Aktuelles vom Para Tischtennis
Para Tischtennis-DM: Baus, Schmidberger und Mikolaschek verteidigen ihre Titel
Bei den deutschen Meisterschaften im baden-württembergischen Sindelfingen sind die Top-Athleten ihrer Favoritenrolle gerecht geworden. Allen voran Sandra Mikolaschek, Valentin Baus und Thomas Schmidberger, die jeweils in den Einzeln und Doppeln erfolgreich waren. Insgesamt wurden 30 Titel vergeben. Der Deutsche Behindertensportverband präsentiert die Ergebnisse und besonderen Leistungen gemeinsam mit der Heinz-Kettler-Stiftung.
Auf der Zielgeraden in Richtung Paris haben die besten deutschen Para Tischtennisspieler*innen die nationalen Titelkämpfe als Standortbestimmung genutzt und wichtige Wettkampfpraxis auf dem Weg zu den Paralympics gesammelt. Der imposante Sindelfinger Glaspalast, der sich zuletzt als facettenreicher Veranstaltungsort für unterschiedliche Sportarten präsentierte, bot den passenden sportlichen Rahmen dafür. Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr fanden die Wettbewerbe in den Klassen der Rollstuhlfahrer*innen, der Stehenden und der Sportler*innen mit intellektueller Beeinträchtigung erneut unter einem Dach statt. Das verlieh den Titelkämpfen nicht nur einen besonderen Charakter, sondern sorgte auch für viel Betrieb und eine tolle Atmosphäre an den beiden Wettkampftagen.
„Solch eine Halle mit genügend Platz für alle Wettkampfklassen und einem großzügigen Cateringbereich gibt es in Deutschland eher selten“, betonte der Abteilungsleiter Para Tischtennis, Thomas Bröxkes. „Wenn es nach mir geht, darf die deutsche Meisterschaft gerne auch zukünftig hier stattfinden, aber das muss natürlich finanziell darstellbar sein.“ Auch Harald Laue, Vizepräsident des ausrichtenden Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationsverband (WBRS), zeigte sich begeistert vom Turniermodus: „Das All-in-one-Paket passt einfach und die Zusammenkunft aller Klassen stärkt den Gemeinschaftssinn.“
Die vielen Athlet*innen zahlten es mit Top-Leistungen in den Einzel-, Doppel- und Mixed-Wettbewerben zurück. Insbesondere die Favoriten um Valentin Baus, Thomas Schmidberger und Sandra Mikolaschek (alle Borussia Düsseldorf) wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Schmidberger setzte sich in der Wettkampfklasse 3 der Rollstuhlfahrer im erwarteten Einzel-Finale mit 11:9, 11:5 und 11:9 gegen Thomas Brüchle (Tischtennis Frickenhausen) durch, der wie im Vorjahr im Endspiel unterlag. „Ich muss gegen Tom immer mit viel Risiko spielen und möglichst den ersten Satz gewinnen, wenn ich eine Chance haben will“, entgegnete Brüchle, der zum elften Mal in einem DM-Finale auf Schmidberger traf. Klar dominiert hat Paralympics-Sieger Baus seine Klasse WK5. Im Finale bezwang der Favorit Sebastian Kotschenreuther (RSV Bayreuth) und feierte ohne Satzverlust die Goldmedaille. Dem nun stetig ansteigenden Medienrummel vor den Paralympischen Spielen blickt er gelassen entgegen: „Besser so, als wenn sich niemand für uns interessiert“, sagte der 28-Jährige, der voller Vorfreude dem Saisonhöhepunkt entgegenblickt.
Eines der spannendsten Duelle um den Titel fand im Herren-Doppel statt, das an Dramatik einiges zu bieten hatte und nichts für schwache Nerven war. Baus und Schmidberger lagen nach Sätzen bereits 0:2 gegen Brüchle und Jan Gürtler (RSC Berlin) zurück, schafften es dank einer fulminanten Aufholjagd und vor den Augen von Bundestrainer Volker Ziegler allerdings noch, die Partie zu drehen. Damit war die Revanche für die Niederlage im Vorjahr geglückt.
Im gemischten Doppel lief es besser für den dreifachen Paralympics-Teilnehmer sowie mehrfachen Welt- und Europameister Brüchle. An der Seite von Mikolaschek, die in Sindelfingen gleich drei Mal Gold gewann, besiegten sie Gürtler und Jana Spegel 3:0. Und auch im Damen-Doppel behielt Mikolaschek mit Partnerin Spegel die Oberhand, gegen die sie im Einzel den Meistertitel feierte.
In einem nicht minder dramatischen Finale der Klasse AB gewann Janette Püski (DJK Franz Sales Haus Essen) gegen die Baden-Württembergerin Lena Sadrina (TTF Stühlingen). Mit der 17-jährigen Gracia Rentschler, die im Regelsport für den VfL Sindelfingen spielt, schaffte es auch eine Athletin aus den Reihen des Gastgebers auf das Podest. Rentschler wurde im Einzel genauso Dritte wie im Doppel an der Seite von Stephani Sterr (Tischtennis Frickenhausen). Der 18-jährige Lasse Hauser vom TSV Steinenbronn bejubelte unlängst zwei zweite Plätze bei den deutschen Jugendmeisterschaften, in der offenen Klasse schaffte er es mit Anfeuerungsrufen der Sindelfinger Tischtennisanhänger in die zweite Runde.
Die neuen deutschen Meister bei den Stehenden heißen Thomas Rau (WK 6), Björn Schnake (WK 7), Joshua Wagner (WK 8), Yannick Rüddenklau (WK 9), Mio Lukas Wagner (WK 10), Florian Hartig (WK 11) und Hasan Dogru (WK 6-AB). Den Sieg in der Wettkampfklasse AB feierte Jendrik Raudonis.
Hier gibt’s alle Ergebnisse der deutschen Meisterschaften.
Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.
Text: Thomas Holzapfel, Stefanie Bücheler-Sandmeier