Leichtathletik: Bensusan und Floors knacken WM-Norm
Die Leichtathleten des TSV Bayer 04 Leverkusen legten nach einem dreiwöchigen Trainingslager auf Lanzarote bei den Kreismeisterschaften Bergisches Land in Essen einen erfolgreichen Start in die Freiluft-Saison hin. Irmgard Bensusan und Johannes Floors hakten bei ihrem ersten Auftritt im Freien gleich die Norm für die Weltmeisterschaften im Juli in London ab. Auch bei Leon Schäfer und Felix Streng zeichnete sich die intensive Vorbereitung auf Lanzarote aus. David Behre musste aufgrund eines Sturzes im Training seinen Saisonstart verschieben. Auch Markus Rehm entschied sich gemeinsam mit Trainerin Steffi Nerius für einen späteren Einstieg in die Saison.
Irmgard Bensusan, die von ihrem in Südafrika wohnenden Bruder unterstützt wurde, startete mit 13,03 Sekunden über 100 Meter und 27,06 Sekunden über 200 Meter so schnell wie noch nie in die Saison. Damit unterbot sie die WM-Norm über beide Distanzen deutlich und wurde jeweils Vize-Kreismeisterin. Die dreifache Silbermedaillen-Gewinnerin von Rio freute sich: „Das war ein guter Auftakt. Jetzt ist noch genug Zeit bis London, um an kleinen Problemen zu arbeiten.“
Schneller als je zuvor war auch Johannes Floors unterwegs: Über 100 Meter kam er trotz eines Strauchlers zu Beginn auf 11,04 Sekunden und verbesserte damit den Deutschen Rekord um 17 Hundertstelsekunden. Über 200 Meter kickte er den Startblock weg und sprintete in 21,87 Sekunden trotzdem eine starke Zeit, was ebenfalls die doppelte WM-Norm bedeutete und über 200 Meter Bronze bei den Kreismeisterschaften ergab. „Es ist immer stark, die Saison mit einer persönlichen Bestleistung zu starten“, schrieb er danach auf Facebook und bekam viel Lob von Parasport-Abteilungsleiter Jörg Frischmann: „Als es geschüttet hat und alle das Aufwärmen unterbrochen haben, blieb er auf der Bahn. Wenn er so weitermacht, dürfen wir einiges von ihm erwarten.“
Eine neue persönliche Bestzeit gab es auch für Léon Schäfer über 200 Meter in 27,21 Sekunden. Im Weitsprung zeigte er eine tolle Serie, sprang 5,99 Meter, zwei Mal 6,00 Meter und als Bestweite 6,02 Meter, nur der Ausreißer nach oben fehlte, zumal die WM-Norm mit 6,29 Metern extrem hoch liegt.
Felix Streng gelang mit 11,24 Sekunden über 100 Meter ebenfalls ein ordentlicher Auftakt in die Saison, auch wenn er sich mehr erhofft hatte. Die Norm verpasste der Paralympics-Dritte um eine Hundertstelsekunde. „Er hat eine neue Prothese und muss sich erst daran gewöhnen. Mit ihm wird aber schon bald zu rechnen sein“, sagt Frischmann. David Behre musste aufgrund eines Sturzes im Trainingslager beim Wettkampf in Essen noch aussetzen. Markus Rehm verschob seinen Saisonstart auf Anfang Juni, um mit der erwünschten Form starten zu können.
Die Grundlagen für diesen erfolgreichen ersten Auftritt legten die Athletinnen und Athleten bei einem intensiven Trainingslager auf Lanzarote. Während in Deutschland Regen und Kälte dominierte, waren David Behre, Johannes Floors, Markus Rehm, Felix Streng und Léon Schäfer auf den Bildern aus Spanien vorwiegend ohne T-Shirt auf der Laufbahn unterwegs und feilten neben ihren individuellen Strecken auch in drei Einheiten an den Wechseln für die Staffel. Irmgard Bensusan hatte Mehrkämpferin Anna Maiwald als Trainingspartnerin dabei, Markus Rehm Trainerin Steffi Nerius.
Für den Weltrekordler war Lanzarote der bisherige Höhepunkt einer Saisonvorbereitung, die durchwachsen war. Bis Dezember konnte Rehm ein normales Aufbau-Training machen, dann folgte eine Knie-Operation und Achillessehnenschmerzen. „Bis März haben wir uns durchgehangelt mit Alternativtraining und dann erst angefangen zu springen“, sagt Trainerin Steffi Nerius: „Dafür war Lanzarote aber ganz gut.“
Felix Streng trainierte individuell nach dem Plan seines neuen Trainers Hans-Jörg Thomaskamp und machte die Einheiten mit der Staffel mit. Für Thomaskamp, der viele neue Impulse in Strengs Training bringt, ist es das erste Mal, dass er einen paralympischen Athleten trainiert. Bislang sind beide mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden.
Mit Ralf Müller vom Olympiastützpunkt Rheinland war ein Biomechaniker die ganze Zeit vor Ort, der den Laufstil, die Wechsel und die Sprünge der Athleten analysierte. Zudem war Henner Rötting als Physiotherapeut immer verfügbar. Das einzige Manko am Trainingslager war dann das Wetter nach der Rückkehr nach Deutschland. „Da war die Stimmung im Keller, deshalb habe ich das Training gezielt ein bisschen reduziert, weil wir uns davon auch erholen müssen“, erklärt Düe.
Bis zum 4. Juni haben die Athleten Zeit, die vom Deutschen Behindertensportverband geforderten Normen für die WM in London vom 14. bis 23. Juli zu erfüllen. Für die Düe-Athleten sieht der weitere Fahrplan vor, am 25. Mai an Christi Himmelfahrt in Köln zu starten, Felix Streng ist am Tag darauf in Manchester, der Rest der Gruppe zwei Tage später in Weinheim, wo Behre und Floors zum ersten Mal über 400 Meter laufen sollen. Dann geht es für die beiden Langsprinter zusammen mit Irmgard Bensusan nach Paris zu den Offenen Französischen Meisterschaften, am 9. Juni nach Osterode, am 17. Juni möglicherweise zum Grand Prix nach Berlin und am 23. Juni steht das heimische Integrative Sportfest mit vielen internationalen Stars an, bevor das Team am 11. Juli nach London zur WM fliegt.
Ergebnisse Kreismeisterschaften Bergisches Land:
Irmgard Bensusan
- 100m: 13,03sec
- 200m: 27,06sec
Johannes Floors
- 100m: 11,04sec
- 200m: 21,87sec
Felix Streng
- 100m: 11,24sec
Léon Schäfer
- 200m: 27,21sec
- Weitsprung: 6,02m
Quelle: Nico Feißt