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Berliner Werkstätten verteidigen Meistertitel
Die Berliner Werkstätten haben die Deutsche Fußball-Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen in Duisburg gewonnen und ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigt. In einem lange packenden und auch spielerisch hochklassigen Finale setzte sich das Team aus der Hauptstadt mit 5:0 (1:0) gegen die Hessen des Behinderten-Werks Main-Kinzig durch. In sechs Spielen kamen die Berliner auf ein überragendes Torverhältnis von 34:3-Treffern.
Die begehrte Meisterplakette des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) übergab Dr. Stephan Osnabrügge, Vorsitzender der DFB-Kommission für gesellschaftliche Verantwortung, gemeinsam mit Ralf Hagemeier, stellvertretender Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG:WfbM). Den dritten Platz erreichten die nordrhein-westfälischen Lokalmatadoren von Westfalenfleiß aus Münster nach einem 4:0 (2:0)-Sieg gegen Alsterarbeit aus Hamburg. Alle vier Teams hatten bereits ihre Vorrunden am Dienstag dominiert und waren Gruppensieger geworden.
Der Vorjahres-Zweite der SG ZOAR Werkstätten aus Rheinland-Pfalz verpasste die Runde der besten acht Teams dagegen ebenso überraschend wie die Kappelner Werkstätten (Schleswig-Holstein), die 2013 auf Platz 3 gelandet waren. Den Fair-Play-Preis bekamen die Kappelner Werkstätten überreicht. Kriterien für die Wertung waren das Verhalten der Spieler, Trainer und Betreuer auf und neben dem Platz.
Watzke: "Das Niveau wird von Jahr zu Jahr besser!"
Wolfgang Watzke, Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, war begeistert: "Das spielerische Niveau der Meisterschaft wird von Jahr zu Jahr besser." Zudem betonte er die positive Entwicklung der Inklusion auf Vereinsebene. "Die Beispiele des VfB Weißwasser aus Sachsen und Eintracht Schepsdorf aus Niedersachen verdeutlichen eindrucksvoll, wie die Zusammenarbeit zwischen Werkstätten und Fußballvereinen organisiert werden kann. Ganz so, wie wir es uns mit der Initiative '700 Werkstätten - 700 Fußballvereine' zum Ziel gesetzt haben."
Die Sepp-Herberger-Stiftung veranstaltet gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern, der BAG:WfbM, dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) und den Special Olympics Deutschland (SOD) bereits seit dem Jahr 2000 alljährlich die Meisterschaft. Dieses Jahr wurde der reibungslose Ablauf erneut von vielen freiwilligen Helfern unterstützt: Physiotherapeuten-Schüler der Westfalen-Akademie in Dortmund kümmerten sich um die kleineren Blessuren der Spieler, Freiwillige des Sophie-Scholl-Berufskollegs in Duisburg, darunter U20-Weltmeisterin Madeleine Gier, unterstützten wie bereits in den vergangenen Jahren die Turnierleitung an den Spielfeldern und bei der Fair-Play-Wertung.
Ungarische Revanche in Wedau, Bundesliga-Atmosphäre in Mönchengladbach
Neben den Spielen wurde den Mannschaften ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten. Bei einem Freundschaftsspiel am Mittwoch wurde der Geist des "Wunders von Bern" beschworen, beim Einlagespiel zwischen einer Turnierauswahl und der Gastmannschaft Komló HABILITAS standen sich 60 Jahre nach dem Endspiel der Weltmeisterschaft 1954 in Bern wieder Teams aus Deutschland und Ungarn gegenüber. Damals hatte die Nationalmannschaft von Trainer Sepp Herberger sensationell 3:2 gewonnen und war zum ersten Mal Fußball-Weltmeister geworden, an der Sportschule Wedau siegten die Ungarn mit den Namen ihres damaligen Teams auf dem Rücken 9:1 (2:1).
Im Anschluss schnupperten die über 200 Sportler Bundesliga-Atmosphäre: Auf Einladung von Borussia Mönchengladbach wurde das Stadion des Erstligisten im Nordpark besucht. Bei der Führung durch den Fußball-Tempel durften sich die Sportler auf die Ersatzbänke am Spielfeld setzen, die Gästekabine und VIP-Logen bestaunen und sich in der Interviewzone und dem Pressekonferenz-Raum in den Katakomben auf die Spuren von Trainer Lucien Favre, Max Kruse und André Hahn begeben. "Schau mal, hier haben die Bayern schon geduscht", staunte einer der Sportler im Sanitärbereich - viel näher kann man den Stars nicht sein. Tobias Wrzesinski, stellvertretender Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, freute sich über die Begeisterung der Spieler und das großzügige Angebot der Borussia: "Im Namen der Stiftung ein großes Dankeschön an die Borussia! Das war toll, ein einmaliges Erlebnis."
Nach der feierlichen Eröffnung am Montag hatte die Nationalmannschaft für Menschen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung bereits gegen die Traditionsmannschaft des MSV Duisburg gespielt. Trotz tapferer Gegenwehr verlor die Auswahl zwar 1:6 gegen die "alten Zebras", hielt aber über 60 Minuten Spielzeit jederzeit dagegen. Und schließlich stand beim MSV reichlich Profi-Erfahrung auf dem Feld. Spieler wie Uwe Weidemann, der heutige MSV-Manager Ivica Grlic, Thomas Puschmann oder Franz-Josef Steininger kommen zusammen auf 464 Bundesliga-Spiele und sogar 559 Auftritte in der 2. Liga.
Soziale Kompetenzen durch den Fußball
In den 2.500 deutschen Werkstätten spielt Fußball eine große Rolle: Durch den Sport trainieren die Werkstattbeschäftigten soziales Zusammenspiel und soziale Kompetenzen. Darüber hinaus ist der Fußball eine hervorragende Möglichkeit, die Inklusion behinderter Menschen voranzutreiben, betont Martin Berg, Vorsitzender BAG:WfBM: "Werkstätten und Fußballvereine kooperieren immer enger miteinander. Menschen mit Behinderung werden Teil des Vereinslebens und damit ein Teil der Gemeinschaft."
Das Turnier hat deshalb auch im Kalender des Deutschen Fußball-Bundes einen festen Platz: "Die Deutsche Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen ist das Flaggschiff unserer Kooperation mit den Werkstätten. Gleichzeitig arbeiten wir im Rahmen des Projekts '700 Vereine, 700 Werkstätten' daran, Werkstätten und Fußballvereine enger zusammenzubringen. Wir wollen, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam im Verein Fußball erleben", so Eugen Gehlenborg.
Alle Ergebnisse und die Abschlusstabelle können Sie unter www.fussball-wfbm.de einsehen.
Quelle: DFB-Stiftung Sepp Herberger