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Leichtathletik: Starke Leistungen in Nottwil und Erfurt
Starke Leistungen haben die deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten beim Grand Prix in Nottwil (Schweiz) gezeigt. Im Mekka des Rollstuhlsports wurden elf Weltrekorde, 14 Europarekorde sowie zahlreiche Landesrekorde und persönliche Bestzeiten sind dabei aufgestellt worden. Deutsche Rekorde gelangen Sprinterin Maria Seifert über 100 Meter sowie Rennrollstuhlfahrer Dennis Schmitz über 100, 200 und 400 Meter. Ebenfalls einen neuen Deutschen Rekord markierte Kugelstoßerin Birgit Kober bei einem Wettkampf in Erfurt.
Rund 400 Athletinnen und Athleten haben 2016 an den viertägigen Wettkämpfen in Nottwil teilgenommen – zunächst beim Daniela Jutzeler Memorial (DJM), anschließend beim Grandprix. So war eine ausgezeichnete Standortbestimmung im Paralympicsjahr und kurz vor den Europameisterschaften im italienischen Grosseto möglich. Herausragend waren die Deutschen Rekorde von Sprinterin Maria Seifert vom HSC Erfurt über 100 Meter (T37/14,08 Sekunden) sowie Rennrollstuhlfahrer Dennis Schmitz vom RGS Bönen (T33), der gleich über drei Strecken eine neue nationale Bestzeit aufstellte (100 Meter/20,17 Sekunden, 200 Meter/39,31 Sekunden, 400 Meter/1:20,00 Minuten).
In den stark besetzen Fahrerfeldern ist auch Marc Schuh (TV Herkenrath/T54) bereits zwei Monate nach einem verletzungsbedingten Ausfall wieder ganz vorne mitgefahren. Er belegte über 200 Meter in hervorragenden 25,84 Sekunden Rang drei und wurde in 47,93 Sekunden über 400 Meter Siebter. Alhassane Baldé (ASV Bonn/T54) zeigte, dass er ebenfalls nah dran ist an der Weltspitze: Zweimal Platz fünf über 800 Meter sowie ebenfalls Rang fünf über 5000 Meter in 10:12,29 Minuten und Siebter über 1500 Meter in 2:59,32 Minuten standen am Ende zu Buche.
Zahlreiche persönliche Bestleistungen beim Nachwuchs
Janne Engeleiter (BPRSV Cottbus/T13) verbesserte ihre persönliche Bestleistung über 100 Meter auf 12,99 Sekunden und unterbot erstmals die 13 Sekunden-Marke. Stark präsentierte sich auch Ali Lacin (T42/PSC Berlin) über 100 Meter in 13,67 Sekunden und 200 Meter in 27,62 Sekunden. Bis zur EM in Grosseto wird er die Zeit intensiv zur Gewöhnung an seine neuen Rennprothesen nutzen. Die Erfurter Sprinterin Isabelle Foerder (T37/ HSC Erfurt) verbesserte erneut ihre Saisonbestleistungen über 400 Meter auf 1:15,39 Sekunden.
Aus dem Feld der Nachwuchsfahrer fiel vor allem David Scherer auf. Der 1996 geborene und damit älteste deutsche Junior vom PTS Saarbrücken empfahl sich mit seinen Leistungen über 100 Meter (15,18 Sekunden), 400 Meter (50,77 Sekunden) und 800 Meter (1:44,29 Minuten) für die Junioren-Weltmeisterschaften im Juni in Prag. Timm Seestädt (T54/Hannover) fuhr nach anfänglichem Materialpech ein engagiertes 1500 Meter-Rennen in 3:15,31 Minuten. Der Berliner PSC-Sprinter Rahim Nagibulla ist noch in der Gewöhnungsphase an seinen neuen Rennrollstuhl und war angesichts dieser Umstände mit seinen Leistungen zufrieden. Merle Menje (Singen/ T54) zeigte für ihr Alter sehr bemerkenswerte Leistungen: Mit 19,23 Sekunden im 100 Meter-Sprint, 36,47 Sekunden über 200 Meter, 1:14,64 Minuten über 400 Meter und 2:22,12 Minuten im 800 Meter-Rennen ist sie die derzeit schnellste Deutsche in der Startklasse T54.
Routinier Stefan Strobel überzeugt mit Top-Leistungen
Darüber hinaus fuhr Julia Würthen, U16, vom PTS Saarbrücken über 200 Meter (40,12 Sekunden) und 400 Meter (1:24,07 Minuten) persönliche Bestzeiten und damit in der Startklasse T52 auf die Plätze eins und zwei. Rennrollstuhlfahrer Tristan Ademes (Startklasse T54/Jahrgang 2002), einer der Jüngsten im Feld der Weltklasse-Aktiven, platzierte sich mit persönlichen Bestzeiten in allen Rennen im Mittelfeld. Mit Benedikt Freiburg-Neuhaus, Jens-Uwe Schnoor und Malte Schneeberg waren weitere deutsche Nachwuchsfahrer am Start. Sie genossen die Atmosphäre im großen internationalen Starterfeld und sammelten wertvolle Erfahrungen in ihren Rennen.
Einer der erfahrensten deutschen Rennrollis, Stefan Strobel vom PTS Saarbrücken (T51), zeigte, dass man auch mit Ende 30 noch Top-Leistungen erbringen kann. Erst kürzlich startete er beim Marathon World Cup in London. In der Schweiz gewann er in hervorragenden 5:28,29 Minuten die 1500 Meter und ließ auch über 5000 Meter in 18:56,92 Minuten der internationalen Konkurrenz in seiner Klasse, darunter auch sein langjähriger deutscher Weggefährte Dieter Geiling, keine Chance.
Kugelstoßerin Birgit Kober bleibt nur fünf Zentimeter unter dem Weltrekord
Mit einer Traumweite von 10,59 Metern hat Kugelstoßerin Birgit Kober beim Wettkampf „Erfurt Inclusive“ ein Ausrufezeichen. Damit gelang ihr in der Startklasse F36 ein neuer Deutscher Rekord und die Münchenerin, die für den TSV Bayer Leverkusen startet, blieb nur fünf Zentimeter unter dem Weltrekord der Chinesin Wu von 2012. „Ich freue mich, nach Erfurt gekommen zu sein und meine EM-Generalprobe so erfolgreich absolviert zu haben“, sagt Kober. Das gebe ihr Selbstvertrauen für die EM in Grosseto. Isabelle Foerder vom HSC Erfurt, die auch am Testevent in Rio de Janeiro teilgenommen hatte, war nochmals schneller als in der Schweiz und stellte neue Saisonbestleistungen auf: über 100 Meter verbesserte sie sich auf 14,83 Sekunden und über 400 Meter auf 1:15,05 Minuten. Ebenfalls schnell unterwegs war HSC-Rennrollstuhlfahrer Max Heilek, der sich mit 23,31 Sekunden auf Platz acht der aktuellen Weltrangliste einsortiert.
Quelle: Marion Peters, Wolfgang Blöchle; Ergänzungen DBS