Katrin Müller-Rottgardt sprintet zu Gold
Para Leichtathletik-EM: Silbermedaillen für Heinrich Popow, Ali Lacin und Martina Willing – Felix Streng mit Meisterschaftsrekord ins Finale
Zweiter Tag, zweiter Europameistertitel bei der Heim-EM in Berlin für die Deutsche Paralympische Mannschaft: Nach Lindy Ave am Montag ist Katrin Müller-Rottgardt mit Guide Alexander Kosenkow ebenfalls zur Goldmedaille gerannt. In 12,78 Sekunden sprintete die sehbehinderte Läuferin des TV Wattenscheid 01 über die Ziellinie: „Ich bin super happy, dass es in der neuen Besetzung im ersten Rennen gleich mit einer Goldmedaille geklappt hat.“
Das emotionale Highlight steuerte dann Heinrich Popow zu einem Abend bei, an dem mehr Zuschauer als am Vortag den Weg in den stimmungsvollen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin gefunden hatten. Sein Verein TSV Bayer 04 Leverkusen breitete ein vier Mal drei Meter großes Plakat mit „Danke Heini“ aus, sein Prothesenhersteller Ottobock hatte eigens einen Clip produzieren lassen, der nach dem Wettkampf auf der Stadionleinwand lief – und sein langjähriger Rivale Atsushi Yamamoto flog extra aus Tokio ein, um beim letzten sportlichen Höhepunkt seines Freundes dabei zu sein. Gänsehaut und Emotionen pur zum Abschied.
„Bei all dem konnte ich dem Wettkampf nicht die Bedeutung zuschreiben, die er verdient gehabt hätte“, sagte Popow, der bei den ersten beiden Sprüngen knapp auf das Brett trat und die rote Fahne gezeigt bekam. Im dritten Versuch landete er dann bei 6,24 Metern – sein weitester Sprung des Tages und gleichzeitig Saisonbestleistung. Der Däne Daniel Wagner, der in London im vergangenen Jahr in Abwesenheit von Popow ebenfalls Gold gewonnen hatte, sprang 6,72 Meter und verpasste den Weltrekord des Leverkuseners nur um fünf Zentimeter. „Ich wollte im ersten Sprung alles raushauen, das hat leider nicht geklappt“, sagte Popow: „Aber immerhin hat Daniel mir den Weltrekord in Deutschland gelassen.“
Die erste Medaille für einen Berliner Lokalmatadoren sicherte sich Ali Lacin mit Silber. Der beidseitig oberschenkelamputierte Sprinter benötigte beim Heimspiel 27,39 Sekunden für 200 Meter und blieb damit hinter Paralympics-Sieger Richard Whitehead auf Rang zwei. Auf den letzten Metern strauchelte der Lokalmatador sogar und stürzte, riss dann aber vor Freude direkt die Hände in die Höhe. „Es war so ein hartes Rennen, ich musste mich ins Ziel werfen, um anzukommen“, sagte er danach mit einem Grinsen im Gesicht.
Martina Willing durfte sich ebenfalls über Silber freuen. Nachdem sie den Diskus auf 20,53 Meter geworfen hatte, hatte sie schon eine Medaille sicher und dann Glück, dass die Bulgarin Ivanka Koleva nicht an sie herangekommen war. Nur die Irin Orla Barry war stärker, doch Willing zeigte sich mit Platz zwei sehr
zufrieden: „Mit der Weite kann ich gut leben, auch wenn mir 21 Meter lieber gewesen wären. Es gab ein paar Unstimmigkeiten im Wettkampfablauf – und dass die Irin unerreichbar ist, war schon vorher klar. Daher ist das die optimale Ausbeute für mich.“
Für die EM-Debütanten Ronny Ziesmer über 100 Meter, David Scherer über 200 Meter und Moritz Raykowski über 400 Meter gab es jeweils Rang fünf, Johannes Hohl lief über 400 Meter als Dritter in 53,06 Sekunden ins Finale. Das gelang auch Felix Streng, der in 22,36 Sekunden über 200 Meter im Vorlauf sogar den Meisterschaftsrekord einstellte und weit vor seiner Konkurrenz blieb.
Mit ein Mal Gold und drei Mal Silber am zweiten Wettkampftag hat die Deutsche Paralympische Mannschaft nun insgesamt zwei Goldmedaillen, sechs Silbermedaillen und eine Bronzemedaille. Am Mittwoch haben bereits am Vormittag Hanna Wichmann und Katrin Müller-Rottgardt Chancen auf Edelmetall.
Weitere Infos zur Para Leichtathletik-EM in Berlin gibt es unter: www.para-euro2018.eu, www.paralympic.org/berlin-2018 & www.facebook.com/ParaLeichtathletikEM