Rennrollstuhlfahrer mit neun deutschen Rekorden
Drei kurz aufeinanderfolgende Rennrollstuhl-Meetings in der Schweiz boten den deutschen Athletinnen und Athleten optimale Bedingungen, um sich auf die anstehenden Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London vorzubereiten. Für die deutsche Mannschaft war es ein erfolgreicher Ausflug in das Nachbarland – neun deutsche Rekorde und vier Nominierungen für die WM stehen als Resultate zu Buche.
Ein neuer Garant im Bereich der Rennrollstuhl-Leichtathletik für gutes Training und gute Leistungen ist die Trainingsgruppe aus Bonn um Trainer Alois Gmeiner. Vier der neun deutschen Rekorde gehen auf das Konto der Rheinländer, genauer gesagt auf das der sensationell gut umgestiegenen Annika Zeyen. Noch vor acht Monaten feierte Sie bei den Paralympics in Rio die Silbermedaille im Rollstuhlbasketball. In kurzer Zeit meisterte sie den Umstieg in den deutlich sperrigeren und schnelleren Rennrollstuhl, passte ihren Körper den neuen Erfordernissen an und bewies Hartnäckigkeit und Ausdauer im Training. Schon bei einem ersten Nationaltrainingslager im März fiel ihr Talent und ihr Kampfgeist auf. Ihr Fleiß spiegelte sich direkt in vier deutschen Rekorden der Startklasse T54 wieder: über 800 Meter (1:52,63 Minuten), 1500 Meter (zunächst 3:33,51, dann verbessert auf 3:28,64 Minuten) und 5000 Meter (12:12,05 Minuten).
Leider nicht mit der WM-Norm, jedoch mit drei Deutschen Rekorden und stetiger Leistungssteigerung wurde Dennis Schmitz aus Bönen in dieser Saison belohnt. Schmitz hält nun in der Startklasse T33 alle Deutschen Rekorde auf den Sprintstrecken: 100 Meter – 19,68 Sekunden, 200 Meter – 36,00 Sekunden und 400 Meter– 1:12,18 Minuten. Im Vorfeld der Saison hatte er einige Veränderungen vorgenommen, die nach und nach ihre Wirkung zeigen. Neben einer neuen Sitzposition arbeitet er gemeinsam mit seinem Vater und Betreuer stets an der Optimierung der Start- und Fahrtechnik sowie des Materials. Leider waren die Normen für die WM noch zu hoch für Dennis, dennoch visiert er hoch motiviert die Europameisterschaften 2018 im eigenen Land an.
Auch Alhassande Baldé stellte in diesem Jahr bereites einen deutschen Rekord in Dubai auf. Beim Top besetzen 1500 Meter Rennen ließ er sich von der Weltelite mitziehen und sicherte sich mit 2:55,36 Minuten in einem Rennen die WM-Norm und den deutschen Rekord über diese Distanz. Das nahm ihm den Qualifikationsdruck und sorgte für die nötige Lockerheit, die WM gezielt im Training vorbereiten zu können. In der Schweiz präsentierte sich Baldé in einem guten Trainingszustand. Mit 49,56 Sekunden über 400 Meter verfügt er über eine gute Grundlage für die Mittelstrecken. Seine Ergebnisse lagen in der Schweiz bei 1:35,47 Minuten über 800 Meter, 2:59,70 Minuten über 1500 Meter und 10:15,45 Minuten über 5000 Meter.
Als junge Nachwuchstalente haben sich Julia Würthen und Merle Menje in der Schweiz bewiesen. Julian Würthen (PTS Saarbrücken) sicherte sich die deutschen Rekorde in der Klasse T53 über 100 Meter (19,74 Sekunden) und 400 Meter(1:21,99 Minuten). Noch zu jung für die Jugend-WM, jedoch bereits stark in den Frauenrennen unterwegs ist Merle Menje aus Singen, die technisch und kämpferisch mit einem bereits großen Streckenspektrum und hervorragenden Leistungen überzeugte.
Während Julia und Merle noch am Anfang einer verheißungsvollen sportlichen Karriere stehen, könnte diese für Marc Schuh schon bald zu Ende gehen. Der 27-Jährige arbeitet derzeit intensiv an seiner Promotion und hat sich, wie auch im Sport, große Ziele gesetzt, die ein Verschieben der wissenschaftlichen Arbeit zu Gunsten des Sports nicht lange dulden. Trotzdem kann sich sein aktuelles Leistungsniveau blicken lassen: 25,49 Sekunden über 200 Meter und 47,47 Sekunden über 400 Meter sollten ihm bei seiner wahrscheinlich letzten WM im Juli die Finalteilnahme ermöglichen. Zu wünschen wäre es dem Athleten vom TV Herkenrath, blieb ihm im Vorjahr der Traum von einer Medaille bei den Paralympics in Rio aufgrund einer Ellenbogen-OP verwehrt.
David Scherer wusste in der Schweiz ebenfalls zu überzeugen. Die abgelieferten 100 Meter in sehr guten 14,62 Sekunden können ihm bei der WM zur erweiterten Weltspitze aufschließen lassen. 26,43 Sekunden über 200 Meter lassen zudem bei der 100 Meter Zeit die Hoffnung auf den zeitnahen Fall der Schallmauer von 26 Sekunden zu.
WM-Teilnehmer Rennrollstuhl LA 2017:
Annika Zeyen|T54|SSF Bonn
Marc Schuh|T54|TV Herkenrath 09
Alhassane Baldé|T54|SSF Bonn
David Scherer|T54|TV Püttlingen
Quelle: Marion Peters