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Finale der Zimmerkollegen: Brüchle gewinnt Gold
Gold geholt und Rio-Ticket gelöst – Thomas Brüchle ist erstmals in seiner Karriere Europameister geworden. Bei der Europameisterschaft im dänischen Vejle besiegte der Lehrer vom Bodensee in der Wettkampfklasse 3 ausgerechnet seinen Freund, Teamkollegen und Top-Favoriten Thomas Schmidberger – und zwar überraschend deutlich mit 3:0. Im Halbfinale schaltete der Weltranglistendritte mit Jan Gürtler bereits einen weiteren Teamkollegen aus und trumpfte im Endspiel groß auf: Es war erst sein zweiter Sieg gegen Schmidberger bei einem internationalen Turnier überhaupt. Silber ging so an Schmidberger und Bronze an Gürtler, außerdem holten die Offenburgerin Juliane Wolf und der Bochumer Valentin Baus nach jeweils spannenden Finals über fünf Sätze noch zweimal Silber für das deutsche Team.
Der Finaltag der Einzelwettbewerbe begann aus deutscher Sicht um einiges besser, als der Vortag endete: Mit einem phänomenalen Comeback nach 0:2 Satzrückstand und einem Spielstand von 8:10 im dritten Satz gewann Juliane Wolf ihr Semi-Finale gegen die Schwedin Marleen Rosenmeier-Bengtsson. Nachdem der schwedische Coach bei besagtem Spielstand ein Time-out nahm, klaute Wolf der Schwedin den Sieg im dritten Durchgang noch vom Schläger – anschließend kippte das Spiel zugunsten der deutschen Weltranglistenvierten. Wolf konnte auch Satz 4 und schließlich den Entscheidungsdurchgang für sich entscheiden.
Im Finale traf die Offenburgerin dann erneut auf Aida Dahlen (NOR), die sie in der Gruppe noch in einem Fünfsatz-Drama besiegte. Auch diesmal sah es bei einer 2:1-Führung und Matchball bei 10:9 im vierten Satz nach einem Sieg für die Deutsche aus, doch Dahlen bewies Nerven und glich aus – es ging also auch im Finale in den entscheidenden Satz. In diesen startete Wolf hervorragend und ging mit 6:1 in Führung, doch dann begann die Norwegerin mit dem Mut der Verzweiflung zu spielen und krönte sich schließlich mit 11:9 zur Europameisterin – Wolf darf sich mit der Silbermedaille trösten.
Thomas Brüchle überrascht und löst das Rio-Ticket
Auch die Halbfinals von Thomas Schmidberger (WK 3) und Valentin Baus (WK 5) ließen sich an Spannung nicht überbieten: Schmidberger hatte es mit dem französischen Weltranglistenvierten Florian Merrien zu tun, der dem Deutschen alles abverlangte. Der Franzose spielte nach 2:1 Führung von Schmidberger noch einmal stark auf, bevor der Titelverteidiger das Spiel schließlich im fünften Satz gewinnen konnte. Ebenfalls mit einem Franzosen hatte es Valentin Baus im Halbfinale der WK 5 zu tun, und auch Nicolas Savant-Aira versuchte alles, um den Sprung ins Finale zu schaffen. Baus lag bereits mit 1:2 hinten und war auch im vierten Satz in Rückstand, bevor er den Schalter umlegte und sowohl Satz 4 als auch Satz 5 hauchdünn für sich entschied. Lediglich Brüchle stellte bereits im Halbfinale mit einem klaren Sieg über seinen Nationalmannschaftskollegen Jan Gürtler seine tolle Form unter Beweis.
Und auch Thomas Schmidberger hatte Brüchle heute im Finale nicht genug entgegen zu setzen: Mit 11:8, 11:8 und 11:9 sicherte sich der Underdog seinen ersten großen Titel im Einzel und buchte somit als europäischer Kontinentalmeister seinen Platz für die Paralympischen Spiele in Rio 2016.
Für Valentin Baus ging das Endspiel gegen Tommy Urhaug leider nicht glücklich aus. Der amtierende Weltmeister Baus stand der Nummer eins der Welt gegenüber – ein Duell zweier absoluter Top-Spieler, das stets hart umkämpft ist. Nachdem Baus den ersten Satz verloren hatte, holte er sich anschließend die Durchgänge zwei und drei und war auf einem guten Weg in Richtung Goldmedaille. Doch Urhaug gab sich nicht geschlagen: Er glich in Satz vier mit 11:8 aus und ließ dem jungen Deutschen im fünften Satz mit 11:5 schließlich nicht mehr viele Chancen, so dass Baus nun Vize-Europameister ist.
Am Donnerstag starten die Mannschaftswettkämpfe
„Zwar haben wir durch den Ausfall von Holger Nikelis im Einzelwettbewerb in diesem Jahr quantitativ eine Medaille weniger als noch in Lignano, dafür konnten wir aber unser Ziel erreichen, die Medaillenausbeute qualitativ zu verbessern“, so das Fazit von Bundestrainer Ziegler. „2013 gewannen wir neben einmal Gold nur einmal Silber und viermal Bronze, jetzt freuen wir uns über eine Goldmedaille, sowie drei silberne und eine bronzene Medaille.“
Nach dem Ende der Einzelwettbewerbe beginnen am Donnerstag die Teamwettbewerbe für die deutschen Starter. „Morgen beginnt für uns wieder ein völlig neuer Wettkampf. Alles steht auf null und wir gehen mit neuer Motivation und Power in den Mannschaftswettkampf“, verspricht Ziegler.
Alle Informationen zu den Europameisterschaften in Vejle finden Sie auf der Homepage des Ausrichters, wo ebenfalls von allen Tischen durchgängig ein Livestream angeboten wird: www.parabordtennis.dk
Quelle: Sonja Scholten