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Platz sechs für Sitzvolleyballer
Nachdem die deutsche Sitzvolleyball-Nationalmannschaft das Platzierungsspiel gegen die Ukraine gewinnen konnte, bot sich am letzten Tag der WM in Polen die Möglichkeit, sich mit einem Sieg gegen Russland den 5. Platz zu sichern und zweitbeste europäische Nation zu werden. Die Partie endete nach 92 Spielminuten allerdings mit einer 1:3-Niederlage (14:25, 25:22, 22:25, 24:26).
1. Satz: Gleich zu Spielbeginn merkte man der deutschen Grundsechs noch > deutlich an, dass sie die kräfteraubende Aufholjagd zum 5-Satz-Sieg gegen Ukraine noch nicht ganz verarbeitet hatten. Vize-Europameister Russland bereitete der deutschen Mannschaft mit ihrem variablen und schnellen
Angriffsspiel große Probleme. Schnell lag die Truppe von Bundestrainer Rudi Sonnenbichler mit 5 Punkten im Hintertreffen. Das deutsche Spiel in > dieser Phase ziemlich kraft- und ideenlos und ließ die nötige Gegenwehr stark vermissen. So ging der 1. Satz klar mit 25:14 an den Gegner.
(Spielzeit: 19 Minuten)
2. Satz: Nachdem der Bundestrainer während des Seitenwechsel klare Worte an die Mannschaft richtete, zeigte sich diese fortan wie ausgewechselt. Aggressives Blockspiel und einstudierte Spielzüge waren der Grundstein für eine dominierende Spielweise der Deutschen. Besonders Heiko Wiesenthal stellte mit seinen angetäuschten Angriffs-und Lob-Bällen die Osteuropäer immer wieder vor große Probleme. So gelang mit einem 25:22 der verdiente Satzausgleich. (Spielzeit: 23 Minuten)
3. Satz: In der Folge kam es auf dem Spielfeld zum offenen Schlagabtausch. Ständig wechselnde Aufschläge führten dazu, dass sich keine der beiden Mannschaften entscheidend absetzen konnte. Erst beim Stand von 20:20 gelang es dem Gegner, sich durch zwei sehr gute Aufschläge, die den Spielaufbau der Deutschen um Spielführer Alex Schiffler stark erschwerten, mit zwei Punkten in Führung zu gehen. Diesen Rückstand konnte das aufopferungsvoll kämpfende Team nicht mehr aufholen, so dass dieser Satz mit 25:22 verloren ging.
(Spielzeit: 24 Minuten)
4. Satz: Auch hier gestaltete sich das Spiel zwischen beiden verbissen um jeden Punkt kämpfenden Teams lange Zeit sehr ausgeglichen. Zwar konnten sich die Russen bei der zweiten technischen Auszeit (12:16) ein Polster von vier Punkten erspielen, doch emotional und leidenschaftlich fightend gelang den Deutschen beim Stand von 21:21 der Ausgleich. Hochspannend musste dieser Durchgang beim Stand von 24:24 über das normale Satzlimit hinaus gehen. Am Ende waren es zwei wuchtige Angriffsschläge über die Aussenangriffs-Positionen, die dem russischen Team schließlich den 26:24
Erfolg brachten. Im ersten Moment enttäuscht und kräftemäßig ziemlich am Ende musste das deutsche Team anerkennten, dass sie das Team um den 2.Platz in Europa hinter dem amtierenden Weltmeister Bosnien ganz knapp verloren hatten.
(Spielzeit: 26 Minuten)
Fazit BT Rudi Sonnenbichler: "Mit dem 6.Platz haben wir das Minimalziel erreicht. Gegenüber der Leistung bei den Europameisterschaften 2013 am gleichen Ort haben wir uns spielerisch stark verbessert - und vor allem die Nachwuchsspieler haben sportlich aufgeholt. Damit kann man zufrieden sein - aber man muss klar feststellen, dass die besten 8 Nationen der Welt leistungsmäßig wesentlich enger zusammengerückt sind! Das mussten die beiden bislang recht einsam an der Weltspitze thronenden Nationen Iran und Bosnien ziemlich deutlich feststellen. Betrachtet man nur unser Viertelfinal-KO-Spiel gegen den WM-Sieger 2014 Bosnien-Herzegowina, das diese nur hauchdünn gewonnen haben oder das Halbfinale Brasilien gegen Iran, das sensationell 3:2 vom Paralympics-Gastgeber Brasilien gewonnen wurde, so sind das nur 2 Beispiele. Festzustellen ist auch das extrem gestiegene athletische Potential der Spitzenteams bezüglich Kraft und Körpergrößen, und das nicht nur in der Grundsechs, sondern alle waren in dieser Hinsicht auch auf der Einwechsel-Bank bestens besetzt! Dort sehe ich aktuell unser größtes Defizit. Wir haben momentan nur 6 Spieler, die
auf diesem Niveau mithalten können - und das war zu wenig! Wir mussten das gesamte Turnier fast vollständig mit unserer Grundsechs durchspielen und das ist im Vergleich zu den anderen Top-Nationen das größte Manko - am Ende fehlte diesen Spielern einfach die Kraft, auch wenn sie in bewundernswerter Manier bis zum letzten Ball gekämpft haben"
Aufstellung: Schiewe-Schiffler-Hähnlein-Wiesenthal-Renger-Herzog
Einwechselspieler: Tigler, Albrecht, Heintz(Libero)
Quelle: Christian Heintz