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Unterschätzte Potenziale: Mentale Stärke und Lebensstilfaktoren

© DBS

Andrea Irle ist Trainerin und Coach für mentale und körperliche Gesundheit & Potenzialentfaltung. Im Interview mit dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) erläutert sie, warum mentale Stärke und Lebensstilfaktoren oft unterschätzte Potenziale sind und geht auf dessen Bedeutung im Leistungssport ein.

DBS: Sie sprechen sich dafür aus, dass Sportler*innen an ihren mentalen Skills genauso arbeiten sollten, wie an ihren körperlichen Fähigkeiten. Können Sie uns sagen, was mentale Stärke im Sport tatsächlich ausmacht?

Irle: Das ist nicht so einfach einzuschätzen, weil es eine sehr individuelle Fähigkeit ist. Aber eine Tatsache ist klar: Mentale Stärke ist nicht optional, sondern die Basis und der Schlüssel zu den abrufbaren 100%. Mentale Stärke kann gerade im High-Performance-Bereich über Sieg und Niederlage entscheiden.

Als Beispiel für mentale Kraft finde ich die "Roger Bannister Story" spannend. 1954 wurde von ihm die scheinbar unüberwindbare 4-Minuten-Grenze im Meilenlauf geknackt, obwohl Wissenschaftler und Sportler dies bis dahin physisch für absolut unmöglich gehalten hatten.

Noch interessanter ist allerdings in diesem Zusammenhang, dass es bereits wenige Wochen nach Durchbrechen dieser magischen Grenze weiteren Sportlern gelang, die Meile unter 4 Minuten zu laufen …Das zeigt sehr deutlich, dass der feste Glaube an die eigenen Fähigkeiten, kombiniert mit hartem physischen Training, Berge versetzen kann.

Grenzen werden im Kopf gesetzt und auch dort zuerst durchbrochen bzw. verschoben. Daher macht mentale Stärke im Leistungssport bei vergleichbaren physiologischen Voraussetzungen auch den entscheidenden Unterschied!

DBS: Lassen Sie uns in das Mentaltraining im Sport tiefer einsteigen. Welche Faktoren bieten denn Potenziale?

Irle: Oft sind es äußere Einflüsse, hohe Ansprüche, negative Erfahrungswerte oder Traumata, die mentalen Druck aufbauen und den Fokus auf das Wesentliche verbauen. Perfektionismus, Versagensängste und auch Zuschauer führen oft zu Nervosität und Unsicherheit. Das beeinflusst den Bewegungsfluss, die Antizipation, die nötige Lockerheit und resultiert in Ungenauigkeiten, was wiederum wettkampfentscheidend sein kann.

Bewegungsabläufe und Spielsituationen werden hunderte oder tausende Male trainiert und gemeistert. Um das alles jedoch auf den Punkt genau im Wettkampf abrufen zu können, ist Fokus, Konzentrationsfähigkeit und Selbstvertrauen enorm wichtig. Allerdings können äußere wie innere Faktoren die 100% des Fokus‘ kosten und somit die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Diese Faktoren genau zu verstehen, abzugrenzen und „auszublenden“ ist der erste Schritt, um das volle Potenzial abrufen zu können. Mentale Stärke ist eine trainierbare Fähigkeit. Hieran sollten Leistungssportler*innen genauso arbeiten wie an ihrer Physis.

DBS: Wo setzen Sie da an bzw. wie können Sie  Sportler*innen unterstützen?

Irle: Für das Optimieren der jeweiligen Potenziale ist es für mich essentiell, erst einmal den Ursachen für Dysbalancen und Blockaden auf den Grund zu gehen. Wenn die Athleten*innen hierzu ein klares Bild bekommen, entsteht ein neues Bewusstsein und eine Sensibilität für den nächsten Schritt.

Abhängig von den Ursachen für Ungleichgewichte und den jeweiligen Zielen setze ich verschiedene Methoden und auch Lebensstil-Interventionen ein, die die Sportler*innen handlungsbezogen durch ihre Veränderungsprozesse führen. Hier kommen bewährte Methoden zum Einsatz, die natürlich zu der jeweiligen Person passen müssen, um mentale Fähigkeiten individuell zu trainieren. Meistens besteht auch ein gemeinsamer Austausch mit den Trainer*innen der Athlet*innen, um z.B. Ziele, Strukturen, Rituale aufeinander abzustimmen.

DBS: Und warum Lebensstil-Interventionen?

Irle: Lebensstil-Interventionen haben auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt etwas mit Mentaltraining zu tun. Da Leistungssportler*innen jedoch einer enormen körperlichen und mentalen Beanspruchung ausgesetzt sind, sprich Stress, kommt es häufig auch zu gesundheitlichen Herausforderungen. Und zwar nicht nur im Muskel-Skelett-System, sondern auch in anderen Körpersystemen auf verschiedenen Ebenen.

Das können z.B. Schräglagen in den Bereichen der Energiebereitstellung, Entzündungsprozesse, Konzentration, Stimmung, Verdauung oder häufige Infekte sein. Daher schauen wir uns auch Themen wie Ernährung, Schlaf, Alltagstress und das Umfeld an, um Gesundheit zu (er-)halten und Leistungspotenziale zu optimieren. Auf ein gutes Zusammenspiel kommt es hier an – Lebensstil-Faktoren sind Leistungs-Faktoren!

DBS: Welche Methoden kommen hierbei zum Einsatz?

Irle: Auch hier ist ein gutes Zusammenspiel entscheidend. Daher setzte ich bewährte Methoden aus den Bereichen wingwave®, Sportpsychologie, Resilienz, Entspannung (AT + PME) und Atmung ein. Um ein Beispiel zu nennen: Wingwave® ist eine hochwirksame und innovative Coaching-Methode, die auf neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft basiert. Durch gezielte Interventionen hilft sie dabei, mentale Blockaden zu lösen, Stress abzubauen und Ressourcen zu stärken. Die wingwave-Technik nutzt u.a. einen Muskeltest, um Stress-Imprintings und körperliche Reaktionen zu identifizieren. Durch Stimulierung der Gehirnhälften werden Blockaden gelöst, eine emotionale Balance wieder hergestellt und Potenziale entfaltet.

Auf diese Weise können wir mentalem, emotionalem und physiologischem Stress bis zur Ursache folgen. Diese also zielgenau ausfindig machen, um dann mit verschiedenen Interventionen wieder eine Flexibilität und ein gestärktes Mindset zu fördern bzw. herzustellen. Wir arbeiten hier mit einem ressourcenorientierten, strukturierten Prozess und einem klaren Weg an mentaler Spitzenleistung für ein höheres physisches Trainings- und Leistungsniveau!

DBS: Sie sind in Köln ansässig. Wie sieht eine Betreuung von Sportler*innen aus, die nicht aus der Umgebung kommen?

Irle: Ich trainiere mit den Athleten auch online. Außerdem ergeben sich immer wieder Möglichkeiten, das Online-Coaching mit Präsenz-Terminen zu kombinieren. Der Wettkampfkalender bringt die Sportler*innen an verschiedenste Orte – da finden wir immer einen Weg, sich auch persönlich zu treffen und zu trainieren!

Kontakt:
Andrea Irle
0179 / 45 78 429
deineessenz@andreairle.de
www.andreairle.de