Europameisterin Lindy Ave begeistert Berliner Publikum
Para Leichtathletik-EM: Ave gewinnt Gold über 400 Meter – Silber für Alhassane Baldé, Irmgard Bensusan und Niko Kappel – Johannes Bessell holt Bronze beim Debüt
Die deutschen Para Leichtathleten sind mit teilweise überraschenden Ergebnissen in die Heim-Europameisterschaft vom 20. bis 26. August gestartet. Insgesamt gab es ein Mal Gold, drei Mal Silber und ein Mal Bronze.
Der größte Coup gelang im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark Lindy Ave, die erstmals einen Titel holen konnte. Über 400 Meter rannte die 20-Jährige von der HSG Uni Greifswald in 1:04,12 Minuten ins Ziel, obwohl sie bislang international nur über die 100 und 200 Meter in Erscheinung getreten war: „Ich habe gar nicht damit gerechnet, weil die 400 Meter sonst nicht meine Strecke sind. Umso glücklicher bin ich jetzt, die Renneinteilung war perfekt. Vor eigenem Publikum, das ist krass. Die nächsten Tage will ich weiter Gas geben.“
Für Paralympics-Sieger und Weltmeister Niko Kappel hingegen reichte es nur zu Silber. Der Pole Bartosz Tyszkowski stieß einen neuen Weltrekord von 14,04 Metern, während der 23-Jährige vom VfL Sindelfingen nach 12,60 Metern zum Auftakt überhaupt nicht in den Wettkampf fand und weit unter seinen Möglichkeiten blieb: „Ich habe schon davor kein gutes Gefühl gehabt und weiß auch noch nicht, woran es lag.“
Auch Irmgard Bensusan holte Silber – wie Kappel musste sie sich nur einem neuen Weltrekord geschlagen geben: Marlene van Gansewinkel sprintete die 100 Meter in 12,85 Sekunden, die 27-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen kam nach 13,09 Sekunden ins Ziel. Alhassane Baldé lieferte sich mit Trainingskollege Marcel Hug aus der Schweiz ein spannendes Rennen über 5000 Meter und musste sich erst auf der Zielgeraden geschlagen geben. Im Hinblick auf die 800 Meter am Donnerstag und die 1500 Meter am Sonntag macht das aber Mut, zumal das die Spezial-Strecken des 32-Jährigen vom SSF Bonn sind.
Die allererste Medaille hatte Nationalmannschafts-Debütant Johannes Bessell gewonnen. Der 27-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen war früher im C-Kader der Radsportler und wechselte erst im vergangenen Jahr zur Leichtathletik. Über 1500 Meter durfte er sich nach 4:23,98 Minuten über Bronze freuen.
Vor den ersten Wettkämpfen gab es eine Eröffnungsfeier, bei der Heinrich Popow die deutsche Fahne ins Stadion tragen durfte und die Hymne vom Heeresmusikkorps Neubrandenburg gespielt wurde. Andreas Geisel, Senator für Inneres und Sport in Berlin, erklärte die Meisterschaften für eröffnet, nachdem zuvor Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) sowie Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands, die Athletinnen und Athleten begrüßt hatten. Am Dienstag steht der Weitsprung-Wettbewerb mit Heinrich Popow im Fokus, zumal es nach 18 Jahren Leistungssport der letzte Wettkampf des Paralympics-Siegers sein wird. Zudem streben Katrin Müller-Rottgardt über 100 Meter, Martina Willing im Diskuswurf und David Scherer über 200 Meter nach Medaillen. Moritz Raykowski über 400 Meter und Ronny Ziesmer über 100 Meter werden ihr EM-Debüt geben.
Weitere Infos zur Para Leichtathletik-EM in Berlin gibt es unter: www.para-euro2018.eu, www.paralympic.org/berlin-2018 & www.facebook.com/ParaLeichtathletikEM