Weltrekord für Floors, Europarekorde für Lacin und Schäfer
Para Leichtathletik: Starke Leistungen der deutschen Athleten beim Grand Prix in Paris – Floors verbessert die eigene Bestmarke über 200 Meter und unterstreicht herausragende Form
Die deutschen Para Leichtathleten haben beim Grand Prix in Paris starke Leistungen gezeigt: Johannes Floors verbesserte über 200 Meter seinen Weltrekord, Ali Lacin und León Schäfer sprinteten über die gleiche Distanz jeweils zu Europarekorden in ihren Startklassen.
Der Kracher kam fast zum Schluss: Johannes Floors hatte schon über 100 und 400 Meter flotte Rennen gezeigt, gerade über die Stadionrunde fehlte ihm aber die Konkurrenz. Über 200 Meter zog der beidseitig unterschenkelamputierte Leverkusener auf der blauen Mondobahn im Stade Charléty dann alleine voll durch und freute sich über einen Weltrekord: 21,12 Sekunden zeigte die Uhr an, ein Zehntel schneller als beim Integrativen Sportfest in Leverkusen Mitte Juni. „Das war beeindruckend“, sagte Bundestrainerin Marion Peters mit Blick auf die Weltmeisterschaft, die vom 7. bis 15. November in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) stattfinden.
Für Ali Lacin stoppte die Uhr bei 24,73 Sekunden – Europarekord. Sofort streckte er die Arme in die Höhe und jubelte Trainer Ralf Otto zu. Schon am Vortag hatte der Berliner mit 12,90 Sekunden über 100 Meter einen Europarekord bei den beidseitig oberschenkelamputierten Sprintern aufgestellt, ein Beweis für seine starke Form auf dem Weg zur WM. Auch Léon Schäfer darf sich über 200 Meter Europarekordhalter bei den einseitig Oberschenkelamputierten nennen, nachdem er im gleichen Rennen nach 27,22 Sekunden ins Ziel gekommen war. Allerdings konnte er sich vor Erschöpfung kaum darüber freuen, schließlich war der Weitsprung-Weltrekordhalter in der prallen Sonne nur zwei Stunden zuvor 6,60 Meter weit gesprungen – das hatte Kraft gekostet.
Irmgard Bensusan war über 200 Meter nur sieben Hundertstel über ihrem Weltrekord geblieben, über 100 Meter sprintete sie schnelle 12,91 Sekunden und blieb erneut unter der 13-Sekunden-Marke. „Sie ist unfassbar stabil geworden auf einem höheren Niveau als in der Vorsaison, genau das möchte man im Jahr vor den Paralympics sehen“, sagte Peters und fügte an: „Man darf bei allen nicht vergessen, dass wir in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung sind, da ist nicht immer mit Topleistungen zu rechnen. Umso mehr freue ich mich.“ Niko Kappel musste als letzter deutscher Athlet ran. Während vormittags viele Zuschauer vor Ort waren, war abends nach einer Verzögerung deutlich weniger los. Der Paralympics-Sieger fand vor leeren Rängen nicht richtig in den Wettkampf, konnte im letzten Versuch mit 13,62 Metern die Kugel aber noch einmal weit stoßen.
Auch die Jagd nach den WM-Normen spielte eine große Rolle, zumal der Grand Prix in Paris die letzte Möglichkeit auf ein Dubai-Ticket war. Stark verkaufte sich dabei Maria Tietze, die ihre 200-Meter-Bestzeit auf 28,59 Sekunden drückte und somit die Norm nur knapp verfehlte. Eine neue Bestleistung gab es auch für Marcel Böttger mit seinem neuen Guide Alexander Kosenkow mit 11,36 Sekunden über 100 Meter. Damit unterstrich das Duo, dass es sich in Richtung Tokio auf einem guten Weg befindet. Im Weitsprung folgte mit 6,09 Metern ebenfalls eine Bestleistung, doch Kosenkow ist sicher, dass da noch mehr geht: „In Zukunft wollen wir mehr Akzente Richtung Weitsprung legen, für einen Weitsprunganfänger war das eine gute Leistung.“
Frances Herrmann verfehlte die Normerfüllung knapp, Hanna Wichmann konnte nicht an ihre Leistungen zu Beginn des Jahres anknüpfen. „Wir dürfen nicht nur auf die Top-Athleten gucken, sondern müssen auch auf die Leistungen in der zweiten Reihe schauen: Wer kann es unter die ersten Sechs der Weltrangliste schaffen und einen Quotenplatz für Tokio holen? Das ist bei der WM wichtig“, erklärte Peters, die sich auch über frischen Wind in der Mittelstreckenszene freute. Johannes Bessell und Felix Krüsemann, beide bereits mit der WM-Norm ausgestattet, zeigten in Paris mutige Rennen über 1500 Meter und sammelten wichtige Erfahrungen auf internationalem Terrain. „Da ist eine kleine Entwicklung erkennbar, denn wir haben jahrelang niemanden in diesen Disziplinen gehabt und das macht mir Hoffnung, dass wir wieder mehr Läufer bekommen“, sagte Peters, die nun die Nominierungsvorschläge an den Deutschen Behindertensportverband leiten wird.