Aktuelles vom Para Ski alpin im Deutschen Behindertensportverband
Medaillensatz nach emotionaler Achterbahnfahrt
Para Ski alpin-WM: Die Monoskifahrerinnen Anna-Lena Forster und Anna Schaffelhuber feiern Doppelsieg im Slalom – Erster WM-Titel für Forster – Rothfuss gewinnt Bronze
Ein ungläubiger Blick auf die Anzeigetafel, dann ließ sich Anna-Lena Forster in den Schnee fallen. Was für ein Finish, was für eine emotionale Achterbahnfahrt: Die 23-jährige Monoskifahrerin gewann bei den Para Ski alpin-Weltmeisterschaften im slowenischen Kranjska Gora die Goldmedaille im Slalom und jubelte über den ersten WM-Titel ihrer Karriere. Auf Rang zwei folgte Anna Schaffelhuber und sorgte damit für einen deutschen Doppelsieg. Andrea Rothfuss machte mit Bronze in der Klasse der stehenden Damen den Medaillensatz komplett.
Wenige Stangen vor der Ziellinie unterlief Anna-Lena Forster ein dicker Patzer, doch ihr Fanclub schrie lautstark „weiter, weiter“. Die Monoskifahrerin aus Radolfzell am Bodensee beendete den Lauf – allerdings frustriert. „Da habe ich gedacht, jetzt ist er wieder weg der blöde Titel. Ich habe doch schon so oft den Kürzeren gezogen“, berichtet sie. Doch dann der Blick auf die Anzeigetafel: Platz eins, Weltmeisterin. Der erste WM-Titel der zweifachen Paralympics-Siegerin. „Ich bin einfach nur glücklich. Ich habe echt alles gegeben und wusste, ich muss Gas geben, da es so knapp war“, sagt Forster. Nach dem ersten Lauf hatte sie nur gut sieben Zehntel Vorsprung vor ihrer Teamkollegin Anna Schaffelhuber, die beiden lieferten sich ein spannendes Duell.
Doch auch Schaffelhuber blieb auf dem anspruchsvollen und steilen Zielhang nicht fehlerlos, krachte auf den letzten Metern seitlich ins gepolsterte Zielbanner und rutschte über die Linie. „Da habe ich gemerkt, ich komme von der Kante nicht mehr weg und gedacht: Ohje, scheiße. Doch ich wusste, egal wie, aber ich muss über diese orangene Linie kommen – und wenn es nur mit dem Arm ist“, schildert Schaffelhuber ihr spektakuläres Finish. Der Lohn für den Einsatz: Platz zwei. Für die 25-Jährige vom TSV Bayerbach war es die zweite Silbermedaille im zweiten Rennen bei dieser WM. „Jetzt freue ich mich auf die kommende Woche und will noch drei gescheite Rennen fahren“, sagt sie schmunzelnd. Forster und Schaffelhuber feierten damit einen deutschen Doppelsieg vor der Japanerin Momoka Muraoka, die am Dienstag noch den Riesenslalom vor den beiden Deutschen gewonnen hatte. Mit der Goldmedaille hat Anna-Lena Forster ihr großes Ziel erreicht. „Ich wollte unbedingt den WM-Titel, jetzt kann ich lockerer auf die anderen Rennen blicken.“
Ebenfalls über eine WM-Medaille freut sich Andrea Rothfuss. Nach ihrem zum Glück glimpflich verlaufenen Sturz im Riesenslalom fuhr die 29-Jährige von der VSG Mitteltal im Slalom zu Bronze hinter Marie Bochet aus Frankreich und der Kanadierin Frederique Turgeon – musste aber erneut eine Schrecksekunde verkraften. „Ich wäre fast wieder ausgeschieden, das hat Zeit gekostet, so dass ich zwischendurch gar nicht mehr mit einer Medaille gerechnet hatte“, sagt Rothfuss und fügt hinzu: „Nach dem Sturz im Riesenslalom ist das grandios und ich bin mit Bronze sehr happy. In den nächsten Rennen werde ich voll angreifen und möchte gerne noch die eine oder andere Medaillen holen.“ Anna-Maria Rieder (18 / RSV Murnau / Garmisch-Partenkirchen), die bei der WM vor zwei Jahren überraschend Bronze im Slalom gewonnen hatte, rutschte nach Platz fünf im ersten Lauf noch auf den sechsten Rang ab.
Bundestrainer Justus Wolf ist mit den Ergebnissen zufrieden. „Vor allem natürlich der Doppelsieg bei den sitzenden Damen, besser geht’s nicht. Andrea hat im zweiten Lauf richtig angegriffen, wäre dann aber fast ausgeschieden, daher hat sie eher Bronze gewonnen statt Silber verloren. Ich hoffe, dass es in den Speed-Disziplinen so weiter geht.“ Anna-Lena Forster, Andrea Rothfuss und Anna Schaffelhuber treten nun mit dem Team die Reise nach Italien an, dort geht es am Dienstag mit der Abfahrt weiter.
Bei den Para Ski alpin-Weltmeisterschaften messen sich zunächst in Kranjska Gora (Slowenien) und anschließend in Sella Nevea (Italien) rund 100 Athletinnen und Athleten aus 30 Nationen (21. Januar bis 1. Februar) zehn Monate nach den Paralympics. Das deutsche Team von Bundestrainer Justus Wolf hat nach vier von sieben Wettkampftagen einmal Gold, zweimal Silber und zweimal Bronze auf dem Medaillenkonto.