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Beucher: "Der IAAF ist jetzt am Ball"
Zum jetzigen Zeitpunkt kann nicht eindeutig ausgesagt werden, dass die Prothese von Markus Rehm ihm beim Weitsprung einen oder keinen Gesamtvorteil bietet - das ist das Ergebnis einer internationalen Studie der Deutschen Sporthochschule in Köln sowie Instituten in Tokio und Boulder (USA). Das Resultat präsentierten der unterschenkelamputierte Weitspringer und DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher im Rahmen einer Pressekonferenz im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln. Rehm und Beucher sehen nun den Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) in der Pflicht, sowohl die umstrittene Regel 144.3 (d) abzuschaffen als auch sich mit einem Start des Paralympicssiegers von 2012 bei den Olympischen Spielen in Rio auseinanderzusetzen.
"Wir haben unabhängige und umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass ein Vorteil unter dem Strich nicht nachgewiesen werden kann. Auch wenn die Bewegungsabläufe nicht vollständig vergleichbar sind, ist dies das Ergebnis und der aktuelle Stand der Wissenschaft", betont Rehm. Er hoffe, dass der Weltverband sich endlich auf Gespräche mit ihm einlasse und sich öffne. "Das war über viele Monate leider nicht der Fall. Dabei frage ich: Was ist das Problem eines gemeinsamen Starts in getrennter Wertung? Wovor hat man denn Angst? Ich will und wollte nie einen Vorteil haben. Aber: Darf man denn als paralympischer Athlet keine Ausnahmeleistungen erbringen?" Rehm bekräftigte, dass er auch außerhalb der Wertung starten würde, so lange kein eindeutiges Ergebnis vorliegt.
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher sieht nun eindeutig den IAAF am Zug, was er in einem Schreiben an den Verband untermauerte. "Markus Rehm hat der aus unserer Sicht noch immer unangemessenen Forderung des Internationalen Leichtathletik-Verbandes entsprochen und auf eigene Initiative ein Gutachten durchführen lassen. Drei renommierte internationale Institute können nach umfangreichen Untersuchungen zum jetzigen Zeitpunkt keinen Gesamtvorteil von unterschenkelamputierten Weitspringern im Gegensatz zu Athleten ohne Behinderung erkennen", sagt Beucher und fügt an: "Spätestens jetzt liegt der Ball endgültig beim Internationalen Leichtathletik-Verband, der bislang jegliche Kooperationsbereitschaft vermissen lassen hat. Es ist an der Zeit, sich endlich gemeinsam an einen Tisch zu setzen – und die unsägliche Regel abzuschaffen, wonach Leichtathleten mit Behinderung von der Teilnahme an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften ausgeschlossen werden, wenn sie nicht selbst nachweisen, dass ihnen ,mechanische Hilfen' keinen Vorteil verschaffen."
Diese Regel diskriminiere Menschen mit Behinderung, sagt Beucher. Dabei gehe es nicht nur um Markus Rehm, sondern um Sportlerinnen und Sportler mit "mechanischen Hilfen" auch in anderen Disziplinen und auf internationaler Ebene.