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„Tennis erfüllt mein Leben“
Er ist seit zwanzig Jahren als Profi aktiv, amtierender Deutscher Meister und aktuell auf Platz 33 der Weltrangliste zu finden. Steffen Sommerfeld ist Deutschlands Aushängeschild im Herren-Rollstuhltennis. Im Interview berichtet der 46 Jahre alte Berliner, wie sich der Sport stetig weiterentwickelt, warum er ihn betreibt und was er der Rollstuhltennis-Nationalmannschaft beim anstehenden World Team Cup zutraut.
Herr Sommerfeld, Sie sind seit 1995 als Profi auf der ITF-Wheelchair Tour unterwegs und haben sicher schon Einiges erlebt. Wie haben sich aus Ihrer Sicht sowohl der Sport als auch die Rahmenbedingungen entwickelt?
Steffen Sommerfeld: In der Tat bin ich schon recht lange dabei und kann die Entwicklung im Rollstuhltennis ziemlich gut einschätzen. Auf alle Fälle hat sich diese Sportart sehr positiv entwickelt und ist meiner Meinung nach im Bereich Behindertensport eine der integrativsten überhaupt. Man kann sie auf vielen Plätzen dieser Welt untereinander, aber auch problemlos mit nichtbehinderten Spielern ausüben. Die Spielweise der Aktiven ist dabei über die Jahre gesehen viel athletischer und dynamischer geworden, aber auch die Leichtbauweise der Sportrollstühle hat einen enormen Anteil an der guten Entwicklung. Auch die Rahmenbedingungen werden immer professioneller und haben mittlerweile einen hohen Standard auf der Tour erreicht. Die Angliederung einzelner Organisationen an die Verbände der „Fußgänger" ist ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung – zur Akzeptanz unser Sportart.
Oftmals werden Rollstuhltennis-Wettbewerbe in große „Fußgänger“-Events wie die Deutschen Meisterschaften oder jetzt zuletzt das ATP-Turnier in Rom integriert. Wie wichtig ist eine solche Anbindung?
Steffen Sommerfeld: Ich persönlich finde solche Anbindungen sehr wichtig, denn dadurch kann unser Sport auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das ist eine tolle Bühne, auf der wir unser Können präsentieren dürfen. Dadurch wird man ein noch elementarer Bestandteil der Tennisszene und bekommt ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt. Das stärkt natürlich auch das Selbstbewusstsein jedes Einzelnen. Das gerade zu Ende gegangene Turnier in Rom, die kommenden Grand Slams und natürlich auch die Deutsche Meisterschaft sind Vorreiter auf diesem Weg zur angestrebten Inklusion.
Von anderen Rollstuhltennis-Profis wissen wir, dass es sehr schwer ist, Beruf und Profisport zu vereinbaren. Wie funktioniert das bei Ihnen?
Steffen Sommerfeld: Ich bin nicht berufstätig, da für mich eine Doppelbelastung aus gesundheitlichen Gründen ein Risiko darstellt. Gemeint ist damit die Einhaltung meiner vorgegebenen Sitzzeiten im Rollstuhl. Beim Sport ausüben kann ich das perfekt timen. Für eine Karriere im Tennis habe ich mich entschieden, da ich von Haus aus ein sportbegeisterter Mensch bin. Vor meinem Autounfall verbrachte ich die meiste Zeit auf dem Fußballplatz und danach suchte ich mir unmittelbar eine Alternative. Es dauerte nicht lange, dann blieb ich beim Tennis hängen. Diese Sportart erfüllt noch heute mein Leben und ich bin nach wie vor mit viel Eifer bei der Sache. Unterstützt werde ich hauptsächlich von meinem Heimatverein, den Zehlendorfer Wespen aus Berlin. Ohne diesen Club hätte ich keine Chance, meine Tour zu bestreiten. Selbst als aktueller Deutscher Meister, nationale Nummer Eins und Weltranglisten-33. habe ich es schwer, Sponsoren zu finden. Da gibt es noch einigen Nachholbedarf...
Welches Ziel haben Sie sich mit Ihren Mannschaftskameraden und dem Bundestrainer Christoph Müller für den World Team Cup – das Äquivalent zum Davis Cup – gesetzt?
Steffen Sommerfeld: Als Minimalziel wird die direkte Qualifikation für das nächste Jahr ausgegeben. Da wir leider nicht gesetzt sind, warten gleich von Beginn an sehr schwere Gegner auf uns. Sollten wir aber einen Lauf erwischen, dann traue ich uns auch noch einiges mehr zu. Es wäre schon ein tolles Szenario, wenn wir um den Aufstieg in die erste Weltgruppe mitspielen könnten.
Der Rollstuhltennis-Sport ist größtenteils ein Individualsport. Welchen Stellenwert nimmt ein Mannschaftswettbewerb wie der World Team Cup in Ihrem Terminkalender ein?
Steffen Sommerfeld: Ich spiele sehr gerne für mein Land und freue mich immer wieder, an diesen Weltmeisterschaften teilzunehmen. Dieser Mannschaftswettbewerb sollte weiterhin Bestand haben, denn er fördert den Teamgeist und Zusammenhalt unter den Akteuren. Auch den Aspekt des Erfahrungsaustausches mit anderen Nationen erachte ich als sehr wichtig.
Quelle: Deutscher Tennis Bund