Aktuelles von den Paralympics in Rio 2016

Daniel Scheil stößt die Kugel zu Gold

„Rio Scheili“ übertrumpft seine Konkurrenten im ersten Versuch

Daniel Scheil stößt die Kugel auf 11,03 Meter ©Binh Truong/DBS
Daniel Scheil stößt die Kugel auf 11,03 Meter ©Ralf Kuckuck/DBS

Daniel Scheil hat bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro im Kugelstoßen der Klasse F33 Gold gewonnen und damit seinen größten internationalen Erfolg gefeiert.

Der 43-Jährige vom BSV Weiden, der von Christian Balke trainiert wird, stieß die Kugel schon im ersten Versuch auf die Saisonbestleistung von 11,03 Meter und damit neun Zentimeter weiter als sein algerischer Konkurrent Kamel Kardjena, der 2008 und 2012 Paralympics-Sieger geworden war. Auch der zweite Stoß von „Rio Scheili“, wie er sich selbst bei Facebook nennt, landete erst bei 10,96 Metern.

Da der Algerier den Wettkampf begonnen hatte und jeder Athlet drei der sechs Versuche jeweils am Stück hatte, wusste Scheil als Fünfter somit schon vor seinen letzten drei Stößen, dass ihm Gold nur noch theoretisch zu nehmen war – und so war es dann auch: „Nach drei Versuchen habe ich gesehen, dass das wohl reichen wird.“

Scheil, der bei der Europameisterschaft 2014 und der Weltmeisterschaft 2015 Bronze und bei der Europameisterschaft 2016 Silber gewonnen hatte, konnte somit bei seinen ersten Paralympics gleich den ersten Sieg einfahren – und das, obwohl seine tendenziell stärkeren Disziplinen Diskus und Speer überhaupt nicht im paralympischen Programm sind: „Ich habe mich beim Speer geärgert, dass es nicht mehr dabei ist. Umso mehr freue ich ich jetzt. Mittlerweile muss ich sagen, dass ich alle drei Disziplinen gut kann, das kann kein anderer in meiner Klasse behaupten. Ich bin da super ausgeglichen.“

Irgendwie fühlte sich Scheil an dem Abend aber als Kugelstoßer. Er sagte über Weltmeister David Storl, der mit ihm in Kienbaum im abschließenden Trainingslager trainiert hatte und der es bei den Olympischen Spielen nicht zu einer Medaille geschafft hatte: „Ich denke, der Storli freut sich jetzt auch für mich.“ Und weil Kugelstoß-Kollege Niko Kappel schon Gold geholt hatte und Sebastian Dietz ebenfalls vom Diskus auf die Kugel umsteigen musste, dachte er auch an die beiden: „Wenn Niko das kann, dachte ich mir, warum nicht ich auch? Und der Herr Dietz kommt ja noch, da sind wir Kugelstoßer ja nicht so schlecht.“

Genießen konnte er seinen Erfolg auf der Ehrenrunde, wurde dann aber abrupt vom Feiern unterbrochen: Die Siegerehrung stand an und die korrekte Kleidung lag auf der anderen Seite des Stadions. Also musste Trainer Christian Balke losrennen und die Sporttasche holen, sodass es Scheil noch pünktlich zur Medaillenzeremonie schaffen konnte.

Scheil fand emotionale Worte für seinen Erfolg: „Ich bin stolz, es soweit geschafft zu haben und empfinde Freude und Dankbarkeit, auch meiner Familie gegenüber, die es nicht immer leicht hat mit mir. Jetzt kann der Spaß richtig anfangen, weil ich ja wie Niko keinen Wettkampf mehr habe.“