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Gold mit Weltrekord für Niko Kappel
Niko Kappel hat bei der Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaft im Kugelstoßen der Klasse F41 mit Weltrekord seinen ersten WM-Titel gewonnen. Der 22-Jährige vom VfL Sindelfingen stieß die Kugel im zweiten Versuch auf 13,81 Meter und ließ der Konkurrenz keine Chance. In Abwesenheit seines polnischen Dauerrivalen Bartosz Tyszkowski war Paralympics-Sieger Kappel klar in der Favoritenrolle – und wurde dieser gerecht.
Eineinhalb Wochen, nachdem er auf dem Marktplatz in Biberach exakt die gleiche Weite gestoßen hatte, die aber nicht offiziell als Weltrekord anerkannt worden war, verlieh Kappel dem Rekord nun Gültigkeit: „Vor so einer geilen Kulisse macht es einfach Riesenspaß. Nach dem Paralympics-Sieg jetzt Weltmeister – unfassbar, einfach der Hammer. Was mit dem Polen ist, weiß ich nicht. Ich wünsche ihm nur das Beste und hoffe, dass wir nächstes Jahr wieder gegeneinander stoßen können.“
Dabei waren die Erwartungen höher als vor einem Jahr – vor allem auch von ihm selbst. „Das ist schon ein neues Gefühl, ich bin aber gut damit klar gekommen und habe einen guten Wettkampf machen können“, erklärte der kleinwüchsige 22-Jährige. Vor jedem Stoß hatte der Athlet von Peter Salzer die Zuschauer mit einem rhythmischen Klatschen aufgefordert, ihn zu unterstützen und genoss die Stimmung sichtlich. Nur auf der Ehrenrunde ging ihm die Puste aus. „Es war wirklich toll, sich feiern zu lassen. Ab 250 Metern war aber Schluss. Als Werfer würde ich beantragen, dass die Rundbahn auf 200 Meter verkürzt wird“, sagte Kappel lachend.
Nun freut er sich bereits auf die Heim-Europameisterschaft im kommenden Jahr und hofft, „dass Berlin ganz genau hingeschaut hat. Das ist der Wahnsinn hier. Im eigenen Land freut man sich richtig darauf und ich hoffe, dass wir so gut wie möglich daran anknüpfen können.“ Es sei auch das große Ziel der Athleten, den Para-Sport weiter nach vorne zu bringen. „Und zwar nicht nur bei den Paralympics. Wir brauchen uns mit unseren Leistungen auch in der Zeit dazwischen nicht zu verstecken. In meiner Trainingsgruppe trainiere ich mit vielen olympischen Sportlern zusammen und wir versuchen alle das gleiche: die Kugel jeden Tag ein bisschen weiter zu stoßen“, betonte der amtierende Weltmeister und Paralympics-Sieger. Davor wollte er aber mit Kumpel Mathias Mester feiern, der im Speerwurf Bronze holte: „Den schnappe ich mir jetzt. Ihm gönne ich die Medaille mehr als jedem anderen.“
Marc Schuh beendet seine Karriere
Im letzten Rennen seiner Karriere fuhr Marc Schuh über 400 Meter der Klasse T54 in 47,83 Sekunden auf Rang sieben. Schon in der Aufwärmrunde und am Start hatte der 27-Jährige breit gegrinst. Sein Plan, den Lauf zu genießen, ging voll auf: „Es war schön, die Atmosphäre ist fantastisch, die Stimmung exzellent“, sagte der Rennrollstuhlfahrer des TV Herkenrath 09. Dass die Zeit etwas langsamer war als im Vorlauf, wurde zur Nebensache: „Die Zeit ist in Ordnung. Es war kalt, das kommt mir nicht zugute.“
Viel lieber wollte sich der Doktorand der Kernphysik bei den Zuschauern bedanken: „Die Briten sind ein unglaublich toller Gastgeber wie schon vor fünf Jahren, als sie die Paralympics auf ein neues Niveau gehoben haben. Das gleiche ist ihnen nun mit der WM gelungen. Ein hervorragender Abschluss, um mich im nächsten Jahr auf meine Promotion zu konzentrieren. Aber jetzt will ich erst mal den Abend genießen.“
Damit hat das deutsche Team von Bundestrainer Willi Gernemann nach sieben von zehn Wettkampftagen fünf Mal Gold, fünf Mal Silber und vier Mal Bronze. Am Freitag gibt es gleich zwei Podest-Chancen: Katrin Müller-Rottgardt im Weitsprung und Frederike Koleiski im Kugelstoßen könnten die Medaillenbilanz der Deutschen Paralympischen Mannschaft weiter aufbessern. Die Para-Leichtathletik-WM in London ist mit rund 1100 Athletinnen und Athleten aus 95 Nationen und über 280.000 verkauften Tickets das bisher größte Event im Para-Sport neben den Paralympics.