Aktuelles vom Para Ski alpin im Deutschen Behindertensportverband
Glötzner bei WM-Debüt 19., Kress scheidet aus
Die jungen alpinen Para Skifahrer Christoph Glötzner und Leander Kress haben bei der Para Schneesport-WM in Lillehammer vielversprechende Ansätze für die Zukunft gezeigt. Im Riesenslalom hieß das am Ende Platz 19 für Glötzner, Kress schied im 2. Lauf aus.
Zwei stehende deutsche Männer bei einer Ski-Weltmeisterschaft - um das zu finden, muss man einige Zeit im Archiv suchen. Mit dem WM-Debüt im Riesenslalom von Christoph Glötzner und dem insgesamt 4. Start in Lillehammer von Leander Kress ist der gelbe Deutschland-Rennanzug auch bei der männlichen Konkurrenz wieder präsenter - und da beide erst 18 beziehungsweise 20 Jahre jung sind, wird das für die Zukunft voraussichtlich auch so bleiben.
„Insgesamt bin echt happy. Ich glaube, es gibt viele Sachen, die man noch verbessern kann, die im Training auch echt gut laufen, aber ich bin froh, dass ich durch bin und das erste WM-Rennen bestritten habe“, sagte Christoph Glötzner, der als Erster der beiden in den Riesenslalom geschickt wurde und nach dem ersten Durchgang Platz 19 belegte. Im 2. Lauf machte er erst einen Rang gut, musste dann aber auch einen Athleten passieren lassen, sodass als erstes WM-Resultat ein 19. Rang steht. „Das ist ein kleiner Meilenstein auf dem Weg zu den Paralympics und ich bin echt glücklich“, sagte Glötzner, der in den Speed-Disziplinen noch in der Heimat weilte, weil er im Frühjahr noch Abitur schreiben muss und das mit den Spielen in Peking dann zu viel Schulausfall gewesen wäre. „Seit meiner Kindheit sind die Paralympics ein Lebenstraum, den ich erreichen will. Es ist cool, wenn das alles in die richtige Richtung geht. Wenn der in Erfüllung gehen würde, das wäre einfach fantastisch, echt Wahnsinn.“
Leander Kress, der schon in der Abfahrt, im Super-G und in der Super-Kombination WM-Luft schnuppern durfte, fuhr im ersten Durchgang zurückhaltend und damit auf Rang 27 - nicht zufriedenstellend für den 20-Jährigen. „Da habe mich nicht getraut, so wie im Training zu fahren, dementsprechend war ich im Ziel sehr niedergeschlagen, dass es nicht so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt habe.
Im 2. Durchgang wollte er es dann besser machen, riskierte mehr und schied an Tor 14 aus. „Da bin ich in Rücklage gekommen und habe es nicht zum nächsten Tor geschafft“, sagte Kress, der mit seiner zweiten Performance des Tages aber besser leben konnte, „weil ich bei mehreren Schwüngen das gezeigt habe, was ich mir vorgenommen habe - deshalb bin ich jetzt glücklicher als davor.“ Für beide steht nun der Ruhetag an, am Freitag ist dann der Slalom.
Anstrengung und Genuss für Merle Menje
Bereits am Diensatg hatte Merle Menje als einzige deutsche Starterin im Langlauf über 15 Kilometer Platz zehn belegt. „Das war hart“, sagte die 17-Jährige, für die trotzdem mehrere Gründe gab, das Rennen zu genießen.
Da war zum einen die Leistung der Nachwuchsathletin, die in ihrer Paradesportart Rennrollstuhlfahrren im vergangenen Jahr als Doppel-Europameisterin, zweimalige EM-Silbermedaillen-Gewinnerin und zweimalige Paralympics-Vierte für Furore gesorgt hatte. „Sie hat ein gutes Rennen gemacht, ist vor allem sehr mutig angegangen“, lobte der Bundestrainer Ralf Rombach, der genau das von seinem Schützling sehen wollte. Die Erfahrung, die sie trotz ihres jungen Alters im Rennrollstuhl schon hat, fehlt ihr auf Schnee noch. Auftritte wie dieser sind wichtig. „Sie kann viel von diesem Rennen mitnehmen“, ist Rombach überzeugt.
Merle Menje selbst äußerte sich nach ihrem zehnten Platz beim US-amerikanischen Doppelerfolg (Oksana Masters vor Kendall Gretsch, Bronze an Valiantsina Shyts aus Belarus) ebenfalls zufrieden: „Ich habe mich auf der Strecke gut und sicher gefühlt. Das war ein Riesenunterschied zu meinem ersten Rennen vergangene Woche.“ Genossen hat sie trotz aller Anstrengung auch die Atmosphäre. „Es war superschön, dass mich so viele vom Team an der Strecke unterstützt haben“, sagte sie.
Weiter geht es für die Gottmadingerin am kommenden Samstag. Dann steht das Konstrastprogramm zum „langen Kanten“ an: der Sprint. „Ich freue mich unglaublich darauf.“
Nach sieben Wettkampf-Tagen bei der Para Schneesport-WM hat das deutsche Team vier Gold- und zwei Bronzemedaillen. Bereits am Donnerstag hatte Anja Wicker auf der Langlauf-Mitteldistanz überraschend Rang drei belegt. Am Freitag gewann Anna-Lena Forster Gold in der Abfahrt. Am Samstag wurden Wicker im Biathlon-Sprint und Forster im Super-G Weltmeisterinnen. Am Montag holte Forster in der Super-Kombination ihr drittes Gold, Teamkollegin Anna-Maria Rieder Bronze. Am morgigen Donnerstag warten die Entscheidungen im Biathlon-Sprint und im Riesenslalom der Damen.
Die Para Schneesport-WM in Lillehammer ist die erste zusammengelegte Weltmeisterschaft mit den Sportarten Para Ski alpin, Para Ski nordisch und Para Snowboard. 30 Athletinnen und Athleten aus Deutschland kämpfen vom 13. bis 23. Januar 2022 um die Medaillen.
Weitere Informationen und Ergebnisse rund um die Para Schneesport-WM gibt's hier.
Quelle: Nico Feißt
Kader Para Ski alpin:
Noemi Ristau (30, Großostheim, SSG Blista Marburg), Paula Brenzel (22, Bad Hersfeld, Ski Gemeinschaft Kreis Rotenburg), Andrea Rothfuss (32, Freudenstadt, VSG Mitteltal), Anna-Lena Forster (26, Singen, BRSV Radolfzell), Anna-Maria Rieder (21, Garmisch-Partenkirchen, RSV Murnau), Christoph Glötzner (18, Neumarkt in der Oberpfalz, RBA im ASV 1860 Neumarkt), Leander Kress (20, Friedberg, TSV Friedberg), Luisa Grube (20, Göttingen, SSG Blista Marburg), Luca Traichel (16, München, SC Garmisch), Isabell Thal (22, TSV Kareth-Lappersdorf), Maximilian Körner (30, Garmisch-Partenkirchen, SC Partenkirchen).
Kader Para Ski nordisch:
Alexander Ehler (52, Leninogorsk (Kasachstan), SV Kirchzarten), Martin Fleig (32, Freiburg, Ring der Körperbehinderten Freiburg), Patrik Fogarasi (46, Dresden, SV Kirchzarten & WSC Oberwiesenthal), Florian Grimm (37, Kempten, SSV Niedersonthofen), Valentin Haag (21, Kirchzarten, SV Kirchzarten), Vivian Hösch (30, Freiburg, SV Kirchzarten), Marco Maier (22, Oberstdorf, SV Kirchzarten), Merle Menje (17, Mainz, StTV Singen), Nico Messinger (27, Freiburg, Ring der Körperbehinderten Freiburg), Johanna Recktenwald (20, St. Wendel, Biathlon Team Saarland), Pirmin Strecker (19, Kirchzarten, SV Kirchzarten), Leonie Walter (17, Freiburg, SC St. Peter), Anja Wicker (30, Stuttgart, MTV Stuttgart), Robin Wunderle (23, Freiburg, SC Todtnau), Linn Kazmaier (15, Oberlenningen, SZ Römerstein), Florian Baumann (20, Beuren, SZ Uhingen).
Kader Para Snowboard:
Christian Schmiedt (32, Backnang, SV Germering), Matthias Keller (40, Sigmaringen), Manuel Ness (31, Ochsenhausen, SV Germering).