Sebastian Dietz besucht Libanon-Projekt
Sebastian Dietz, zweifacher Paralympics-Sieger und dreifacher Weltmeister im Kugelstoßen und Diskuswurf, reist vom 23. bis 27. Oktober in den Libanon, um Einblicke in das Ausbildungsprojekt der Johanniter für junge Flüchtlinge zu erhalten und sich vor Ort zu engagieren.
In drei palästinensischen Flüchtlingscamps, im Süden des Libanon, ermöglichen die Johanniter und ihr lokaler Projektpartner Naba´a 120 Jugendlichen mit und ohne Behinderung eine Berufsausbildung. In libanesischen Berufsschulen erhalten die Jugendlichen eine Ausbildung zum Friseur, Buchhalter, Koch oder Kellner. Zuvor hatten die Johanniter in einer Marktstudie untersucht, in welchen Bereichen im Libanon Arbeitsplätze vorhanden und vor allem Menschen mit Behinderung eine Jobperspektive haben. Die Hälfte der 120 Jugendlichen leben mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung. Für sie sind die Hürden hin zum Berufseinstieg fast unüberwindbar.
„Wir wollen verhindern, dass sich die Jugendlichen aus Frust extremistischen Gruppen anschließen oder in die Kriminalität und den Drogenkonsum abrutschen“, erklärt Jens Schwalb, Fachbereichsleiter für den Nahen Osten, das Ziel des Projekts. Neben der Berufsausbildung werden den Studenten deshalb auch Trainings in den Bereichen Gruppendynamik, Kommunikation und Konfliktlösung angeboten.
Nach der sechsmonatigen Ausbildung unterstützen die Johanniter und Naba’a die Studenten dabei, ein Praktikum oder einen Job zu finden. So wollen viele der teilnehmenden Jugendlichen ein eigenes Geschäft eröffnen. Hier helfen die Johanniter mit Kleinkrediten weiter.
„Ich möchte den Kindern und Jugendlichen Mut geben“
Sebastian Dietz, 32 Jahre alt, war nach einem schweren Autounfall vom Hals abwärts gelähmt. Die Prognose: Nie wieder laufen zu können. Doch dank seines Kampfgeistes gelang es ihm, bereits nach ein paar Wochen wieder zu stehen und nach wenigen Monaten wieder zu gehen. Der Reise in den Libanon blickt der zweifache Paralympics-Sieger und dreifache Weltmeister von der BSG Bad Oeynhausen gespannt entgegen: „Mich erwarten vor Ort bestimmt viele emotionale Momente. Ich kann es mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, seine Heimat verlassen zu müssen und aus seinem Leben gerissen zu werden. Die Kinder und Jugendlichen müssen daher sehr viel Kraft aufbringen, um diese schwere Situation zu meistern“, sagt Dietz.
Er steige mit gemischten Gefühlen in den Flieger, mit Vorfreude auf die Begegnungen mit den Kindern und Jugendlichen, aber auch mit Respekt vor der Situation – und vor dem, was Organisationen wie die Johanniter leisten. „Als Sportler finde ich es sehr wichtig, mich zu engagieren und gerade auch solche Erfahrungen zu sammeln. Ich möchte den Kindern und Jugendlichen vor Ort zuhören, mit ihnen sprechen und ihnen auch Mut geben“, betont Dietz.
Hintergrund zum Libanon
Der Libanon hat die UN-Flüchtlingskonvention nicht unterzeichnet. Flüchtlinge werden deshalb offiziell nicht als solche anerkannt. Dies macht es den über 1,5 Millionen Flüchtlingen im Land sehr schwer, ein neues Leben aufzubauen. Besonders die Palästinenser, die teilweise bereits seit 1948 im Land sind, leben bis heute in Camps und erhalten kaum Möglichkeit, im libanesischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die Johanniter unterstützen nun 120 Jugendliche mit und ohne Behinderung dabei, diesen Sprung zu schaffen.