Aktuelles von den Paralympics in Rio 2016
Medaillenjagd statt Samba-Spektakel
Sein Name ist Knut. Knut ist ein kuscheliger Elch und begleitet Lucia Kupczyk (Bogensport Laichinger Alb) seit Jahren als treuer Begleiter - nicht nur beim Training, sondern auch bei Wettkämpfen. Knut wird auch in den kommenden Tagen stets an der Seite Lucia Kupczyks sein, die sich zum ersten Mal für die Paralympischen Sommerspiele im Bogensport qualifiziert hat. Das Ziel der Team-Europameisterin: „Einen Top 10-Platz fände ich schon toll.“ Auch Jennifer Heß vom SV Hausbruch feiert ihre Paralympics-Premiere. Dabei könne „alles passieren. Aber ich will vor allem erst einmal mein Bestes geben“. Uwe Herter vom VfL Sindelfingen hat dagegen andere Pläne: „Ich habe mir vorgenommen, um eine Medaille zu schießen.“ Der vierte deutsche Bogenschütze, Maik Szarzewski (SC Vöhringen), war bereits vor vier Jahren in London dabei und wurde damals Neunter. Auf eine persönliche Zielvorgabe für Rio verzichtet der Software-Ingenieur jedoch: „Ich will mich Stück für Stück nach vorne arbeiten und hoffe, am Wettkampftag gut drauf zu sein.“ Doch die Konkurrenz ist groß: 80 Männer und 60 Frauen starten in Rio.
Bogenschießen hat eine lange Tradition und ist bereits seit der Paralympics-Premiere 1960 im Programm. In Rio gibt es neun Wettbewerbe - je drei bei den Männern, Damen und im Mixed–Team. Geschossen wird mit Compound- und mit dem Recurvebögen. Die in Ringe eingeteilte Zielscheibe ist beim Compound 80 Zentimeter breit und 50 Meter entfernt. Beim Recurve steht die 122-Zentimeter-Zielscheibe in 70 Metern Entfernung. Entweder sitzen die Schützen im Rollstuhl oder stehen. Zum Schießen werden neben den Armen auch Füße oder der Mund benutzt, je nach Behinderungsgrad. Die Pfeile treffen mit bis zu 200 Stundenkilometer auf die Zielscheibe. In der Vorrunde hat jeder Athlet zunächst 72 Pfeile. Trifft der Schütze das Ziel optimal, bekommt er zehn Punkte. Ergo können bis zu 720 Ringe erreicht werden. Die besten Schützen ziehen in die Entscheidungsrunde ein, die dann im direkten Duell ausgetragen wird.
Los geht’s am Samstag, 10. September, um 9 Uhr (14 Uhr deutscher Zeit). Austragungsort ist das weltberühmte Sambódromo, in dem die Brasilianer normalerweise einmal im Jahr ausgelassen ihren Karneval zelebrieren. Die deutschen Para-Bogenschützen dagegen wollen an dieser Stelle im besten Fall etwas anderes feiern: ihre Medaillen. Mit Knut.