Auf deutschem Boden mitten in Paris
Ein Empfang auf deutschem Boden, mitten im Herzen von Frankreichs Hauptstadt: In der Deutschen Botschaft in Paris haben sich auf Einladung des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft, Medien und Sport am Rande der Para Leichtathletik-Weltmeisterschaften versammelt, darunter auch der Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Frank Ullrich, und der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Jürgen Dusel.
„Sportveranstaltungen bringen Menschen zusammen, sorgen für viele bereichernde Begegnungen und Freude an der Internationalität“, sagte Robert von Rimscha, Leiter der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft bei der Begrüßung und fügte hinzu: „Der Sport-Sommer 2024 wirft bereits seine Schatten voraus mit den Olympischen und Paralympischen Spielen sowie der Fußball-Europameisterschaft.“ Doch zunächst steht in diesen Tagen vor allem die Para Leichtathletik-WM im Fokus. Unter den Gästen waren daher auch die Medaillengewinner im Kugelstoßen, Weltmeister Yannis Fischer (Startklasse F40) und Niko Kappel (Silber, F41), sowie Sprinter Johannes Floors, der über 100 Meter Rang vier belegte und zum Abschluss am Montag seinen WM-Titel über 400 Meter verteidigen möchte.
Ebenfalls in die Deutsche Botschaft kam mit Jürgen Dusel der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. „Ich habe die Wettkämpfe und die unglaublichen Leistungen schon aus Deutschland verfolgt. Die Athletinnen und Athleten inspirieren und zeigen, was möglich ist“, sagte Dusel, wies jedoch auch auf dringende gesellschaftliche Veränderungsbedarfe hin: „Wir müssen mit Blick auf die Barrierefreiheit noch besser werden, nicht nur in Sportstätten, sondern mit Blick auf die Infrastruktur insgesamt. Dadurch werden Teilhabe und Begegnungen erst ermöglicht und Menschen werden zusammengebracht. Barrierefreiheit muss Bestandteil einer modernen Infrastruktur sein“, betonte Dusel und fand in Frank Ullrich, Vorsitzender des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, sowie dem Bundestagsabgeordneten Dr. André Hahn besonders aufmerksame Zuhörer.
Frank Ullrich, Biathlon-Olympiasieger 1980, verknüpfte seinen Besuch in Paris mit einem Appell für eine verbesserte Hilfsmittelversorgung mit Sportprothesen und Sportrollstühlen im Breitensport: „Wenn ein Drittel aller Hilfsmittelanträge in Deutschland durch Leistungserbringer abgelehnt werden, dann geht uns automatisch zu viel Potenzial an der Basis verloren“, sagte Ullrich. Gerade Menschen mit Behinderung hätten ein Recht auf sportliche Aktivitäten, „um ihre Gesundheit zu stabilisieren und zu stärken. Demzufolge wäre es wünschenswert, wenn sich die Krankenkassen zu einem starken Partner von Para Sportlern auch im Breitensport entwickeln würden.“
Gemeinsam fieberten die Anwesenden, darunter auch ARD-Korrespondentin Sabine Rau, noch per Livestream beim 100-Meter-Rennen von Irmgard Bensusan mit, die als Sechste ins Ziel lief. DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher freute sich über die Vielzahl an guten Ergebnissen des deutschen Teams bei der Para Leichtathletik-WM in Paris, überreichte Botschafter Dr. Hans-Dieter Lucas und Robert von Rimscha noch ein Plakat mit den Unterschriften der Nationalmannschaft – und richtete den Blick auf die Olympischen und Paralympischen Spiele in einem Jahr: „Nächstes Jahr wollen wir im Stade de France zeigen, wie weit man als kleinwüchsiger Athlet eine Eisenkugel stoßen und wie schnell man auf Prothesen sprinten kann. Die Paralympics sind immer ein ganz besonderes und begeisterndes Sportevent. Diesmal freuen wir uns umso mehr darauf, dass die Spiele im Herzen Europas in der französischen Hauptstadt ausgetragen werden“, sagte Beucher. Spätestens dann soll es auch zu einer Neuauflage dieser Zusammenkunft von Politik, Sponsoren, Medien und Sport kommen – auf deutschem Boden mitten in Paris.