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Spannender Kampf um Rio-Tickets und Medaillen
Rollstuhlbasketball-EM: Beide deutsche Teams wollen unbedingt die Fahrkarten nach Brasilien
Zum ersten Mal seit 14 Jahren geht die deutsche Damen-Nationalmannschaft nicht als Titelverteidiger ins EM-Rennen, das am kommenden Freitag im britischen Worcester beginnt (28. August bis 6. September). Und so sieht Bundestrainer Holger Glinicki sein Team nach einem schwierigen Sommer auch nicht in der Favoritenrolle. Doch Edelmetall und das damit verbundene Ticket für die Paralympischen Spiele im kommenden Jahr in Rio de Janeiro sollen und müssen es werden. Die Qualifikation für die Paralympics ist auch das große Ziel für Deutschlands Herren, die am gleichen Ort um die ersehnte Reise nach Brasilien kämpfen werden.
In der brandneuen University Arena von Worcester, direkt am Ufer von Großbritanniens längstem Fluss Servern, wartet auf die deutschen Damen ein anspruchsvolles Programm, bei dem das Rennen um Gold offen wie lange nicht mehr ist. Neben Titelverteidiger Niederlande wollen auch die Gastgeberinnen ein Wort bei der Vergabe von Edelmetall mitsprechen und sich dabei nicht mehr mit dem zuletzt obligatorischen Bronzerang begnügen. Denken die deutschen Damen an die britische Insel, dürften sie auch drei Jahre nach dem goldenen Triumph bei den Paralympics in London noch ins Schwärmen geraten. Doch seit diesem 7. September 2012 gingen alle folgenden Finalspiele verloren. Bundestrainer Glinicki musste zudem die Mannschaft auf vielen Positionen umbauen. Der Weg zurück auf den Thron wird also beschwerlich und lang.
Doch im ewigen Duell mit den Niederlanden zählen solche Gedanken wenig. Alleine aus Prestige und der langen Liste der vergangenen Erfolge heraus, fällt es dem amtierenden Paralympicssieger schwer, nicht vom Titel zu sprechen. „Das Ticket nach Rio und eine Medaille sind unsere Pflichtaufgaben. Natürlich wollen wir den Titel auch wieder zurück, aber die zahlreichen Ausfälle und Verletzungen in der Vorbereitung machen dieses Ziel nicht einfacher“, so Bundestrainer Glinicki, der die Niederlande klar in der Favoritenrolle sieht und nicht ohne Sorgenfalten zur EM reist - zumal die letzten Duelle mit dem Nachbarn teils deutlich verloren gingen. „Wir haben eine sehr lange Vorbereitung hinter uns, mehr geht quasi nicht, weder zeitlich noch finanziell“, beschreibt der Hamburger Glinicki den Sommer und sieht sein Team eigentlich gut vorbereitet. Ob es reicht, um die Ziele und vielleicht auch die Titelträume zu erfüllen, wird sich in Worcester zeigen.
Eine der spannendsten Europameisterschaften wartet
Mit viel Potenzial ausgerüstet, aber mit zuletzt zwei Enttäuschungen im Kopf reist die deutsche Herren-Nationalmannschaft zur EM auf die Insel. Die Leistungsdichte ist dabei so groß, dass zwischen einer möglichen Medaille und dem Verpassen der Qualifikation für Rio de Janeiro nur Nuancen liegen können.
Mit Platz sechs bei der Heim-EM 2013 und Platz elf bei der WM 2014 im südkoreanischen Incheon muss die Mannschaft von Bundestrainer Nicolai Zeltinger zwei sportliche Enttäuschungen aus den eigenen Köpfen verbannen, um ihr unbestrittenes Potenzial 2015 erfolgreicher abrufen zu können. Helfen soll dabei neben vielen noch jungen, aber gereiften Spielern vor allem der neue Spieler Aliaksandr Halouski, der die Freiräume schaffen kann, die Spieler wie André Bienek, Thomas Böhme oder Dirk Passiwan benötigen.
Platz fünf ist in Worcester Pflicht, ansonsten ist der Traum von Rio 2016 bereits zwölf Monate vor der größten Behindertensport-Veranstaltung der Weltgeplatzt. Titelverteidiger Großbritannien im eigenen Land, der WM-Dritte Türkei oder Spanien sind große Hausnummern, doch danach dürfte bei den Trainern aller anderen Nationen bereits das deutsche Team auf dem Notizzettel stehen. „Ziel ist Platz fünf, das Ticket nach Rio. Mit einer guten Leistung in den Schlüsselspielen ist natürlich auch mehr drin, aber dieser Faktor gilt leider in umgekehrter Richtung ebenfalls“, so Bundestrainer Nicolai Zeltinger vor einer EM, die für das deutsche Team zu einer echten Bewährungsprobe werden könnte und soll.
Neben den großen Drei um Gastgeber und Titelverteidiger Großbritannien, dem WM-Dritten Türkei und dem letzten EM-Dritten Spanien ist das Feld derer, die mit Platz fünf das heiß begehrte Ticket an die Copacabana anstreben, groß. Mit den starken Polen sowie den immer für eine Überraschung guten Schweden können sich auch Italien oder die Niederlande berechtigte Hoffnungen auf die Teilnahme an den Paralympics 2016 machen.
Doch die deutsche Auswahl braucht sich nicht zu verstecken und gibt selbstbewusst als Ziel Platz eins bis drei nach der Vorrunde an. Gegner in Gruppe A sind dabei Tschechien, Rekordeuropameister Frankreich, Spanien, Polen und der ambitionierte Gastgeber. Die vier bestplatzierten Teams treffen dann im Viertelfinale auf die Top Four aus der Parallelgruppe, wo sich Israel, Italien, die Niederlande, Schweden, die Schweiz und die Türkei gegenüberstehen. „Für uns wird das angestrebte Viertelfinalspiel zum entscheidenden Schlüssel im Kampf um das Rio-Ticket. Dafür müssen wir in der Vorrunde die Grundlage schaffen. Gastgeber Großbritannien und Spanien sind die vermeintlich größten Brocken auf diesem Weg“, so die Einschätzung von Nicolai Zeltinger.
Spielplan der Damen
Mannschaft | Mannschaft | Termin |
---|---|---|
Frankreich | Deutschland | Fr., 28.08 / 14.00 Uhr |
Türkei | Deutschland | Sa., 29.08. / 17.30 Uhr |
Spanien | Deutschland | So., 30.08. / 12.00 Uhr |
Großbritannien | Deutschland | Mo., 31.08. / 20.45 Uhr |
Niederlande | Deutschland | Mi., 02.09. / 18.15 Uhr |
Italien | Deutschland | Do., 03.09. / 13.00 Uhr |
Halbfinale | Fr., 04.09. |
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Finale | So., 06.09. |
Spielplan der Herren
Mannschaft | Mannschaft | Termin |
---|---|---|
Tschechien | Deutschland | Sa., 29.08 / 18.30 Uhr |
Polen | Deutschland | So., 30.08. / 19.45 Uhr |
Großbritannien | Deutschland | Mo., 31.08. / 14.15 Uhr |
Frankreich | Deutschland | Di., 01.09. / 13.00 Uhr |
Spanien | Deutschland | Mi., 02.09. / 20.30 Uhr |
Viertelfinale | Do., 03.09. |
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Halbfinale | Fr., 04.09. |
Finale | So., 06.09. |
Alle weiteren Informationen finden Sie auf der offiziellen Seite der Europameisterschaften.
© Andreas Joneck; Ergänzungen DBS