerin Annika Zeyen, Paralympics-Siegerin im Zeitfahren und Silber im Straßenrennen mit dem Handbike. Dahinter folgten Para Kanutin Edina Müller, Para Radsportlerin Jana Majunke und Para Sportschützin Natascha Hiltrop.
- Elena Semechin (Para Schwimmen / 19,93 %)
- Lindy Ave (Para Leichtathletik / 18,96 %)
- Annika Zeyen (Para Radsport / 18,06 %)
- Edina Müller (Para Kanu / 17,04 %)
- Jana Majunke (Para Radsport / 13,99 %)
- Natascha Hiltrop (Para Sportschießen / 12,02 %)
Para Sportler: Valentin Baus (25, Borussia Düsseldorf, Para Tischtennis)
Mentale Stärke und die gelungene Revanche für Rio 2016: Para Tischtennisspieler Valentin Baus holte sich nach einer Aufholjagd im Finale Paralympics-Gold. Musste sich der Athlet mit den Glasknochen im Finale in Brasilien noch gegen Cao Ningning (China) geschlagen geben, gelang dem Spieler von Borussia Düsseldorf die Revanche nun fünf Jahre danach. „Ich habe die ganze Zeit gespürt, dass etwas geht“, berichtete Baus nach dem packenden 3:2-Erfolg in einem dramatischen Match, mit dem er die TV-Zuschauer offensichtlich nachhaltig begeisterte. „Dass ich zum Para Sportler des Jahres gewählt worden bin, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Die anderen Jungs hätten es alle genauso verdient. Trotzdem freue ich mich natürlich sehr über diese Auszeichnung. Ich habe viel gearbeitet, hart trainiert und auf vieles verzichtet, Gold bei den Paralympics war die Belohnung dafür. 2021 lief für mich sportlich perfekt und der Preis rundet dieses erfolgreiche Jahr ab“, sagt der 25-jährige Bochumer. Ihm folgt Para Schwimmer Taliso Engel auf Rang zwei. Der 19-jährige sehbehinderte Schwimmer aus Nürnberg war in Tokio über 100 Meter Brust in Weltrekord-Zeit sensationell zu Gold geschwommen. Auch Para Triathlet Martin Schulz durfte sich freuen: Nach zahlreichen Nominierungen wählte ihn die Öffentlichkeit gemeinsam mit einem Expertengremium auf den dritten Rang. Der 31-jährige Athlet des SC DHfK Leipzig blickt auf eine sehr erfolgreiche Saison zurück – mit seinem neunten EM-Titel und Paralympics-Gold. Schulz blieb dabei nur hauchdünn vor Para Leichtathlet Felix Streng, der Gold und Silber über 100 und 200 Meter gewann. Dahinter rangieren die Para Leichtathleten und Paralympics-Sieger Johannes Floors (400 Meter) und Markus Rehm (Weitsprung).
- Valentin Baus (Para Tischtennis / 27,41 %)
- Taliso Engel (Para Schwimmen / 18,24 %)
- Martin Schulz (Para Triathlon / 15,48 %)
- Felix Streng (Para Leichtathletik / 15,34 %)
- Johannes Floors (Para Leichtathletik / 14,46 %)
- Markus Rehm (Para Leichtathletik / 9,07 %)
Para Team: Rollstuhlbasketball Damen (Lisa Bergenthal, Annabel Breuer, Laura Katharina Fürst, Barbara Groß, Lena Knippelmeyer, Katharina Lang, Maya Lindholm, Svenja Mayer, Mareike Miller, Anne Patzwald, Catharina Jule Weiß, Johanna Welin-Ryklin)
Dank Teamgeist den Umbruch gemeistert: Das Rollstuhlbasketballteam der Damen bewies bei den Paralympics in Tokio die Stärke als Gemeinschaft. In jedem Spiel legten sie bis zur letzten Sekunde alles rein und begeisterten so ihre Fans. Nach „weißer Weste“ in der Gruppenphase und einem weiteren starken Auftritt im Viertelfinale war im Halbfinale Endstation. Platz vier erreichten die deutschen Damen, die kurzfristig mit Interimscoach und insgesamt fünf Paralympics-Debütantinnen angereist waren, und verpassten damit die Medaillenränge knapp. „Ich bin sprachlos. In Tokio hatten wir nicht das erhoffte überragende Turnier. Dass die guten Leistungen dennoch so enorm wertgeschätzt werden, und wir die Emotionen und den Einsatz in die Heimat transportieren konnten, freut unsere ganze Mannschaft sehr“, sagt Kapitänin Mareike Miller stellvertretend für das gesamte Team. Ihnen folgt mit weniger als zwei Prozent Rückstand das Para Tischtennis-Duo Thomas Schmidberger und Thomas Brüchle, das bereits bei den Paralympics in Tokio knapp an Gold vorbeigeschrammt war. In einem Final-Krimi gegen das chinesische Rollstuhl-Duo hatten Schmidberger/Brüchle beim 1:2 denkbar knapp den Gewinn der Paralympics-Goldmedaille verpasst, obwohl sie zunächst das Doppel für sich entschieden hatten. Rang drei belegten ihre Para Tischtennis-Teamkollegen Björn Schnake und Thomas Rau, die mit Bronze aus Tokio zurückgekehrt waren – für beide war es das erste paralympische Edelmetall.
- Rollstuhlbasketball Damen (39,51 %)
- Para Tischtennis-Team Schmidberger/Brüchle (37,52 %)
- Para Tischtennis-Team Schnake/Rau (22,97 %)
Der DBS bedankt sich bei all seinen Partnern und Sponsoren, die die Ehrung der Para Sportler*innen des Jahres unterstützt haben. Besonderer Dank gebührt den hier aufgeführten Stiftern der Preise und Prämien:
- Sparkassen-Finanzgruppe als Stifter der Prämien in Höhe von insgesamt 18.000 Euro
- Toyota als Stifter der Preise
Nicht zuletzt bedanken wir uns bei unseren Veranstaltungspartnern, der Sportstadt Düsseldorf und der Landesregierung Nordrhein-Westfalens.
Alle Informationen rund um die Wahl und die Ehrung der Para Sportler*in des Jahres 2021 gibt es unter www.teamdeutschland-paralympics.de/wahl.