Para Leichtathletik: Der Nachwuchs präsentiert sich in WM-Form
Das Kribbeln steigt: Am 8. Juli wird in Paris die Para Leichtathletik-WM eröffnet – und besonders bei den Neulingen im 29-köpfigen Aufgebot von Bundestrainerin Marion Peters ist die Vorfreude groß. Insgesamt elf deutsche Athlet*innen feiern in Frankreichs Hauptstadt ihr WM-Debüt, acht waren sogar noch nie bei einem internationalen Großereignis dabei und wollen gut ein Jahr vor den Paralympics ihre besten Leistungen zeigen beim Kräftemessen mit der Weltelite. Einige haben sich zuletzt bereits in guter WM-Form gezeigt.
Kugelstoßer Yannis Fischer setzte etwa bei der Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) in der Para Leichtathletik in Singen nochmal ein echtes Ausrufezeichen. Für den gebürtigen Singener, der inzwischen für den VfB Stuttgart aktiv ist, war es ein perfekter Wettkampf. Im fünften Versuch stieß der 21-Jährige die Kugel auf 11,20 Meter und verbesserte damit seine persönliche Bestleistung und den deutschen Rekord in der Startklasse F40 um einen Zentimeter. Genau wie Merle Menje und Lise Petersen gehörte Fischer dem Team Deutschland Paralympics bereits bei den Spielen in Tokio an, feiert aber nun seine WM-Premiere.
Gut drauf ist auch Merle Menje. Für die Athletin des Stadt-Turnverein Singen war die IDM ebenfalls ein Heimspiel. Trotz starker Konkurrenz aus der Schweiz brachte die Rennrollstuhlfahrerin ein gutes Rennen auf die Bahn. Obwohl Menje 2021 schon die Paralympics in Tokio erlebte, ist ihre Vorfreude auf ihre WM-Premiere groß: „Ich freue mich sehr auf meine erste WM-Teilnahme. Es wird sicher eine besondere Atmosphäre sein beim ersten richtigen Großevent seit Corona, mit hoffentlich wieder vielen Zuschauern“, sagt die 18-Jährige. Ebenfalls mit gerade einmal 18 Jahren gehört Lise Petersen schon zu den Erfahrenen unter den Neulingen, denn auch die Athletin von Bayer Leverkusen durfte bereits Paralympics-Luft schnuppern. Die hat es ihr augenscheinlich so angetan, dass sie auch unbedingt im nächsten Jahr wieder nach Paris möchte: „Ich habe richtig Bock, das ist klar. Ich möchte das Feeling für 2024 mitnehmen“, sagt die Siebtplatzierte von Tokio. Einer, der die Erfahrung auf der großen internationalen Bühne erst noch machen darf, ist Andreas Walser. Der sehbehinderte Shooting-Star vom TSV Schwaben Augsburg zeigte sich bei der IDM ebenfalls in bestechender Frühform. Ein ausführliches Porträt zu Andreas Walser findet ihr hier.
Neben Petersen werden insgesamt vier weitere Bayer-Neulinge im WM-Kader sein, die allesamt erstmals auf großer internationaler Bühne aktiv sein werden. Beim 51. Internationalen Meeting auf der Anlage des LAZ Rhede verbesserte Weitspringer Noah Bodelier nach überstandenem Außenbandriss seine Bestweite um fünf Zentimeter auf 6,80 Meter. Diese Steigerung dürfte das Selbstvertrauen des Leverkusener Eliteschüler des Sports noch einmal deutlich anheben, trotzdem möchte er sich keine klaren Ziele setzen: „Das mache ich eigentlich nie. Für mich ist einfach immer klar, dass ich mein Bestes geben möchte und dann schaue, was dabei rumkommt.“ Eine die ebenfalls unbefangen nach Paris fährt, ist Kim Vaske. Für sie sei es schon ein Riesenerfolg, überhaupt dabei zu sein. Sportlich ließ die 18-Jährige in Rhede aber ebenfalls aufhorchen – sie sprintete in 13,17 Sekunden über 100 Meter zu einer persönlichen Bestzeit. Teamkollegin Franziska Dziallas lief über die 400 Meter zu einem deutschen Rekord. Die Bergneustädterin hat ein gutes Gefühl vor dem WM-Debüt in Paris: „Ich freue mich schon riesig darauf. Meine Ziele bei der WM sind es natürlich, meine Bestzeit in meiner Hauptdisziplin 1500 Meter zu verbessern und für die Mannschaft eine möglichst gute Platzierung zu erreichen“, erklärt Dziallas. Die zweit jüngste Athletin im WM-Kader ist die 17-jährige Jule Roß. Der Weitspringerin gelang in Rhede ebenfalls eine Verbesserung ihrer Bestleistung um sechs Zentimeter auf 5,09 Meter.
Noch ein paar Monate jünger ist Friederike Brose. Die talentierte Sprinterin des BPRSV Cottbus soll bei der WM die Chance bekommen, sich zu zeigen und Erfahrungen zu sammeln. „Ich freue mich riesig, bei einem solch großen Wettkampf dabei sein zu dürfen und hoffe, meine darauf, dass ich meine persönliche Bestleistung verbessern kann“, erzählt Brose. Sich endlich auf der großen Bühne der Para Leichtathletik zu präsentieren, ist auch das lang ersehnte Ziel von Vereinskollege Max Marzillier. Eigentlich hätte der 21-Jährige auch schon in Tokio dabei sein sollen, eine Blinddarmentzündung ließ diesen Traum jedoch bislang unerfüllt. Nun darf er mit zur WM nach Paris – und damit zurück an den Ort, an dem er im vergangenen Jahr beim World Grand Prix mit 49,02 Sekunden einen deutschen Rekord über 400 Meter aufstellte.
Unsere WM-Vorschau mit dem gesamten Kader für Paris gibt es hier.
Text: Moritz Jonas / DBS