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Para-Equestrian: Zwei EM-Titel und sechsmal Bronze
Zwei EM-Titel und sechsmal Bronze – so lautet die Ausbeute für die deutschen Para-Dressurreiter bei den Europameisterschaften im französischen Deauville. Bronze gab es nicht nur für das deutsche Team, sondern gleich zwei Mal für Steffen Zeibig (Arnsdorf, Grade II) mit Feel Good und Carolin Schnarre (Osnabrück, Grade IV) mit Del Rusch sowie einmal für Elke Philipp (Treuchtlingen, Grade Ia) mit Regaliz. Darüber hinaus präsentierten sich Hannelore Brenner (Wachenheim, Grade III) und ihre Stute Women of the World einmal mehr als perfekt eingespieltes Team. Sie verteidigten nicht nur erfolgreich ihren Europameistertitel in der Einzelwertung, sondern gewannen außerdem Gold in der Kür.
„Ich weiß gar nicht, die wievielte Medaille das ist, da muss ich erst einmal nachrechnen“, sagte Hannelore Brenner lachend und kam dann zu folgenden Ergebnis: Es ist die 13te gemeinsame Goldmedaille für sie und ihre 20-jährige Hannoveranerin Women of the World, weiteres Edelmetall und deutsche Meistertitel nicht eingerechnet. In Deauville hatten die beiden in allen drei Wertungsprüfungen die Nase vorn: Im Teamtest und der Einzelwertungaufgabe, die zusammen auch fürs Teamergebnis zählen, sowie der Kür. Jeweils Silber gewann die Dänin Susanne J. Sunesen mit Thy’s Que Faire. Zwei Mal Bronze gab es für die Niederländerin Lotte Krijnsen mit Rosenstolz. Deren Landsfrau Sanne Voets, in den vergangenen beiden Jahren Brenners stärkste Konkurrenz und Titelverteidigerin in der Kür, landete mit Vedet PB NOP jeweils auf Platz vier.
„So erfolgreich waren wir noch nie“, zog Equipechefin Britta Bando ihre Bilanz der EM. "Vor allem hatten wir noch nie so eine ausgewogene Teamleistung. In diesem Jahr gab es für alle Teamreiter auch Einzelmedaillen.“ Lediglich Einzelreiterin Dr. Angelika Trabert (Dreieich, Grade II), seit beinahe 20 Jahren im Para-Sport erfolgreich, musste in dieser Hinsicht verzichten. „Geli ist hier erstmals mit ihrem neuen Pferd First Lady Melody gestartet und die beiden mussten erst einmal Erfahrung sammeln“, sagte Bando.
Dieses Stadium haben Steffen Zeibig und Feel Good inzwischen erfolgreich überwunden. Der 38-Jährige, dem von Geburt der rechte Unterarm, der rechte Unterschenkel und der linke Fuß fehlen, startete im vergangenen Jahr in Caen noch als Einzelreiter, allerdings in Grade III. In diesem Jahr durfte er laut Regelwerk nur in Grade II starten und gewann mit seiner elfjährigen Rappstute von Fürst Heinrich Bronze in der Einzelwertung und Kür. „Ich bin von vielen darauf angesprochen worden, wie gut sich das Pferd entwickelt und verbessert hat. Dabei haben die Richtern auch anerkannt, dass Steffen die gesamte Prüfung einhändig geritten hat“, sagte Bando. Doppel-Gold in Grade II gab es für die amtierende Weltmeisterin Rixt van der Horst aus den Niederlanden mit Uniek NOP. Die Britin Natasha Baker holte mit Sookie St. James zwei Mal Silber.
„Mit ihren Ergebnissen hat Rixt van der Horst wie schon in Caen stark für ihre Mannschaft gepunktet“, sagte Bando. Mit 432,557 Punkten musste die deutsche Mannschaft nicht nur den Briten (451,146 Punkte), sondern erneut auch den Niederländern (439,425 Punkte) den Vortritt lassen. Die Dominanz der bislang ungeschlagenen Briten scheint allerdings weiter rückläufig. So konnte sich in der Einzelwertung nur noch eine englische Reiterin an der Spitze behaupten: Sophie Christiansen mit Athene Lindebjerg. Sie gewann zweifaches Gold in Grade Ia vor ihrer Landsfrau Anne Dunham mit LJT Lucas Normark. Auf dem Bronzerang der Einzelwertung landete Elke Philipp mit Regaliz, in der Kür wurde sie Vierte. Hier ging Platz drei an Sara Morganti mit Royal Delight. „Die Italienerin trabt in der Kür sehr sicher, was Elke aufgrund ihres Handicap nie so gelingen wird. Das gab hier den Ausschlag“, sagte Britta Bando.
Für eine kleine Überraschung sorgte Grade IV-Reiterin Carolin Schnarre, die im vergangenen Jahr in Caen ihr Championatsdebüt gegeben hatte. In diesem Jahr war die 22-jährige schwer sehbehinderte Reitern zunächst als Reservistin nominiert worden, dann aber kurzfristig für Lena Weifen-Rohde nachgerückt. Nun kehrt sie mit insgesamt drei Bronzemedaillen im Gepäck nach Hause zurück. „Carolin ist hier der Anschluss an die internationale Spitze gelungen. Sie hat Del Rusch, der ihr ja von Elke Philipp zur Verfügung gestellt wird, an allen drei Tagen optimal vorgestellt“, so Bando. Den Titel in der Einzelwertung und Kür ging an den Niederländer Frank Hosmar mit Alphaville NOP, zwei Silber sicherte die Britin Sophie Wells mit C Fatal Attraction.
Insgesamt bewarben sich bei den Europameisterschaften 71 Reiter aus 25 Nationen in fünf Behinderten-Grades um Titel und Medaillen, 20 Nationen stellten eine Mannschaft. „Es war eine wirkliche Veranstaltung. Die Organisatoren haben sich viele Mühe gegeben und gezeigt, dass Frankreich ein guter Gastgeber sein kann“, zog Britta Bando Bilanz.
Alle Ergebnisse gibt es hier.
Quelle: Deutsche Reiterliche Vereinigung