Markus Rehm ist „Sportler mit Herz“ 2024
Es gibt einen Satz, der alles umreißt, was Markus Rehm ausmacht. Sein Talent, seine Mission, seine Berufung. „Die Prothese ist nicht gut oder schlecht. Sie ist einfach nur anders“, sagte er in einem ausführlichen Interview mit dem GQ-Hype-Magazin wenige Wochen vor den Paralympischen Spielen. Dann fuhr er nach Paris. Sprang mit 8,13 Meter zu seinem historischen vierten Paralympicssieg nach 2012, 2016 und 2020 und zog mit Weitsprung-Legende Carl Lewis gleich. Das ist der eine Markus Rehm. Der Weltklasse-Athlet, seit 2011 bei allen großen internationalen Wettkämpfen ungeschlagen, er hält den Weltrekord mit 8,72 Meter, zudem Staffel-Paralympicssieger (4 x 100 Meter) 2016. Sein Verein ist der TSV Bayer Leverkusen, dort feilt er seit 2008 mit seiner Trainerin, Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius, am Schneller, Höher, Weiter.
Und dann ist da der andere Markus Rehm, der sagt: „Als kleiner Junge, als ich meine Prothese bekommen habe, war ich (…) auf einmal der Eingeschränkte. Der nicht mehr so Leistungsfähige. Man neigt als Mensch dazu, das zu glauben, was die anderen einem aufdrücken wollen. Dann habe ich gesagt, das stimmt nicht. Ich bin genauso leistungsfähig wie andere.“ Markus Rehm war 14 Jahre alt, als er beim Wakeboard-Training unglücklich stürzte, mit den Beinen in eine Schiffschraube geriet und seinen rechten Unterschenkel verlor. Auch das vergisst man häufig: Nur drei Prozent aller Behinderungen sind angeboren. Es kann jeden treffen, jederzeit, sei es durch Krankheit oder einen Unfall. Und plötzlich steht man auf der anderen Seite. Wobei, siehe oben, genau das sollte es ja nicht mehr sein, wenn es nach Markus Rehm geht. Kein gut oder schlecht. Kein „wir“ und „sie“.
Deshalb nutzt er seine Popularität, um sich für Inklusion und Barrierefreiheit stark zu machen. Weil er als Teenager seine Prothesen „dauernd geschrottet hatte“, verbrachte er viel Zeit in der Werkstatt eines Orthopädietechnikers. Aus dem Ferienjob wurde eine Ausbildung, heute tüftelt, schraubt und feilt er selbst als Meister-und versucht, neuen Kunden die Angst zunehmen, wenn sie zum ersten Mal in seiner Werkstatt stehen. Es wurmt ihn, dass in zahlreichen Ländern immer noch das Geld entscheidet, ob jemand sporttaugliche Prothesen oder Rollstühle erhält. Sport zu treiben, das sei doch aktive Teilhabe an der Gesellschaft – warum das so vielen Menschen mit körperlichen Einschränkungen verwehrt werde?
„Markus Rehm inspiriert Menschen, ob mit oder ohne Behinderung“, sagen die Veranstalter des Deutschen SportpresseBalls, „er fordert uns als Gesellschaft auf zu hinterfragen, wie wir über Inklusion und Teilhabe denken. Mit seinem Einsatz erinnert er uns daran, dass Inklusion nicht nur ein politisches Schlagwort, sondern gelebte Wirklichkeit sein muss. Markus Rehm hat uns gezeigt: Erfolg definiert sich nicht durch das, was wir haben oder verlieren. Sondern durch das, was wir daraus machen. Deshalb freuen wir uns sehr, ihn am 9. November in der Alten Oper Frankfurt mit dem PEGASOS-Preis in der Kategorie Sportler mit Herz auszuzeichnen.“
Zur Auszeichnung „Sportler mit Herz“
Die Auszeichnung „Sportler mit Herz“ wird beim Deutschen SportpresseBall seit über 20 Jahren nicht für sportliche Errungenschaften wie Siege, Medaillen und Rekorde, sondern für Engagement, Menschlichkeit und Fairness verliehen. In einer Gesellschaft, in der Egoismus sowie Erfolg um jeden Preis einen immer größeren Raum einnehmen, zeigen die Preisträger mit vorbildlichem Verhalten, sozialem Engagement und unverstellter Emotionalität, wie wichtig es ist, diese Werte zu leben.
Zu den bisherigen Preisträgern zählen u.a. die Basketball-Weltmeister 2023, Eintracht Frankfurt, Malaika Mihambo, Mick Schumacher, Angelique Kerber, Gesa Felicitas Krause, Nico Rosberg, Felix Neureuther, die Deutsche Fußballnationalmannschaft 2014, Vitali und Wladimir Klitschko, Michael Ballack, Rudi Völler, Heike Drechsler und Rosi Mittermaier.
Veranstalter des Deutschen SportpresseBalls sind der Verband Deutscher Sportjournalisten, der Verein Frankfurter Sportpresse und die Kommunikationsagentur metropress presseagentur GmbH. Das gesellschaftliche Großereignis ist seit 1981 einer der Höhepunkte der Ballsaison und mit 2.200 Gästen der größte Ball Deutschlands, der 2023 eine Reichweite in Print und AV-Medien (ohne Online) von 200 Millionen Kontakten erreichte.