Sechs deutsche Rekorde für die Para-Leichtathleten
Erfolgreiches Wochenende für Deutschlands Para-Leichtathleten: Insgesamt sind bei den Wettkämpfen in Nottwil (Schweiz) und Jena sechs deutsche Rekorde aufgestellt worden. Besonders Felix Streng hat seine hervorragende Form unterstrichen und ist über 100 und 200 Meter zu nationalen Rekordzeiten gesprintet. Ebenfalls über zwei neue Bestmarken jubelte Rollstuhlsprinter Dennis Schmitz über 100 und 400 Meter. Dazu gelangen auch Janne Engeleiter (100 Meter) und Johannes Hohl (400 Meter) deutsche Rekorde.
Felix Streng hat in Jena über 100 und 200 Meter jeweils den deutschen Rekord verbessert. Nachdem Sprint-Bundestrainer Jörg Möckel einem Start des Para-Leichtathleten inmitten der deutschen Elite der Sprinter ohne Behinderung unkompliziert zugestimmt hatte, reiste der 23-Jährige kurzfristig mit seinen Trainingskollegen Kai Köllmann und Aleixo Platini-Menga nach Jena. Bei guten Bedingungen stoppte die Uhr für Streng über 100 Meter nach 10,83 Sekunden und über 200 Meter bei 21,67 Sekunden – jeweils um sechs beziehungsweise 26 Hundertstelsekunden deutscher Rekord in der Startklasse T64. "Felix war hochkonzentriert und sein Handicap ist beim Laufen gar nicht aufgefallen", sagte Trainer Hans-Jörg Thomaskamp, der mit ihm daran gearbeitet hatte, den Laufstil mit der Prothese an das Bewegungsmuster des anderen Beins anzupassen. Thomaskamp ist mit Blick auf die Heim-Europameisterschaft im August überzeugt: "In dieser Saison ist bestimmt noch mehr drin, aber jetzt braucht Felix erst einmal ein paar Tage Pause." Seinen nächsten Wettkampf wird Streng dann am 9. Juni beim Integrativen Sportfest in Leverkusen über 100 und 200 Meter bestreiten.
Dennis Schmitz siegt bei Grand Prix in Nottwil über 100 Meter
Beim Grand Prix Meeting in Nottwil (Schweiz) hat Rollstuhlsprinter Denis Schmitz aus Unna über 100 Meter in 19,61 Sekunden den Sieg eingefahren und stellte damit zugleich einen deutschen Rekord auf. Auch über 400 Meter zeigte er sich in Rekordlaune und belegte mit einer Zeit von 1:11,84 Sekunden Platz drei. Dass die EM-Form sich positiv entwickelt, bestätigte Schmitz auch mit neuer persönlicher Bestleistung über 200 Meter in 36,00 Sekunden. "Ich fühle mich gut und habe Spaß auf der Bahn", sagte Schmitz, der in der Klasse T33 zuvor international im Rahmen des Klassifizierungsreviews von World Para Athletics bestätigt wurde. "Von der Umklassifizierung von gleich drei Konkurrenten waren wir sehr überrascht. Jedoch ist es positiv, dass bei der Klassifizierung genau hingeschaut und bei Erfordernis auch korrigiert wird, um die Chancengleichheit der Athleten zu wahren", betonte Trainer Rüdiger Schmitz. Mit seinem Leistungsniveau rangiert Dennis Schmitz nunmehr auch in der Weltrangliste im vorderen Bereich und positioniert sich in Europa hoffnungsvoll. Angesichts der EM im im eigenen Land im August keine schlechte Perspektive.
Der Bonner Alhassane Baldé brillierte vor allem mit seinen sehr guten Starts und stellte in 48,74 Sekunden eine persönliche Bestleistung über 400 Meter in der Klasse T54 auf. Nicht ganz zufrieden zeigte er sich mit seinem Endspurtniveau, da er seit dieser Saison einen neuen Rennrollstuhl fährt und noch die optimale Sitzposition sucht. Ronny Ziesmer, der sich als Turner für die Olympischen Spiele 2004 in Athen qualifizierte, im Training zuvor allerdings schwer stürzte, tastet sich im Keulenwurf der Klasse F51 weiter in Richtung Normerfüllung vor und erreichte in Nottwil solide 24,06 Meter. "Im Kraftbereich sehe ich noch Reserven, ich kämpfe weiter um die Norm, denn die EM in Berlin ist mein erklärtes Ziel", sagt der Cottbuser.
Vereinskollegin Janne Engeleiter lachte mit der Sonne um die Wette, denn die Bedingungen waren optimal und die EM-Norm ist geschafft. "12,76 Sekunden über 100 Meter in der Klasse T13 sind super für mich, ich bin so happy", sagte sie glücklich und dankte nicht zuletzt dem Wind, der im regulären Bereich von +1,8 m/s blieb. Seinen eigenen deutschen Rekord verbesserte auch Johannes Hohl, ebenfalls vom BPRSV Cottbus, in 51,57 Sekunden über 400 Meter in der Klasse T20.
Fielen für einige Athleten schon die Normen, stiegen die anderen EM-Kandidaten erst in Nottwil in die Wettkampfsaison ein. So auch die Berliner Thomas Ulbricht (100 Meter: 11,43 Sekunden / Speer: 44,37 Meter; Klasse T12) und Ali Lacin (100 Meter: 13,44; Klasse T61), die die nächsten Wettkämpfe für die Normerfüllung nutzen wollen. Neben den EM-Kandidaten präsentierten sich auch zahlreiche Nachwuchsathleten auf der schnellen Bahn von Nottwil - beispielsweise die 13-jährige Merle Menje, die ihr herausragendes Talent eindrucksvoll unter Beweis stellte und unter anderem fünftbeste Europäerin über 800 Meter in 1:56,24 Minuten sowie über 200 Meter in 31,90 Sekunden in einem Weltklassefeld wurde.
Quelle: TSV Bayer 04 Leverkusen, Marion Peters & Ergänzungen DBS